Publikation: Partizipation durch Peer-Education – Selbstbestimmung und Unstetigkeit in schulischen (Medien-)Bildungsprozessen

Nun ist das Buch „Partizipation Medienkulturen. Positionen und Untersuchungen zu veränderten Formen öffentlicher Teilhabe„, herausgegeben von Ralf Biermann, Johannes Fromme, Dan Verständig zumindest schon in der elektronischen Version erschienen. Darin befindet sich auch ein Artikel von Tobias Hölterhof und mir, in dem wir uns mit Medienbildungsprozessen im Rahmen von Peer-to-Peer-Education an der Schule befasst haben – aber diesmal eine eher philosophisch orientierte Brille aufgesetzt haben, um Erfahrungen aus Peer-Education Projekten zu beschreiben. Im Abstract heißt es:

Die Nutzung des Internets wird zunehmend individueller und verschiebt die Koordinaten von Teilhabe an öffentlichen Prozessen. Das Subjekt gewinnt an Bedeutung und, indem es sich partizipierend verhält, gewinnen die anthropologischen Kategorien der Freiheit, der Authentizität und der Selbstbestimmung an Gewicht. Dieses Gewicht wird in aktuellen Bemühungen einer Ermöglichung von Medienbildung unter Zuhilfenahme des Konzepts der Peer-Education deutlich. Schließlich zielt die inhärente Partizipationsmöglichkeit Jugendlicher an ihrer eigenen Bildung eben auf Selbstbestimmung und Freiheit. Um diese Verschiebung von Teilhabe adäquat begreifen zu können, erscheint der Bezug auf die Philosophie der Existenz hilfreich. Kaum eine andere philosophisch-anthropologische Richtung hat derart vehement die Freiheit und die Autonomie des Subjekts betont. Doch pädagogisches und existenzphilosophisches Denken scheinen sich auf den ersten Blick auszuschließen: Während das eine Denken einen kontinuierlichen teleologischen Prozess anstrebt, weist das andere Denken auf die Unstetigkeit und Unabgeschlossenheit des Subjekts hin. Dieses Spannungsfeld zwischen Emanzipation und Unstetigkeit, aber auch Nichtplanbarkeit und Selbstlosigkeit als Kategorien der Existenz will der vorliegende Beitrag sichtbar machen und die oben genannte Disjunktion an einem Beispiel partizipativ geprägter Peer-Education in der Schule darstellen, denn gerade hier werden diese Spannungen am ehesten sichtbar. Der Beitrag endet mit einem kritischen Blick auf das Bildungspotenzial von Peer-Education als Beispiel partizipativer Medienbildung.

Wichtig war es mir vor allem, die Ambivalenz schulischer Medienbildungsprozesse, die auf Peer-Education als Konzept beruhen, zu diskutieren, die vor allem durch die Offenheit und inhärenten Möglichkeiten des Scheiterns für institutionalisierte Bildungsprozesse herausfordernd sind und auch bleiben. Alles in allem hat der Wandel der Brille für mich nochmals neue Erkenntnisse gebracht und mir den Wert auch einer interdisziplinären Betrachtungsweise verschiedener Prozesse und Projekte nochmals verdeutlicht.

Quelle: Hölterhof, T. & Schiefner-Rohs, M. (2014). Partizipation durch Peer-Education: Selbstbestimmung und Unstetigkeit in schulischen (Medien-)Bildungsprozessen. In: J. Fromme, R. Biermann & D. Verständig (Hrsg.), Partizipation Medienkulturen. Positionen und Untersuchungen zu veränderten Formen öffentlicher Teilhabe (S. 283-299). Reihe Medienbildung und Gesellschaft. Wiesbaden: VS Verlag.

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