Dossier «Wissenschaftliches Schreiben»

Ich habe hier schon einmal über Wissenschaftliches Schreiben an der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik der Universität Zürich berichtet. Nun liegt ein umfangreiches Dossier mit dem Thema «Wissenschaftliches Schreiben und studentisches Lernen» vor. Aus dem Vorwort:

Wissenschaftliches Schreiben ist Ziel und Aufgabe universitären Lernens. «Schreiben können» heisst im akademischen Kontext, Forschungsfragen formulieren, Hypothesen kommunizieren, Forschungsresultate an ein Fachpublikum genauso wie an eine
breite Öffentlichkeit vermitteln zu können. Wissenschafterinnen und Wissenschafter stehen in Diskursen, die weitgehend schriftlich geführt werden. Diese sind in höchstem Mass von fach- und bereichskulturellen Traditionen geprägt. Studierende nähern sich im Lauf ihres Studiums an diese Diskurse an. Die Universität stellt zahlreiche Lernumgebungen zur Verfügung, die den Erwerb von Fachwissen durch Schreiben zum Inhalt haben. Nur beschränkt sind aber die Gelegenheiten für Studierende, wissenschaftliches Schreiben als fachabhängige, aber nicht fachgebundene Kompetenz bewusst zu erwerben und einzuüben.
Das Dossier begleitet die Kurs- und Informationsangebote der Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik im Bereich des wissenschaftlichen Schreibens. Es stellt die Diskussion über das Schreiben als Kernelement universitäen Lernens in den Kontext der Wissenschaft vom Schreiben. Auf den theoretischen Überlegungen bauen dann die Vorschläge auf, wie wissenschaftliches Schreiben als zu lernende Kompetenz in der institutionellen Struktur der Universität – vom Schreiben im Seminar bis zur Anleitung von Abschlussarbeiten – zum Tragen kommen kann.

Spannend fand ich vor allem den Abschnitt, der sich neuen Medien und wissenschaftlichem Schreiben widmet und explizit Verbindungen zur Medienkompetenz und somit auch überfachlichen Kompetenzen herstellt:

Schreiben und Medien: Die Schreib- und Kommunikationsmedien haben sich in den letzten dreissig Jahren radikal gewandelt und sind enger denn je mit dem Schreib- und Erkenntnisprozess verbunden. Computer und Internet schaffen neue Formen der Wissensverarbeitung, der Bezugnahme auf andere Texte, der Veröffentlichung von Wissen und der Kollaboration unter den Schreibenden. Studierende müssen diese Medien einsetzen lernen, um sich in den wissenschaftlichen Textwelten zurecht zu finden. Die vierte Aufgabe besteht also darin, dass die Studierenden die mit der Herstellung ihrer Fachtexte verbundenen Schreib-, Grafik- und Datenverarbeitungsprogramme wie Word, Excel, Power Point, Mind Manager, dazu Recherche- und Literaturverwaltungsprogramme wie Endnote oder Web of Science sowie den Umgang mit Lernplattformen beherrschen und konstruktiv einsetzen lernen müssen. Das stille Kämmerlein gibt es nicht mehr. Schreiben findet immer mehr in einem medial vermittelten öffentlichen Raum statt, der zwar ein virtueller ist, dessen Funktionsweisen, Regeln und Gesetze die Studierenden indes beherrschen müssen.

Hilfreich für die eigene Reflexion für alle, die mal wieder an einer wissenschaftlichen Arbeit oder an einem Artikel sind, ist die Darstellung des Schreibprozess, den Kruse folgendermassen gliedert:

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Hier kann man nachschauen, ob man auch keinen Punkt vergessen hat und so das eigene Handeln schreibend reflektieren. Doch nicht nur Studierenden und Lernenden hilft diese Broschüre, sondern auch Dozierenden, die Schreiben vermitteln wollen. Dies ist immer noch ein Gebiet, das an deutschen und schweizer Universitäten nicht systematisch vermittelt, sondern mit der Annahme eines „automatischen“ Erwerbs im Laufe des Studiums vernachlässigt wird.

Die Broschüre ist hier zu finden.