Ist Wissensarbeit 2.0 traumhaft oder traumatisch?

Eigentlich bin ich ja ein Faschingsmuffel – schon immer. Karneval hat also für mich eher etwas „traumatisches“. Es sei denn, es handelt sich um einen Blog Carnival – denn der hat nichts mit verkleiden und „jetzt bin ich mal spontan ganz lustig“ … oder närrisch … zu tun.
So reihe ich mich denn auch gerne zur Polonaise der Blog-Carnivalisten ein und beteilige mich am WissensWert Blog Carnival von Andrea Back & Jochen Robes. Andrea Back hat den ersten Blog Carnival unter das Motto gestellt: „Ist Wissensarbeit traumhaft oder traumatisch?“. Dazu habe ich mir die Frage rausgesucht:

„Wie verläuft der persönliche Lernprozess, sich diese Arbeitspraktiken anzueignen?“

Darauf gibt es wohl für mich nur eine Antwort: informell! Schon aus der Schnelligkeit der technologischen Veränderungen heraus, gibt es wohl kaum eine andere Möglichkeit. Sicherlich gibt es Schulungen zum Einsatz von Blogs und Wikis. Aus der Logik der Sache heraus, werden diese Schulungen aber immer „chronisch verspätet“ (Staudt & Kriegesmann „Mythos Weiterbildung …“) sein.

Was gelernt wird, hängt davon ab, was akut gebraucht wird, oder zumindest reizvoll und spannend ist. Nicht selten ist es auch so, dass sich einzelne Applikationen etablieren und damit eine gewisse Notwendigkeit des Lernens ergibt – um mitreden bzw. mitmachen zu können. Ganz aktuell zum Beispiel alles ums iPhone.

Die „kleinen Helferlein“ und Gadgets sind dabei in der Regel so einfach, dass ihre Grundfunktionalitäten schnell beherrscht werden. Eine Vertiefung erfolgt dann „on demand“ mit der Nutzung der Anwendung. In diesem Sinne also ganz informell, nicht mit dem Ziel etwas zu lernen, sondern etwas zu beherrschen, was Spass macht, es mir ermöglicht mich zu informieren bzw. auszutauschen oder einfach den Arbeitsalltag erleichtert.

Nach meinen Erfahrungen ist dies zunächst – nicht nur bei mir – ein individueller Prozess. Erst wenn es nicht weitergeht, wird Hilfe geholt; im Web oder bei Kollegen und Freunden vor Ort. Doch nicht selten heisst es auch dort „einfach mal ausprobieren“. So ist es auch nicht verwunderlich, das man bei fast jedem Wiki auch eine „Sandbox“ findet, auch der man mal ein wenig probieren kann. Also „gerahmtes“ informelles Lernen.

Dies ist erstmal „traumhaft“, für jeden der gerne rumprobiert und Spass an Neuem hat. Die Tools, die ein Wissensarbeiter beherrschen sollte, weil sie in seinem Umfeld genutzt werden, würde ich dabei als relativ überschaubar bezeichnen. „Traumatisch“ ist es wohl eher, sein persönliches Set an Anwendungen zu finden, denn es braucht viel Zeit zig Tools auszuprobieren, von denen die meisten dann zwar „nett“ aber nicht wirklich notwendig sind. Gehört es dann noch zu den beruflichen Aufgaben oder dem Selbstverständnis stets vorne mit dabei zu sein, kann das schon sehr stressig werden. Lernen und entscheiden, was man selbst braucht – das kann einem halt niemand abnehmen. Oder gibt es schon eine nette Applikation dafür … ???