Rückblick | Forschungsorientierung in der Lehrer*innenbildung

Auch dieses Semester haben wir an der TU Kaiserslautern eine Vortragsreihe zum Forschenden Lernen angeboten. Nach dem Thema der „Forschungsperspektiven auf forschendes Lernen“ standen dieses Semester  Modelle forschenden Lernens in der Lehrer*innenbildung im Fokus. Neu wurde die Vortragsreihe auch mit einem Seminar in der Lehrer*innenbildung verknüpft. Ziel war es, Studierende, insbesondere des Lehramts, über Forschungsorientierung in ihrem Studium ins Gespräch zu bringen. Wir konnten daher im vergangenen Semester eine Vielzahl interessanter Perspektiven auf Modelle Forschenden Lernens hören:

  • Dr. Nora Katenbrink (Universität Bielefeld) sprach über die Osnabrücker Forschungswerkstatt Schulentwicklung: Ein Angebot zur Reflexion?!
  • Prof. Dr. Caroline Kramer & Angelika Hoppe (Karlsruher Institut für Technologie) widmeten sich dem Thema Projektorientierte Lehre als Wendepunkt im Lernprozess
  •  Dr. Ilse Bartosch (Universität Wien) stellte die für alle interessante Frage: Warum sollen Lehrerinnen forschen? – ein Blick aus fachdidaktisch-pädagogischer Perspektive und
  • Herr Dr. Udo Gerheim (Universität Oldenburg) fasste eigentlich die gesamte Reihe unter dem Titel „Ideal und Ambivalenz – Herausforderungen für Lehrende und Studierende im Prozess des Forschenden Lehrens und Lernens“ zusammen.

Die Vorträge gaben dabei alle einen Einblick in die Gestaltung forschungsorientierten Lehrens und Lernens an unterschiedlichen Universitäten. Während insbesondere der erste Beitrag polarisierte, weil der die Verbindung von Studium und Berufspraxis adressierte, machten die Beiträge insgesamt aus meiner Perspektive nochmals die Unterschiedlichkeiten zwischen der Thematisierung in den Bildungswissenschaften und in den Fachdidaktiken deutlich. Letztere argumentierten beispielsweise viel häufiger mit der Notwendigkeit, forschendes Lernen im Hochschulstudium umzusetzen, um es dann auch mit Schüler*innen im Unterricht einsetzen zu können. Am Schluss der Reihe machte Udo Gerheim nochmals schön auf die impliziten Annahmen aufmerksam, die forschendem Lernen ausgesetzt sind, aber kaum thematisiert werden: es gibt ein hohes Vertrauen in Methode, ein hohes Vertrauen in die Produktivität von Studierenden und in die Lehrkompetenz der Lehrenden – Vertrauen wohlgemerkt, das auch „schief“ gehen kann.

Die Studierenden waren nun in Kleingruppen angehalten, Tagungsphänographien anzufertigen und  in den Sitzungen dazwischen die einzelnen Vorträge einzuordnen und zu reflektieren. Im Ergebnis führte dies dazu, dass wir sehr intensiv das Thema „Was bedeutet es, zu studieren?“ diskutiert haben – an einigen Stellen durchaus auch kontrovers, was Ziele und Haltungen angeht. Während einzelne Studierende von Ãœber-Forderungen durch Forschendes Lernen berichteten, bot das Seminar anderen die Möglichkeit der Reflexion über das eigene Studium – eine Perspektive, die aus meiner Sicht im Master deutlich zu spät kommt. So verwundert es auch nicht, dass die Studierenden dieses offene Seminar durchaus schätzten, wenn es auch nicht ganz konfliktfrei war. Interessant und herausfordernd bleibt für mich, den (Lehramts-)Studierenden eine Breite davon zu mit auf den Weg zu geben, was „Forschung“ heißt (denn hier gibt es ein sehr eingeschränktes Bild der vorwiegend quantitativ geprägten Bildungsforschung). Dieses führte immer wieder dazu, dass Forschungsorientierung allgemein zur Disposition stand und dementsprechend Irritationen verursachte. Nun bin ich auf alle Phänographien gespannt, die ersten sind schon eingetrudelt und versprechen interessante Lektüre.