Studie zur Vorlesungsaufzeichung an der Uni Bern

Vielen Dank für die vielen guten Wünsche zum Start unseres neuen Blogs. Wir wollen auch nicht lange warten und gleich mal anfangen … oder eigentlich ja weitermachen 🙂

Vor einigen Woche ist mir eine Untersuchung zum Podcasting an der Universität Bern in die Hände gefallen. Eigentlich handelt es sich zum Vorlesungsaufzeichnungen, was dem didaktischen Anspruch von Podcasts in der Lehre nicht ganz gerecht wird. Dennoch bieten Vorlesungsaufzeichungen einen guten Einstieg für die Beschäftigung mit E-Learning.

Bei der Untersuchung der Universität Bern handelt es sich um einen Pilotversuch von September 2007 bis Januar 2008. Aufgezeichnet wurden 54 Vorlesungen (von 89) von 27 Dozierenden (von 43) des 3. Studienjahrs der Medizinischen Fakultät.

Fragestellungen waren:

  • Welchen pädagogischen Nutzen hat Podcasting für die Studierenden?
  • Wann im Semesterzyklus und zu welchem Zweck werden die Aufzeichnungen benutzt?
  • Welche Vor- und Nachteile hat das Podcasting für die Dozierenden?
  • Welche technischen und rechtlichen Fragen sind noch zu klären?

Zu den Ergebnissen:

„Die Nutzung der Podcasts durch Studierenden war intensiver als erwartet. 93% der Studierenden nutzten das Angebot, 76% der Studierenden schauten mehr als 10% der verfügbaren Vorlesungen an, 23%  der Studierenden schaute jede zweite verfügbare Vorlesung an. Dies zeigt sich auch in der Download-Statistik. Die 54 Vorlesungen wurden über 6100 mal heruntergeladen, im Schnitt also jede Vorlesung über 110 mal.“

Podcast Bern 1

Wie auch die Erfahrungen an der Universität Zürich zeigen, werden die Podcasts dabei selten auf mobilen Geräten angesehen, sondern in der Regel auf dem PC.

Podcasting Uni Bern 2

Interessant sind darüber hinaus die Gründe für die Nutzung von Vorlesungsaufzeichnungen:

„Studierende sehen viele pädagogische Vorteile von Podcasting. Grundsätzlich sind die mündlichen Erläuterungen zu den Folien sehr wertvoll, deshalb genügen die reinen PDF-Folien nicht. Im Falle gut begründeter Absenzen (Krankheit, Militär, Hilfsassistenz etc.) kann die Vorlesung  nachträglich angeschaut/hört werden. Meistens werden aber unklare Sachverhalte gezielt angeschaut.“

Wenn Vorlesungsfolien Grundlage für Prüfungen sind, ist deren Verständlichkeit Voraussetzung für eine gute Prüfungsvorbereitung. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Deshalb spielen Vorlesungsaufzeichungen gerade für die Prüfungsvorbereitung eine wichtige Rolle. Dies wird von Studierenden immer wieder berichtet. Da zudem ein grosser Teil der Studierenden arbeitet, sind Vorlesungsaufzeichnungen nicht nur ein „netter“ Service.

Vorlesungsaufzeichnungen scheitern jedoch immer wieder an den technischen Anforderungen. Diese sind zwar sehr gesunken, dennoch ist es Dozierenden selten möglich vollautomatisch ohne Unterstützung von technischem Servicepersonal Vorlesungen aufzuzeichnen. Diese Aufgabe kann nicht immer von studentischen Hilfskräften übernommen werden, was zu personellen Engpässen führt. Ein weiterer Grund sind die Dozierenden selbst, die aus persönlichen Gründen die Aufzeichnung der Vorlesung nicht wünschen.

Die Studie der Universität Bern zeigt nicht nur auf, welcher Aufwand für Vorlesungsaufzeichnungen betrieben werden muss, sondern auch welche Gründe dafür und dagegen sprechen. In der Untersuchung haben sich 85% der Studierenden dafür ausgesprochen, die Vorlesungen „unbedingt“ weiter aufzuzeichnen.  Nicht zuletzt wären diese Aufzeichnungen auch ein geeignetes Werbemittel für Universitäten und eine Informationsmöglichkeit für zukünftige Studierende. Gründe genug, dass dieser Service bald zum Standard an Universitäten gehört und vielleicht auch Argumentation für diejenigen, die sich dafür an Ihrer Universität einsetzen.

Quelle:

Insitut für Medizinische Lehre (2007). Bericht zum Pilotversuch Podcasting im dritten Studienjahr Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät Bern. Im Internet: http://www.id.unibe.ch/unibe/verwaltungsdirektion/informatikdienste/content/e5911/e11464/e11465/e11528/linkliste11530/Podcast_Bericht.pdf

uniaktuell (2006). Jogging mit Professors Stimme im Ohr (8.12.2006). Im Internet: http://www.uniaktuell.unibe.ch/content/hintergrund/2006/podcast/index_ger.html

Podcasts des Insitutes für Medizinische Lehre: http://e-learning.studmed.unibe.ch/podcast/

Breuer, F. & Breitner, M. (2008). „Aufzeichung und Podcasting akademischer Veranstaltungen in der Region D-A-CH“: Ausgewählte Ergebnisse und Benchmark einer Expertenbefragung. (Abstract: http://www.iwi.uni-hannover.de/cms/files/publikationen/2008-11/fb_e-learn2008_abstract.pdf)