Re:think re:publica

Es war mein erster Besuch der re:publica, daher waren die Erwartungen noch unbeeinflusst und sicherlich nicht gering. Was in jedem Fall gestimmt hat, war die Location und alles drum herum. Sehr professionell, nett und in ausreichendem Umfang und diversen Ausführungen vorhanden. Besonders toll fand ich die Prenzelberg-Eltern-und-Kinder-Playgrounds. Re:publica als Familienhappening! Auch die kleinen Diskussionsrunden am Rande waren eine tolle Ergänzung zu den großen, wenige interaktiven Vorträgen.

In drei Punkten ließ mich die re:publica eher enttäuscht zurück: Auf der Messe(?) waren zwar viele unterschiedliche Gruppierungen, aber eher die üblichen Verdächtigen. Ich hätte mir statt der Ministerien und Industrievertreter eher eine breitere Vertretung der Zivilgesellschaft gewünscht.

Punkt zwei war das Niveau. Ich kann mich hier nur auf die Auswahl der von mir besuchten Vorträge beziehen und vielleicht hatte ich eine schlechte Auswahl getroffen oder meine Erwartungen waren einfach zu hoch – klar, die re:publika versteht sich sicherlich nicht als Wissenschaftskonferenz. Aber vielfach wurden doch Dinge erzählt, die bei mir ein deutliches Gähnen hervorgerufen haben: Oberflächliche Abhandlungen darüber, wie man gute Quellen identifiziert, Einsatzmöglichkeiten von Blockchain, biographische Berichte zur Techniksozialisation u.a. gingen mir nicht an den Kern der (möglichen) Folgen der Digitalisierung für unsere Gesellschaft. Hier hätte ich mir einen stärkeren kritischen Diskurs gewünscht, der nicht nur an der Oberfläche kratzt und beschreibt, sondern auch die Komplexität der Zusammenhänge in den Blick nimmt und erklärt. Vielleicht hätte ich auf die Empfehlungen von netzpolitik.org hören sollen und alles wäre gut geworden. Einer der Empfehlungen war der Vortrag von Konrad Lischka (@klischka) und Christian Stöcker (@ChrisStoecker)– fluffig, verständlich und (empirisch) fundiert wurde die Frage „Was wissen wir wirklich über Filterblasen, Fakenews und die digitale Öffentlichkeit?“ in den Blick genommen. Toll!  (Folien, Literatur)

Last but not least: Die Website. Digitale Kompetenz sieht anders aus – oder war das als Einstiegshürde gedacht?

Auch wenn die re:publica sicherlich eine wichtige Konferenz zum gesellschaftlichen Diskurs über Medien ist und viele tolle Ansätze dort verwirklicht wurden, war es für mich leider nicht „The most inspiring festival for the digital society“. Größe und Bekanntheit – die so gerne erwähnt werden – sind dann eben doch nicht alles.