Begründungslinien für digitale Medien in der Schule – aktuelle wie eh und je

Im Rahmen meiner Vorbereitungen auf den letzten Vortrag bin ich auf einen interessanten Artikel aus dem Jahr 1990 gestoßen. David Hawkridge führt in diesem Artikel Begründungen an, warum Computer in der Schule eingesetzt werden und kommt zu vier Hauptbegründungen und drei Nebenbegründungen, die, wie ich finde, heute immer noch aktuell sind (p.2ff):

  • Social Rational (gesellschaftlich-soziale Begründungen): Schulen müssen Schülerinnen und Schüler auf eine mediengeprägte Welt und Gesellschaft vorbereiten; möglichst alle Schülerinnen und Schüler sollten Medienkompetenz erwerben.
  • Vocational Rational (Berufsbezogene Begründungen): Kompetenzen im Umgang mit dem Computer sind wichtig für eine Berufsbefähigung von Schülerinnen und Schülern
  • Pedagogical rational (pädagogische Begründungen): Bei diesem Argument geht es um eine Verbesserung von Lehren und Lernen durch digitale Medien.
  • Catalytic rational (‚organisationsverändernde‘ Begründungen): Verbesserung des Gesamtgefüges, Organisationsentwicklung: „A fourth reason is that schools can be changed for the better by the introduction of computers. Teaching, administrative and managerial efficiency may be improved. Some educators assert that when computers arrive in a school, its staff, parents and children are more open to change than they usually are. Computers help children to become less dependent on the teacher as expert.“ (p. 2)

Nach den Hauptbegründungen liefert er noch drei Nebenbegründungen, die auch existieren, aber nicht so häufig genannt werden:

  • Information Technology Industry Rationale: Vertrieb eines bestimmten Produkts in Schulen (warum nur muss ich hier an die iPads denken 😉 )
  • the Cost-effectiveness Rationale: Einsparungen durch Ersatz von Lehrenden, evtl. auch OER-Debatte
  • Special Needs Rationale: Vorteile für Schülerinnen und Schüler welche spezielle Unterstützung benötigen. .

In den meisten Fällen kommt es wohl zu einem Gemengelage aus verschiedenen Begründungen, jedoch führt Hawkridge deutlich aus, dass je nach Fokus veränderte Strategien des Umgangs, vor allem aus einer Planungsperspektive, sinnvoll sind, für die er folgendes Beispiel gibt:

„For example, if a government wants to teach computer awareness in secondary schools, it may try to introduce rather low-cost microcomputers into a large number of schools. It will expect every school to have several teachers who. between them, can teach all children for 2-3 h a week in, say, the second year. But if a government strongly influenced by the Vocational rationale wants to introduce computer studies, possibly as an examination subject near the end of secondary schooling, medium-priced microcomputers will be needed, teachers will have to be much better trained, and probably only selected classes of children will be able to take the course.“ (p. 5)

Ich kann mir vorstellen, dass die Unterscheidung verschiedener Begründungsformen in vielen Fällen hilfreich sein kann, um die „hidden agenda“ beim Medieneinsatz zu klären und so Ansprüche, Erwartungen und mögliche Stolpersteine schon bei der Auseinandersetzung der Integration klären kann. Vor allem für Leitungspersonen an Schulen könnte die Diskussion dieser Begründungslinien als Reflexionsmomente der Ziele des Einsatzes digitaler Medien verdeutlichen.

Quelle: Hawkridge, D. (1990). Who needs computers in schools, and why? Computers & Education, 15(1-3), 1–6.(link)

Comments

Comments are closed.