Statusseminar „eQualification“

Das diesjährige Statussemiar „eQualification“ war für mich eine gelungene Veranstaltung. Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass ich viele Leute gesehen habe, die ich lange nicht mehr gesprochen habe oder unbedingt mal sprechen wollte. Aber auch die 50! Projekte (Broschüre aus 2010), die sich hier zum Thema E-Learning in der beruflich-betrieblichen Aus- und Weiterbildung zusammengefunden haben, boten einen guten Ãœberblick über die aktuelle Forschungslandschaft. Aber der Reihe nach:

Entsprechend dem Programm begann die Veranstaltung mit einem Vortrag von Dr. Thomas Greiner, Leiter der Unterabteilung Lebenslanges Lernen, Bildungsforschung.
Anschliessend wurde es aber spannend, mit einem Vortrag von Stephan Bayer, Geschäftsführer von sofatutor – frischer Wind im bekannten Referentinnenportfolio. Ich glaube, dass man sofatutor nicht mal mehr als Start Up bezeichnen kann, mit mehreren Tausend Nutzer. Die Geschäftsidee, Wissen in kleine Videos per „Bildungsflatrate“ (argh!) zu vertreiben, scheint auf alle Fälle zu funktionieren. Kostenlose Angebote wie die Khan Academy haben es ja vorgemacht. Allgemein scheint es eine Tendenz in die Richtung Micro Video Teaching zu geben, die mit verschiedenen Serviceangeboten, wie bei sofatutor z.B. mit Chatmöglichkeit zu Lehrern, ergänzt werden. Ein großer Markt dafür ist beispielsweise Asien, wo es ja keine ethischen und moralischen Schranken im Drill der Kinder und Jugendlichen mehr gibt (es sei denn gesetzliche Vorgaben in einzelne Ländern, dass Nachhilfeschulen ab 22 Uhr geschlossen sein müssen.) Ich hoffe sehr, dass es solcher Gesetze nicht auch bald in Deutschland bedarf. Dieser Trend passt aber auch zu dem ganzen Thema Vorlesungsaufzeichnungen. Nein, lasst es bitte nicht soweit kommen. Ich möchte meine Lehrer Dozenten und Trainer, Lernbegleiter und was es sonst noch gibt, nicht nur aus der Konserve erleben, sondern auch noch ab und zu jemanden zu Gesicht bekommen, der mir in der Atmosphäre einer verschworenen Lerngemeinschaft mit Fehlern, Räuspern und spontanen Anmerkungen zum Tagesgeschehen, mal schlechter und mal guter Laune, in sein Fachgebiet einführt. Mag es ineffizient oder konservativ sein, auch hier macht es m.E. sicherlich die Mischung aus, die zum besten Ergebnis führt.
Als zweite Referentin kam Frau Dr. Stefanie Merkenich zu Wort, deren Ausführungen zu den  Herausforderungen bei der Projektumsetzung ich hier nicht wiedergeben kann, weil sie 60 min Inhalt in 30 min vorgestellt hat. Ein Feuerwerk der Erfahrungen – sehr kompetent, ohne Frage.
Dritter Vortrag im bekannten Duo Prof. Sönke Knutzen und Prof. Falk Howe.  Der Vortrag mündete in der Forderung, die Nachhaltigkeit (so dass Thema) durch die frühzeitige  Beteiligung von Bildungsanbietern (Verwerter) zu verbessern. In den öffentlichen Projekten, an denen ich beteiligt war, war dies auch meist gefordert – auch wenn die Ergebnisse sicherlich nicht immer im Zielkorridor waren. Grundlegend liegt das Problem meines Erachtens darin, dass die Projekte nicht ausreichend im Sinne der Verwertungsziele unterstützt und (formativ) evaluiert werden.
Die drei thematischen Schwerpunkte (1) Tendenzen, (2) Herausforderungen in der Projektumsetzung und (3) Nachhaltigkeit/Verwertung wurden anschliessend in drei Workshops wieder aufgegriffen und vertieft. Der Anspruch des Veranstalters (BMBF) war es, mehr Austausch zwischen den Projekten zu ermöglichen. Leider war ich in dem Workshop, der 2,5 Stunden durch ein Frage-Antwort-Spiel mit 60 Teilnehmern gestaltet wurde. Eine semi-optimale Lösung zur Verbesserung der Interaktion. So waren auch die Ergebnisse zum Themenfeld „Innovation/Trendenzen“ wenig befriedigend. Zusammengetragen wurde schliesslich ein bunte Mischung an Themen von Web 2.0, Mobile Learning, ePortfolios, über Rahmenbedingungen (?) und Zielgruppen. Irgendwie fehlten mir da klarere Vorgaben, wie denn Innovationen/Tendenzen zu verstehen sind. Die technologischen Innovationsfelder sind bekannt, die didaktischen wurden unter „Methodik/Didaktik“ abgehakt und wenn ich mich auf die Ebene der Rahmenbedingungen und Zielgruppen bewege, kann man sicherlich sehr erfinderisch sein. Hm?

Es folgte schliesslich eine Zusammenfassung der Ergebnisse der beiden anderen Workshops (die wohl auch tatsächlich Workshops waren) und auch meines Erachtens interessante Anregungen zum jeweiligen Themenbereich lieferten.
Abschliessend gab es noch einen Vortrag zur Medienkompetenz von Prof. Dr. Heidi Schelhowe (TZI Bremen), der mich zunächst an den Vortrag von Prof. Raúl Rojas zur GMW-Tagung 2009 erinnerte (Technikgeschichte). Dann kam aber doch noch das Thema Medienkompetenz zu sprache, in dem auf  die Ergebnissen der Expertenkommission (Kompetenzen in einer digital geprägten Kultur) eingegangen wurde.
Die anschliessende Podiumsdiskussion füllte dann noch die Zeit bis zum Mittagessen und Michael Härtel (BIBB) moderierte die Veranstaltung souverän zu Ende. Na dann, bis zum nächsten Jahr. Bin schon sehr auf die Ergebnisse der neuen Projekte gespannt.