Positionspapier Medienkompetenz in der Lehrerbildung

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat ein Positionspapier zur Medienkompetenz in der Lehrerbildung herausgegeben. Unter dem Titel „Bildung für ein Leben und Arbeiten im digitalisierten 21. Jahrhundert“ werden hier Anforderungen an eine Lehrerbildung gestellt, um angemessen mit dem Prozess der Digitalisierung umzugehen. Nun kann man über solche Grundsatzpapiere eine geteilte Meinung haben, aber drei Bereiche gefallen mir speziell an diesem Papier besonders gut:

Erstens bezieht sich die Forderungen auf den gesamten Prozess der Lehrerbildung und damit wird z.B. auch das Referendariat als Stufe der Auseinandersetzung mit digitalen Medien einbezogen. Zu oft scheint in dieser sensiblen Phase der Fokus auf traditionellem Unterricht zu liegen, weil er vermeintlich besser durch die Fachleiter beurteilt wird (wie mir Referendare immer wieder berichten).

Zweitens wird Medienkompetenz als  Teil der Hochschule fächerübergreifend platziert,

Im Einzelnen ist Medienkompetenz in folgenden Feldern verbindlich zu implementieren:
- Fachdidaktik, im Hinblick auf die Bedeutung von Medien in der Gestaltung von Lern- und Lehrprozessen;
- allgemeinen Erziehungswissenschaften, im Hinblick auf Bildungstheorien sowie die historische und systematische Pädagogik;
- Schulpädagogik mit der allgemeinen Didaktik, Organisations- und Lerntheorie;
- Psychologie mit der Bedeutung von Medien in der Entwicklungs- und Lernpsychologie;
- Soziologie im Hinblick auf die Bedeutung von Medien in der Sozialisation von Kindern und Jugendlichen, Grundlagen der Mediensoziologie;
- Rechtliche Kenntnisse im Hinblick auf die Mediennutzung, insbesondere Fragen des Datenschutzes, Urheberrechtes und Jugendmedienschutzes.

Anknüpfbar wäre hier auch die Diskussion um medienpädagogische Kompetenz, die ja auch eine Weitung der Auseinandersetzung über didaktische Herausforderungen hinaus fordert ebenso wie die Diskussionen um Kompetenzen der Lehrerbildner und damit (auch) hochschuldidaktische Fragestellungen.

Und drittens wird vor allem die forschende Auseinandersetzung von Lehramtsstudierenden im Themenfeld digitaler Medien und Schule aufgenommen. So wird gefordert:

Lehramtsstudenten und Lehramtsstudentinnen werden in Forschungsvorhaben einbezogen, um so theoretische und praktische Erfahrungen zu sammeln und ihre Analysefähigkeit für sich verändernde pädagogische Herausforderungen zu stärken;

Ich halte gerade diesen Zugang auch für die Lehrerbildung als relevant, denn es reicht aus meiner Perspektive nicht aus, „nur“ Medien im Schulalltag zu nutzen bzw. diesen Fokus in der Lehrerbildung zu setzen. Zum einen verändert sich die Landschaft an digitalen Geräten zu schnell, zum anderen versperrt diese Einschränkung die Sicht auf die in meinen Augen wirklich relevanten Fragestellungen für Schule in einer mediatisierten Gesellschaft. Gerade der Aufbau eines forschenden Habitus (der idealerweise über das Hochschulstudium hinaus erhalten bleibt) ist für eine lebenslange Auseinandersetzung mit digitalen Medien essentiell. Von daher freut es mich auch, dass sich immer wieder (auch) Lehramtsstudierenden auf eigene Forschungsprojekte in und mit digitalen Medien einlassen, sei es in meiner grundständigen Lehre als auch in der Lehrerfort- und -weiterbildung.