Risiken und Chancen in der Wissensgesellschaft: Vortragsreihe

Der Stifterverband hat eine neue Interviewreihe geschaltet: „Die kommenden Tage: Risiken und Chancen in der Wissensgesellschaft“ (Link) Namhafte Wissenschaftler kommen zu Wort: Gerd Gigerenzer, Harald Rosa, Peter Kruse und Klaus Leggewie. Zwei der Vorträge möchte ich besonders hervorheben:

Gerd Gigerenzer (http://www.stifterverband.info/publikationen_und_podcasts/webtv/gigerenzer/index.html) fordert eine neue Fehlerkultur und ein verstärktes Hören auf den Bauch, ohne dass alle Gründe gleich immer rational sein müssen. Kritisch äußert sich Gigerenzer auch über Kriterien zur Bewertung von Forschung: die bisherige Reduktion der Forschung auf Quantitat, aber auf Mittelmass; grosse Entdeckungen werden meist nicht wahrgenommen und werden nicht bemerkt. Karriere vs. Risiko, gerade für Nachwuchswissenschaftler ein heikles Thema: In wieweit passt man sich an? Was ist etablierte Forschung, und inwieweit passt man sich dem an bei der Formulierung von Forschungsanträgen oder Projekten dem an, wo legt man eigene Schwerpunkte – auch wenn man Berichte von „etablierten“ Forschenden liest, wie Gabi Reinmann hier schreibt.

Hartmut Rosa blickt nochmals zurück und konstatiert, dass jede neue Technologie erst mit Skepsis empfangen wurde. Er macht aufmerksam auf eine Entfesselung von Möglichkeiten, das Spiel von Technologie und Menschen. Der Umgang mit neuen Technologien ist und bleibt schwierig. Schön finde ich vor allem seine Feststellung:

Die Menschen denken, das Problem liege bei ihnen als individuellen Akteuren – wenn wir ein Zeitpoblem haben, dann muss es wohl an uns liegen. Die Beschleunigungs- und Steigerungslogik ist in der Natur moderner Gesellschaften und auch in ihren kulturellen Programmen verankert. Deshalb kann man nicht durch Zeitmanagement oder mehr innere Gelassenheit die Probleme lösen.

, so das Statement von Rosa hier (http://www.stifterverband.info/publikationen_und_podcasts/webtv/rosa/index.html).
Ich denke, genau hier liegt das Problem – es fehlt eine Diskussion über Veränderungen, die Technologien für Lernen, Arbeiten, Bildung und das Privatleben, jenseits von Verbannung und Euphorie.