Didaktisches Mittel: Provokation

Zitat: „Provokation. Unter „Provokation“ verstehen Müskens und Müskens (2002), dass Lernende beabsichtigt (also nicht etwa zufällig) mit Lehr-Lernmaterial im weitesten Sinne konfrontiert werden, das ihrer Einstellung zuwiderläuft, das daher auch irritiert und stört. Provokation als methodisches Element in der Bildung gibt es schon seit den 1970er Jahren; neu ist der Gedanke, auch beim E-Learning über Aufgaben eine
provokative Didaktik zu praktizieren. Der Grundgedanke besteht darin, dass Störungen unterschiedlicher Art besonders fruchtbar für Lernprozesse sind: So verändern sich z.B. Einstellungen und Werten am ehesten, wenn eine „Labilisierung“ vorausgeht (Müskens & Müskens, 2002). Auch ein (radikaler) Perspektivenwechsel kann Lernen in hohem Maße anstoßen (Siebert, 2001). Der kognitive Konflikt ist eine wichtige Bedingung dafür, dass Menschen neugierig werden, auf Erkundung gehen und sich weiterentwickeln. Als konkrete Methoden der provokativen Didaktik für das E-Learning stellen Müskens und Müskens (2002) verschiedene Aufgabenformen vor: etwa zu streitbaren und überzogenen Statements Stellung zu nehmen, den Advo-catus diaboli zu spielen oder bewusst Rollen einzunehmen, die der eigenen Einstellung zuwider laufen. Auch hier kommt – wie
bei Designaufgaben – eine Form von Spielcharakter zum Ausdruck, wobei vor allem der bewusste Einsatz des „Als-ob“ (Symbolspiel) eine wichtige Funktion hat.“
In: Reinmann-Rothmeier, G. (2003). Die vergessenen Weggefährten des Lernens: Herleitung eines Forschungsprogrammes zu Emotionen beim eLearning (Arbeitsbericht No. 1). Augsburg: Universität Augsburg, Medienpädagogik.
Lernen durch Provokationen: ist interessant, aber manch ein Dozent schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, gemäss dem Motto, ich bin froh, dass Sie überhaupt etwas lernen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Provokation vor
allem kritisches Denken braucht, und das ist oftmals nicht vorhanden. In der Schule wird kritisches Denken nur marginal vermittelt, an Universitäten meist nur im Rahmen von philosophischen Rhetorikseminaren, die meist nichts mit Alltagsproblemen zu tun haben. Kritisches Denken wird m.E. nach eine Basisqualifikation folgender Generationen sein, und mit einer z.T. auf Provokation ausgelegten Didaktik könnte man schon sehr früh Ambiguitätstoleranz und somit auch den kritischen Austausch von Argumenten fördern.