Kompetenzentwicklung

Vorgang der Kompetenzentwicklung ist nach Erpenbeck eng an den Prozess der Interiorisierung gekoppelt: Dabei geht es darum, wie Regeln, Werte und Normen internalisiert werden und als Emotionen und Motivationen entscheidungs- -und handlungsrelevant werden (Ehlers, 2006, S. 47 Fussnote). Stufen der Interiosation
a) individuelle Entschiedungssituerionen unter Freiheit und Selbstverantwortung
b) kognitive Dissonanz, Labilisierung, Instabilität des inneren Zustandes, innerer Widerspruch durch Ungewissheit
c) ausgelöster emotionaler Spannungszustand
Auseinandersetzung über geistes- und sozialwissenschaftliche Themen, insbesondere als Form des regulierten Streitgesprächs bisher überhaupt nicht bewährt.)
Auch die Überprüfung des eigenen Lernerfolgs durch das E-Learning-System stößt bisher sehr schnell an Grenzen, wenn es um mehr als Abfrage-Wissen geht.
Schwierigkeiten gibt es auch mit den üblichen E-Learning-Angeboten, wenn es um die Ausbildung von Handlungskompetenz und praktischer Verantwortungsfähigkeit geht,
da hierfür lebens- und berufspraktische Kontexte relevant werden, in denen die jeweiligen Kompetenzen gefordert werden und sich bewähren können. Jedenfalls sind diese Systeme heute noch längst nicht in der Lage, von den Lernenden aus ihren persönlichen Erfahrungshintergründen her einzubringende Handlungskontexte aufzunehmen. (Bestenfalls können sie beispielhafte, daher aber nicht individualisierte Kontexte anbieten oder simulieren.) Noch weniger sind diese Systeme geeignet, praktische Bewährungssituationen zur Verfügung zu stellen, an und in denen sie das Gelernte wirksam werden lassen und so Rückmeldung über ihren Lernerfolg erhalten können.
Formulieren wir es positiv: E-Learning ist – jedenfalls heute – in der Hauptsache Präsentation von objektiven Wissensinhalten. Damit wird ein Lernen unterstützt, das wiederum hauptsächlich in der Rezeption von Inhalten besteht.

Quelle: Sesink (2003)

Genau diese Tatsache hat sich jetzt geändert. Mit Hilfe von Blogs kann zum Beispiel die Argumentierfähigkeit verbessert werden. Zitat:

Argumentieren und begründen lernt man, indem man sich mit den Argumenten, Einwänden, kritischen Rückfragen anderer auseinandersetzt und anderen die eigenen Gründe expliziert. Diskursive Auseinandersetzungsformen sind dafür – zumindest bei geistes- und sozialwissenschaftlichen Inhalten – am besten geeignet.

Und genau diese diskursiven Formen kann man mit Blogs oder Diskussionsforen nun anregen. Allerdings stellen sie sich nicht von alleine ein, sondern müssen explizit geplant werden. Vor allem Prozesse zur Argumentation müssen sorgfältig geplant werden. Mehr dazu demnächst an dieser Stelle ;-)

Comments

Hallo,

ich stimme dem vollständig zu: Die Situation wandelt sich aktuell sehr. Mein Vortrag von 2003 hatte vor allem den Sinn, überzogene Erwartungen an E-Learning zu dämpfen, um nicht leichtfertig bewährte Formen des Lehrens und Lernens preiszugeben. In unserer eigenen Lehrpraxis setzen wir an der TU Darmstadt seit einigen Semestern die Eigenentwicklung eines Tools zur Unterstützung kollaborativen Lernens ein (eMargo) und machen gerade in Bezug auf die diskursiven Formen der Auseinandersetzung sehr positive Erfahrungen: Die Nötigung zur Verschriftlichung fördert bei entsprechender tutorieller Begleitung sehr das Argumentationsniveau. Ob Blogs oder Wikis dies per se tun, da bin ich wie Sie noch skeptisch, weil das professionelle Feedback zumindest bei uns ein bedeutsamer Faktor ist.
Beste Grüße
Werner Sesink

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