Crossposting des FideS-Blogs: Letzte Woche waren wir (Eileen Lübcke und Mandy Schiefner-Rohs) zusammen auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd18) in Karlsruhe. Zur Tagung hatten wir folgenden Abstract eingereicht:
Evaluation forschendes Lernen – zwischen Qualitätsmanagement und Grundlagenforschung
Forschungsorientierung ist an Universitäten en vogue; nicht wenige Projekte des Qualitätspakts Lehre (BMBF) haben genau hier ihren Schwerpunkt und in den letzten Jahren vielfältige Maßnahmen umgesetzt. Die wenigen Evaluationen zu forschungsorientierter Lehre scheinen sich kaum von klassischen Lehrveranstaltungsevaluationen zu unterscheiden. Dies hängt auch mit der Tatsache zusammen, dass innerhalb der hochschuldidaktischen Forschung wenig Wissen darüber zur Verfügung steht, wie forschungsorientierte Lehre bzw. forschendes Lernen angemessen evaluiert werden kann und welche Strategien dafür vorhanden sind. Der Beitrag setzt an dieser Stelle an und fragt im Detail nach der Art und den Inhalten der Evaluation sowie nach den mit der Evaluation als auch mit der forschungsorientierten Lehre verbundenen Zielen. Zur Beantwortung der Frage werden Ergebnisse aus Inhaltsanalysen studiengangsrelevanter Dokumente sowie Interviews mit Akteuren*innen zur forschungsorientierten Lehre herangezogen, um die Durchführungsform und die Ziele von Evaluation zu eruieren. Ziel ist es, Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie die Evaluation forschungsorientierter Lehre aktuell gestaltet wird und wo blinde Flecken auszumachen sind.
Ausgehend davon haben wir in unserem Vortrag die Evaluation forschenden Lernens in den Fokus genommen (Folien). Denn neben all der Programmatik und in Zeiten evidenzbasierten (Hochschul-)Bildung steht auch das Forschende Lernen zunehmend vor der Herausforderungen, ‚Wirkung‘ zu zeigen – wie sonst liesse sich ein solch herausforderndes Konzept guten Gewissens an der Universität umsetzen. Doch mit einer Wirkung ist es nicht so einfach, möchte man dem Gegenstand angemessen begegnen und ihn nicht nur in einem Veranstaltungsbogen pro forma zu erfassen. Daher legen wir vielmehr den Fokus auf Wirkungsplausiblisierungen, denn: „Niemand im Feld glaubt an strikte Kausalität, aber doch an mögliche und wahrscheinliche Wirkungszusammenhänge, die vielleicht mit den nächsten Forschungsergebnissen revidiert werden müssen. (…). Evaluationsergebnisse müssen (…) nicht in einer höheren Spielklasse erzielt werden, sondern es kann nützlich sein, in einigen Dimensionen gezielte Rückmeldungen aus dem Feld zu organisieren, um zu prüfen, ob sich die vermuteten und erhofften Wirkungen eingestellt haben“ (Roth 2004, S. 8). Daher ging es um insbesondere um die Erhebung von individuellen Wirkannahmen von Programmakteuren und Abgleich mit Literatur zur Entwicklung von spezifischen Programmtheorien für einzelne Projekte.
Um einen ersten Schritt zur Wirkung zu gehen, ist erst einmal zu eruieren, was eigentlich Ziel des forschenden Lernens sein soll. Und an dieser Stelle konnten wir mit unseren Interviews im Projekt zeigen, dass diese durchaus vielfältig sind: von der Vermeidung von Studienabbruch über die Gestaltung kohärenter Studienangebote oder die Selektion bzw. Förderung von besonders engagierten Studierenden bis hin zum Leitziel einer forschenden Haltung. Und so unterschiedlich die Ziele sind, so unterschiedlich sind dann auch Maßnahmen, hier ‚Wirkungen‘ zu finden und reichen von Studienabbruchforschung, Curriculumsforschung, (Bildungs-)Biographieforschung bis hin zur Kompetenzmodellierung. Alles in allem also eine Perspektive, die Evaluation und Qualitätsmanagement – so unsere These – überfordert und Grundlagenforschung notwendig macht. Leider sind wir zu einer Diskussion im Plenum nicht mehr gekommen, aber danach gab es einige Gedanken dazu, so dass wir sicherlich an diesem Thema dran bleiben werden.
Mehr Informationen zum Projekt finden sich auf der Homepage