Jugendliche und Social Networking

Gerade habe ich einen Hinweis auf eine interessante Studie aus dem Jahr 2007 der «The National School Boards Association» erhalten: Creating & Connecting / Research and Guidelines on Online Social – and Educational – Networking.

In dieser Studie geht es um den Einsatz von Social Networking an Schulen. Zuerst einmal zum  methodischen Vorgehen:

The study was comprised of three surveys: an online survey of 1,277 nine- to 17-year-old students, an online survey of 1,039 parents and telephone interviews with 250 school district leaders who make decisions on Internet policy. (p. 2)

Doch nun zu den Ergebnissen. Wie nutzen Studierende Social Networking?

Overall, an astonishing 96 percent of students with online access report that they have ever used any social networking technologies,such as chatting,text messaging,blogging and visiting online communities, such as Facebook, MySpace and services designed
specifically for younger children, such as Webkins and the chat sections of Nick.com.Eighty-one percent say they have visited a social networking Web site within
the past three months and 71 percent say they use social networking tools at least weekly.

D.h. die meisten Jugendlichen in Amerika haben Erfahrung mit Social Networking. Interessant für mich waren allerdings die Themen, mit denen sich die Jugendlichen beschäftigen. Während man eigentlich davon ausgehen kann, dass das Hauptthema wohl der Freundeskreis ist (auch nach den Zusammenstellungen der Studien von Schulmeister), stellte die Untersuchung etwas anderes ist:

Further, students report that one of the most common topics of conversation on the social networking scene is education. Almost 60 percent of students who use social networking talk about education topics online and, surprisingly, more than 50 percent talk specifically about schoolwork. (p. 3)

Wenn das so ist, dann müssten die Schulen ja eigentlich ein Interesse daran haben, Social Networking zu unterstützen. Dem ist aber auch (ähnlich wie in europäischen Ländern) in Amerika nicht so:

Yet the vast majority of school districts have stringent rules against nearly all forms of social networking during the school day —even though students and parents report few problem behaviors online. Indeed,both district leaders and parents believe that social networking could play a positive role in students’ lives and they recognize opportunities for using it in education — at a time when  teachers now routinely assign homework that requires Internet use to complete (p.4).

Dies wird im zweiten Teil der Studie noch weiter untersucht (S. 4-5): in 92% der Schulbezirke müssen Schüler eine Internet use policy unterschreiben, in 98% der Schulbezirke werden Seiten durch Software geblockt, 84 bzw. 81% der Schulbezirke haben Regeln gegen online-chatten und Instant Messaging in den Schulen, 62% haben diese Regeln gegen Bulletin Boards und Blogs. In 60% der Schulbezirke ist selbst das Schreiben und Empfangen von E-Mails durch Regeln verboten und bei  mehr als der Hälfte auch die Nutzung von Social Networking Seiten. Das heisst, statt die Kommunikationsgewohnheiten von Jugendlichen zu unterstützen und Jugendliche auch in dieser zu unterrichten (Stichwort Medienkompetenz) überwiegt auch hier die Verbotsstrategie. Allerdings gibt es auch Lichtblicke:

Still, despite the rules,there is some officially sanctioned, educationally packaged social networking occurring in schools. Almost seven in 10 districts (69 percent) say they have student Web site programs. Nearly half (49 percent) say their schools participate  in online collaborative projects with other schools, and almost as many (46 percent) say their students participate in online pen pal or other international programs.
More than a third (35 percent) say their schools and/or students run blogs,either officially or in the context ofinstruction. More than one in five districts (22 percent) say their classrooms are involved in creating or maintaining wikis,Web sites that allow
visitors to add, remove or edit content. Many school districts also use social networking for professional purposes (p. 5).

Doch was machen die Jugendlichen in Social Networks genau? Folgende Grafik gibt Aufschlüsse:

aktivitaten.jpg

Was bleibt von der Studie? Im grossen und ganzen soll sie die Verantwortlichen in Schulbezirken aufrütteln, ihre Haltung gegenüber Social Software zu überdenken und den pädagogischen Mehrwert sehen. Ob die Studie dies allerdings kann, wage ich zu bezweifeln. Zum einen sind „educational leader“, wie sie in der Studie genannt werden, in Bezug auf Medien sicherlich nicht so firm wie Jugendliche um den Mehrwert erkennen zu können, zum anderen überzeugt die Einschätzung der Jugendlichen und Eltern, Social Networking für pädagogische Zwecke zu nutzen, (zumindest auch mich) nicht wirklich. Auch die Konzeption der „Nonconformists“, derjenigen Jugendlichen, die sich gegen die Etikette im Internet verhalten als Vorreiter für den Einsatz von Social Networking zu sehen, überzeugt nicht wirklich. Dennoch ist es spannend zu sehen, dass dem Thema Social Networking nicht nur unter dem Aspekt des privaten Austausches und der alten „Bewahrpädagogik“ Beachtung geschenkt wird, sondern auch der pädagogische Mehrwert gesucht wird.

Comments

Was ich interessant finde, dass das ganze Internet, alle Internetaktivitäten zu Social Networking gezählt werden.
Musik und Videos herunterzuladen zählen für mich zum Beispiel nicht zu Social Networking.

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