Die Breite medienpädagogischer Forschung

Nun ist sie schon wieder vorbei, die Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik der DGfE in Hamburg. Wieder zurück hatte ich kurz Zeit, einige Gedanken, die mir während der Konferenz durch den Kopf gegangen sind, nochmals zusammen zu fassen. Begonnen hat die Tagung der Sektion mit dem Doktorandenforum. Wir hatten dieses Jahr mehr Einreichungen als Zeit, so dass wir leider nicht alle Beiträge annehmen konnten. Dafür konnten diejenigen, die nicht aktiv vorstellen konnten, ein Poster mitbringen, das in der Postersession dann auch von mehreren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nachgefragt wurde. Für mich eine schöne Möglichkeit, auch den Nachwuchs in der Sektion sichtbar zu machen. Den Doktoranden, die im Forum vorgestellt haben, haben wir (Sanda Aßmann und ich) einen critical friend zur Seite gestellt – ein Format, das sich für mich sehr bewährt hat. So haben alle kritischen Freunde konstruktive und gute Rückmeldungen zu den einzelnen Vorhaben gegeben, weiterführende Literatur mitgebracht und damit die Diskussion massgeblich bereichert.
Was mir in der inhaltlich-thematischen Ausgestaltung der Tagung bewusst wurde und sich schon im Doktorandenforum andeutete, war die große Breite, die medienpädagogische Forschung und Themenstellungen ausmacht: eine Breite sowohl inhaltlich, aber auch forschungsmethodisch. Es wurden Arbeiten von quantitativen Instrumentenerstellung bis hin zu Dispositivanalysen vorgestellt, die sich thematisch im Spektrum von Familie, Schule, Hochschule bis hin zur betrieblichen Weiterbildung streuten – für mich eine sehr gelungene Darstellung von Breite und Differenziertheit.

Das Tagungsthema fokussierte dieses Jahr mediale Handlungspraxen, und diese Fokussierung zog sich durch viele Beiträge (Abstracts der Beiträge finden sich hier). Schon in der Eröffnung der Tagung wies Petra Grell auf (mediale) Handlungspraxen von Tagungskultur hin. Unterschiedliche Aushandlungsorte und Handlungspraxen mit und durch digitale Medien prägten dann auch die gesamte  Tagung, nicht nur inhaltlich, sondern auch strukturell. So gab es dieses Jahr zum ersten Mal auf der Herbsttagung eine Twitterwall, und war im Pausenraum. Inwieweit das Format Anklang fand, war ich mir nicht sicher, denn es twitterten nur wenige Personen. Mit der aus meiner Sicht starken Wahrnehmung sozialer Medien an der Herbsttagung (was sicherlich auch am „Hamburger Medienteam“ lag) wurde nochmals damit nochmals das Erschließen medialer Handlungspraxen, nicht nur in der Forschung, sondern auch in Wissenschaft und Kommunikation sichtbar.
Es ist nicht möglich, an dieser Stelle alle Beiträge angemessen zu würdigen, so dass ich „nur“ auf einige Dinge kurz eingehen kann, die sich aus meiner Meinung in vielen Beiträgen zeigten: das war zum einen das Thema der Entgrenzung und das Verschwimmen von Kontexten - angestoßen durch ubiquitäre digitale Medien. Dieses Auflösen von Grenzen und Kontexten zeigte sich auf unterschiedlichen Ebenen und Feldern in vielen Vorträgen. Die Bearbeitung dieses Spannungsgefüges scheint für die Medienpädagogik eine Herausforderung auch für die Analyse von Handlungspraxen und Bildungswerten zu sein. Ein weiterer Punkt betraf die Sichtbarmachung von in digitalen Medien eingeschriebenen Bildungspotenzialen, die in verschiedenen Beiträgen aufschienen. Auch hier stellte sich die Frage, wie diese in Bildungsprozessen wirksam werden können.
Offen bleibt für mich in vielen Teilen noch die Frage, wie man diese veränderten Handlungspraxen und Bildungswerte empirisch angemessen erfassen kann. Ich vermute, dass es hier noch viel mehr kreative Abwandlung bisheriger Methoden benötigt, um Phänomene erfassen zu können. Eine weitere Herausforderung liegt dabei auch in immer kürzeren Aufmerksamkeitszyklen, die auchFolgen für die Forschung haben kann. Die Diskussion um medienpädagogische Forschung bleibt damit sicherlich spannend 🙂