Tagung | Medienbildung – wozu?

„Medienbildung – wozu?“ lautete das diesjährige Thema der Tagung Wissen – Medien – Bildung an der Universität Innsbruck. Ausgerichtet vom interdisziplinären Forum Innsbruck Media Studies der Universität Innsbruck, der AG Medienkultur und Bildung der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) sowie der Sektion Medienpädagogik der Österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB) hatte sich die Tagung zum Ziel gesetzt, Facetten, Diskursen und Konzepten von Medienbildung auf den Grund zu gehen, denn

„Der Ausdruck ‘Medienbildung’ fungiert seit einigen Jahren – ähnlich wie zuvor ‘Medienkompetenz’ – als Drehtürbegriff, der in wissenschaftlichen, politischen, technologischen sowie alltagsweltlichen Zusammenhängen verwendet wird. Dabei treffen unterschiedliche Fachdiskurse, theoretische und methodische Herangehensweisen, Praxisanliegen und kontroverse Fragen und Interessen aufeinander. Die Forschungslage in den Bildungs-, Kommunikations- und Medienwissenschaften zu Medienerziehung, Medienkompetenz und Medienbildung muss als disparat bezeichnet werden. Dies betrifft ebenfalls regionale, nationale und transnationale Situationseinschätzungen, Auffassungen von Bedarfslagen, Aufgabenbereichen und Zuständigkeiten sowie Kritikverständnisse, Interventionsmöglichkeiten und Ideen zur Transformation von Lernkulturen. Die Tagung setzt sich zum Ziel in dieser interdisziplinären und internationalen Gemengelage Synergien zu eruieren.“ (Aus dem CfP)

Und das Gemengelage unterschiedlicher Begrifflichkeiten und Konzepte wurde mehr als deutlich: neben genuin medienpädagogischen Beiträgen wurden auch Kolleg_innen andere (Teil-)Disziplinen eingeladen, Positionen zu formulieren und an der Medienpädagogik zu spiegeln. Neben bildungstheoretischen Auseinandersetzungen firmierten Debatten aus der Medientheorie ebenso wie Beiträge aus der Kommunikationswissenschaft, der politischen Bildung, der ästhetischen Bildung oder der Filmwissenschaft. Ähnlich wie die Tagung der Sektion Medienpädagogik der DGfE 2008 in Zürich um die Begriffe Medienbildung und Medienkompetenz, regte auch diese Tagung an, näher hinter Konzepte zu schauen, Diskurslinien sichtbar zu machen und zu diskutieren.

Mein Beitrag zur Tagung war ein Lightning Talk zum Thema „Medienbildung in der Schule – pädagogischer Anspruch oder Utopie?“ , in dem ich nochmals einerseits auf den (pädagogischen) Anspruch einging, Medienbildung auch in der Schule zu ermöglichen, anderseits diese Ermöglichung innerhalb der bisherigen Strukturen und Grammatiken von Schule aber durchaus als Utopie gelten kann. Im Tagungsabstract formulierte ich

Wie müsste sich Schule eigentlich verändern, um Medienbildung zu ermöglichen? Der Beitrag möchte unter Bezugnahme auf Zielvorstellung von Medienbildung in der Schule fragen, ob diese in Schule ermöglicht werden kann bzw. welche Herausforderungen dies für die Schule als Bildungsinstitution bereithält. Eine Verschiebung der Diskussion von Medienkompetenz hin zu Medienbildung in der Schule impliziert dabei veränderte Formen von medienpädagogischer Auseinandersetzung, die allerdings mit (aktuellen) Konzeptionen von Schule im Spannungsverhältnis stehen. Die eigentliche Herausforderung besteht in der Schule damit nicht (nur) in der Integration digitaler Medien, sondern im Arbeiten an geteilten Werten und Normen, die zu einer Transformation von Schule führen (Folien hier).

Passend war die Koppelung meines Beitrags mit einem Beitrag von Stephan Münte-Goussar, der die Veränderungen von Schule in einer Netzwerkgesellschaft ausführte. Die Diskussion im Anschluss drehte sich dann um das Verhältnis von Subjekt, Medien und Schulentwicklung, wobei zum einen klar wurde, dass es zusätzliche disziplinäre Brillen braucht (z.B. Soziologie), als auch zum anderen medientheoretische Arbeiten in der Schule immer noch ausstehen. Klaus Rummler brachte das (Zwischen-)Ergebnis der Runde schön auf den Punkt „Es lohnt sich Begriffe von Medien, Subjekt, Entwicklung für Schule und Unterricht zu reflektieren“

Alles in allem bot die Tagung differenzierte Einblicke und Denkanstöße und ich nehme aus den Debatten mehr als eine Anregung mit.