Ich freue mich, dass ich mit meinen Kolleg*innen Sandra Hofhues und Andreas Breiter ein Themenheft der Medienpädagogik herausgeben konnte, das sich dem Thema Datafizierung von und in Schule widmet. So haben wirden ausgefallenen DGfE Kongreß als Anlass genommen, den Diskurs auf schriftlicher Ebene anzuregen. Denn …
Unter medienpädagogischer Perspektive werden mit Daten diverse Forschungsperspektiven aufgeworfen sowie Gestaltungsfragen gestellt, die (nicht nur) den Bildungskontext Schule unmittelbar betreffen. Daten beschreiben nicht nur soziale und demnach auch pädagogische Wirklichkeiten, sie können diese infolge ihrer blossen Verfügbarkeit und Orientierung daran erschaffen, konstruieren und verändern. Zudem sind Software bzw. deren Code sowie Dateninfrastrukturen nicht neutral – es werden soziale Relationen und Ungleichheiten darin fortlaufend technisch eingeschrieben (…) Datafizierung wird vor diesem Hintergrund einerseits Teil von Organisationskultur und pädagogisch motivierten Schulentwicklungsprozessen, zu denen datenbasierte Kommunikationsstrukturen, Teamentwicklungen und Anforderungen an das Wissensmanagement zählen. Andererseits gilt es, diese Entwicklungen kritisch einzuordnen, insbesondere dann, wenn Daten losgelöst vom Entstehungskontext in permanenter Verbesserungslogik und -rhetorik in der Bildung eingesetzt werden (sollen), wie beispielsweise der Diskurs um Learning Analytics verdeutlicht.
Neben technologisch-medialen Perspektiven waren dabei für uns – bezogen auf Bildungsprozesse in und mit Datenbezug – insbesondere gesellschaftlich-kulturelle sowie Interaktionsperspektiven relevant. Entstanden ist so ein Themenheft, welches diese unterschiedlichen Perspektiven miteinander ins Gespräch bringt und so hoffentlich die Diskussion um eine Datafizierung von Schule weiter anregt.
zum Themenheft
Im Heft befindet sich auch ein Artikel, der aus unserem Teil-Projekt „All is data“ heraus entstanden ist. Im Zentrum unserer theoretischen Analyse stand dabei der Umgang mit und die Nutzung von Metaphern im Kontext des Datenhandelns von Leitungspersonen in Schulen. Wir hatten die Erwartung, dass über metaphorische Konzepte latente Denkweisen, Orientierungen und damit auch Praktiken kommunizierbar werden. Unter Rückgriff auf die sozialwissenschaftliche Metaphernanalyse konnten wir hervorheben, dass metaphorische Übertragungen über die individuelle Nutzung hinausgehen und auf kulturellen Denkmustern fussen. Ausgehend von Interviews mit Schulleitungen rekonstruierten wir dann vier idealtypische Konzepte der Nutzung von Metaphern über das Datenhandeln als Verwalten, Schützen, Sichtbarmachen sowie Waren austauschen. Mit ihren Ergebnissen konnten wir dann deutlich, dass Datenpraktiken als Wechselwirkung zwischen Individuen, Gesellschaft und digitalen Systemen zu verstehen sind und Datafizierung aus Sicht der Leitungspersonen zu einer zunehmenden Vermessung organisationalen Handelns führen kann.