Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik der DGfE I: Doktorandenforum zwischen Tiefkühlbrötchen, Lust an der Forschung und Abkürzungsstrategien

Am Donnerstag und Freitag war ich auf der Herbsttagung der Sektion Medienpädagogik der DGfE. Unter dem spannenden Tagungsthema Methodologie und Methoden medienpädagogischer Forschung stand die Tagung in der Fortführung des in Zürich begonnenen Diskurses um Begriffe, über die ich hier (Teil 1/ Teil 2) berichtet habe. So möchte ich auch über die diesjährige Tagung berichten, werde sie aber in zwei Teile teilen, einmal in einen Beitrag zum wissenschaftlichen Nachwuchs in der Sektion, zum anderen in eine Reflexion über die Tagung selber (der nächste Beitrag).

Begonnen hat der Tag am Donnerstag mit dem Doktorandenforum. Wir hatten dort drei spannende Dissertationsprojekte (Programm hier) sowie einen Input von Petra Grell zum Thema Qualitativer Sozialforschung im Zeichen der Dissertationsphase. Leider waren diesmal nicht ganz so viele erfahrene WissenschaftlerInnen anwesend wie in Zürich (ein Herzlicher Dank gilt Petra Grell und Werner Sesink), aber es gab wie immer viel zu diskutieren.

Dabei war wie einmal mehr die Zeit immer knapp, jedes Mal, wenn wir im spannenden Diskurs zu einer Dissertation versunken waren, musste ich schon wieder als Moderatorin auf die Zeit achten und den Prozess abbrechen. So blieben wir wieder im Spannungsfeld des tiefen Diskurses und dem Angebot, möglichst vielen DoktorandInnen diesen Diskurs auch zu ermöglichen.

Dabei möchte ich einige Punkte des Diskurses hier auch festhalten (Statements finden sich auch auf twitter #Medienpädagogik #DGfE):

Ausgehend von Luises Projekt zu den iPads in der Schule haben wir kurz angerissen, dass bei solchen Projekten die Herausforderung darin liegt, Theorien zu entwickeln, die über die jeweilige Soft- und vor allem Hardware herausgehen: was ist eigentlich das typische, und inwieweit können Veränderungen gezeigt werden bzw. was kann von solchen Forschungsprojekten generalisiert werden. So warf Werner Sesink die provokante These auf, inwiefern Forschungen im Bereich der Medien nicht eher mit Archäologischen Forschungen vergleichbar sind. Dies ist eine Frage, die mich wohl in nächster Zeit noch weiter beschäftigen wird. Petra Grell schilderte dann mit den Stichworten Angemessenheit – Abkürzungsstrategien – Zeitdruck und Zirkularität Momente der qualitativen Sozialforschung in Qualifikationsprojekten. Oft sind Doktoranden ja mit der Frage konfrontiert: „Wie mache ich es richtig?“. Petra stellte aber die Frage „Was kaufe ich mit mit meiner Entscheidung ein und welche Auswirkungen hat dies“ eine anderen Fokus. Es geht weniger um „das Richtige“, sondern vor allem darum, das eigene Verhalten transparent zu machen. Dies gilt insbesondere für sog. „Abkürzungsstrategien“, die es in Qualifikationsprojekten oft gebe, die aber meist totgeschwiegen werden. Hier ist vor allem auf Transparenz zu achten, Entscheidungen sind klar darzulegen und zu begründen. Diskutiert um die Folgen dieser Transparenz für Qualifikationsprojekte wies Werner Sesink mit dem schönen Statement darauf hin, dass es in der Wissenschaft nicht darum gehe, sich unangreifbar zu machen, sondern sich angreifbar zu machen – denn nur so entstehe Wissenschaft, Innovation und Weiterentwicklung.

Hieran schloss sich eine Diskussion, was Qualifikationsarbeiten eigentlich zu leisten haben: Nachweis über wissenschaftliche Befähigung, oder gleich die „große“, allumfassende Theorie vorzulegen. Und hier kam es auch zum Titel mit dem Vergleich zwischen dem Bäckereihandwerk und dem Aufbacken von Tiefkühlbrötchen: So stand die These im Raum, dass wir uns alle eigentlich als Bäcker verstehen, Qualifikationsprojekte aber durchaus auch Tiefkühlbrötchen sein können, an denen man sich misst. Zugegeben, der Vergleich hinkt, aber es ging um die Frage, wie viel Herzblut damit verbunden auch in einer Arbeit steckt. Und da gab es beide Lager der Argumentation: von kleinen, sauberen überschaubaren Projekten, die innert einer Zeit bearbeitet sein sollten bis hin zum wissenschaftlichen Feuer, das über die Zeit trägt und brennt – es gab lebhaftes Für und Wider.

Die Sektion lobte dieses Jahr zum ersten Mal einen Promotionspreis aus: Ausgewählt von Herrn Tulodziecki und Herrn Spanhel nach einem ausgewählten Kategorienschema mit unterschiedlichster Gewichtung standen zum Schluss ausgewählt aus 7 eingereichten Arbeiten 2 Projekte in der näheren Auswahl: eine empirische und eine theoretische Dissertation. Ausgewählt wurde schliesslich die Dissertation von Dr. Christoph König mit Titel „Bildung im Netz“. Herzlichen Glückwunsch auch im Namen der Doktoranden 🙂

Ansonsten gab es noch eine personelle Änderung zu vermelden: Da Claudia Zentgraf ihre Dissertation nun erfolgreich abgeschlossen hat, haben wir mit Sandra Aßmann (Universität Paderborn) eine weitere engagierte Nachwuchswissenschaftlerin gefunden, die mit mir zusammen das Doktorandennetzwerk der Sektion betreut. Ich freue mich sehr auf eine spannende Zusammenarbeit mit neuen Impulsen für die Weiterentwicklung des Doktorandennetzwerkes 🙂

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