Informationskompetenz von Forschenden

Das ZWB Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft hat im Februar diesen Jahres Studierende und Forschende zu ihrem Informationsmanagement und zu ihrer eingeschätzten Inofrmationskompetenz befragt. Gefragt wurden vor allem Nachwuchswissenschaftler und Studierende der Fächer Wirtschaftswissenschaften in qualitativen und quantitativen Befragungen. Folgende Ergebnisse wurden nun veröffentlicht:

1. 53 Prozent der befragten Wirtschaftsforschenden geben an, dass ihnen die Beurteilung der wissenschaftlichen Qualität eines Suchtreffers häufig schwer fällt.
2. 40 Prozent der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus BWL und VWL finden es schwierig zu beurteilen, ob ein Treffer für ihr Forschungsvorhaben relevant ist.
3. 35 Prozent aller befragten Forscher/innen finden bei der Recherche die Suche nach einem passenden Schlagwort schwierig.
4. Doktorand/inn/en und Post Docs fühlen sich oft allein gelassen, wenn es darum geht, einen renommierten Verlag für ihre Dissertation zu finden (45 Prozent) oder das richtige Journal für ihren Aufsatz (27 Prozent).
5. Die Gestaltung von Autorenverträgen mit Verlagen werden von einem Viertel der Befragten (24 Prozent) als besonders belastend empfunden, insbesondere aufgrund des fehlenden ju- ristisches Wissens zu urheberrechtlichen Regelungen.
6. 48 Prozent der Forschenden empfinden den Aufwand für Formatierungen, Quellenverwaltung und Übersetzungen nach Verlagsvorgaben als beschwerlich.
7. Die vielfältigen Möglichkeiten des elektronischen Publizierens via Open Access sind der Mehrzahl der Wissenschaftler/innen unbekannt.
8. Open Access wird in der Regel irrtümlicherweise assoziiert mit Wildwuchs und schlechter Qualität.
9. Dass es renommierte Open-Access-Zeitschriften mit einem strengen Peer-Review-Prozess gibt, ist den wenigsten Wissenschaftler/inne/n überhaupt bekannt.
10. Nur 16 Prozent der befragten Wirtschaftsforschenden nutzen die Vorteile sowie erhöhte Zitierhäufigkeit und Sichtbarkeit im Netz, die Open-Access-Journals bieten.

Einige der Ergebnisse erstaunen, andere sind durchaus zu erwarten gewesen, wie beispielsweise die hohe Belastung bei der Aufbereitung von Artikeln oder die Probleme von Nachwuchswissenschaftlern beim Finden von renommierten Verlagen.

Erstaunlich ist allerdings, dass knapp mehr als die Hälfte der Forschenden einige Probleme im Bereich Informationskompetenz aufweisen, sind sie doch die Berufsgruppe, die primär mit Informationen umgehen, beurteilen und auch neu generieren müssen. Was heisst es dann, wenn genau diese Zielgruppe ähnlich informationsinkompetent ist wie Studierende? Folgende Abbildungen zeigen die Ähnlichkeiten der Antwortmöglichkeiten (zum Vergrößern anklicken):

Wenn Informationen neben der Aktualität also hauptsächlich danach beurteilt, wo sie gefunden werden und sonst wenig Kompetenzen zur Beurteilung vorausgesetzt werden können, erstaunt es dann eher nicht, wenn Beiträge in OpenAccess Journalen oft mit mangelnder Qualität gleichgesetzt werden.

Nun stellen sich zwei Fragen: Ist dies ein Problem der Wirtschaftswissenschaften oder zeigen sich die Probleme auch in den Geistes- und  Sozialwissenschaften, die eher mit Texten arbeiten? Und zweitens: Wie damit umgehen? Informationskompetenz wird wenn überhaupt zu Beginn des Studiums gelehrt und integriert, später geht man davon aus, dass Studierende, vor allem aber Doktoranden und Nachwuchswissenschaftler dies können – ein Trugschluss??

Für alle, die die Ergebnisse nachlesen möchten, hier der Link auf die Studie.

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