E-Portfolios in der Hochschule

Bei Martin Ebner bin ich auf den 178 Seiten starken Bericht zum Thema E-Portfolios von Salzburg Research aufmerksam geworden. Dieser nähert sich dem Thema E-Portfolio auf mehreren methodischen Ebenen: Literaturrecherchen, schriftliche und mündliche Befragungen und Analyse von Tools.

Besonders gut hat mir die Integration des selbstgesteuerten Lernens und die daraus entwickelte Gegenüberstellung von summativen und formativen Assessmentformen mit E-Portfolios gefallen (S. 19):

AssessmentE-Portfolio

Etwas kritisch sehe ich die Unterscheidung von E-Portfolios und Weblogs.

Ein Weblog oder Lerntagebuch ist nicht als Portfolio i.e.S. zu bezeichnen. Ein auf einem Blog geführtes Tagebuch entspricht einem Lerntagebuch, das primär der eigenen, chronologischen Aufzeichnung dient. Es ist damit keine zeitlich definierte, Zielsetzung, Reflexion etc. damit verbunden (S. 27).

Es stimmt in sofern, dass Weblogs keine für diesen Zweck geschaffenen Systeme sind, dennoch ist es m.E. möglich, auch mit Weblog-Systemen Portfolio Arbeit umzusetzen. Ein Weblog ist nicht immer ein Lerntagebuch, sondern kann auch ausgewählte Aspekte eines Lernprozesses thematisieren und darüber reflektieren. Die Beiträge werden zwar chronologisch gesammelt, aber gerade dadurch ist eine Entwicklung nachvollziehbar. Gerade Reflexionsprozesse können angeregt werden, wenn zu einem Weblogeintrag nicht nur das passende Dokument abgelegt wird, sondern dieses in einem posting noch näher erklärt und zusammengefasst wird. Studierende können so Hintergrundinformationen zu dem Dokument liefern, die sonst in einem Portfolio-System verloren gingen.

Doch noch etwas anderes regte meine Gedankengänge an:

E-Portfolios gelten im Moment als «in» in der Hoschullandschaft. Durch einen Wechsel in der Hochschuldidaktik hin zu einer kompetenzorientierten Lehre werden (E)-Portfolios als Methode angesehen, genau dies zu erreichen. Folgende Szenarien sind in dem Bericht aufgeführt (S. 41): Einsatzszenarien

Dennoch komme ich bei folgendem Satz ins Grübeln:

Deshalb ist es bei E-Portfolios notwendig, dass eine kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Lehrenden und Lernenden stattfindet, die auf die Voraussetzungen der LernerInnnen ebenso wie auf die Zilee und Rahmenbedingungen des Einsatzes abgestimmt ist

Dies ist bedeutet allerdings nicht eine Einsparung von Ressourcen (wie sie oft im Bereich E-Learning und E-Assessment erwartet wird), sondern setzt enorme Ressourcen voraus. Im Moment gibt es in der Hochschullandschaft zwei Trends, die m.E. nach nicht zusammengehen: auf der einen Seite soll Hochschullehre tiefe, selbstreflexive Lernprozesse ermöglichen, konstruktivistitsche, situative, authentische Lehr-Lernformen werden eingesetzt, neue Lehrmethoden wie der Einsatz von E-Portfolios werden gefordert, … und auf der anderen Seite gibt es grosse Studierendenzahlen, Bologna und damit verbunden eine Ökonomisierung des Studiums durch Punktesammeln, schnelles Multiple-Choice-E-Assessment … . Hier klafft für mich eine grosse Diskrepanz zwischen Theorie und Wirklichkeit.

Quelle der Abbildungen und Zitate: Hornung-Prähauser, V., Geser, G., Hilzensauer, W. & Schaffert, S. (2007). Vorstudie zu didaktischen, organisatorischen udn technologischen Grundalgen von E-Portfolios und Analyse internationaler Beispiele und Erfahrungen mit E-Portfolio-Implementierung an der Hochschule. Salzburg: Salzburg Research.

Comments

Leider schon nicht mehr da – hätte mich sehr interessiert. Ist es vielleicht möglich, dass Du mir den mailst? Das wäre hypernett!

upps. ich dachte, es wäre das blog eines bekannten: deswegen die duz-Form. Falls Sie trotzdem eine email schicken, fände ich das sehr nett!

Comments are closed.