Die Maus-macht-Ah!-Regeln

Regeln der Sendung mit der Maus: Wie vermittle ich Wissen für Kinder (und Erwachsene) spannend? Wichtig ist vor allem: „Seid neugierig! Haltet die Augen offen! Fragt, bis ihr eine Antwort erhaltet, die euch befriedigt!“

Hier gibt es die 10 Mausregeln, die auch Referate interessant machen können ;-) vollständiges Interview via: Digital Science Communication:

Hier nochmals die Regeln zusammengefasst (Quelle)

1. Geschichten erzählen statt Fakten sammeln: Jeder Film muss eine Geschichte erzählen. An deren Anfang steht eine Frage. Wie kommen die Löcher in den Käse? Wieso macht ein Kontrabass Töne? Wie funktioniert ein Schlüssel? Diese Frage erzeugt Spannung. Und so kann anhand der Frage ein Vorgang erzählt werden, der ohne diese Spannung lange nicht so interessant wäre. So gibt es eine Antwort nach jedem Film, eine Auflösung der Spannung, das viel beschworene Aha-Erlebnis. Jeder Zuschauer hat das Gefühl, Spannung abgebaut zu haben und klüger geworden zu sein. Das verschafft ein tiefes Gefühl der Befriedigung.
2. Identifikation statt Gegenüber: Die Maus will den Zuschauern nicht etwas als Gegenüber erzählen, sondern die Zuschauer gehen gemeinsam mit den Maus-Filmemachern auf Entdeckungsfahrt. „Wir sind die Maus“. „Wir waren unterwegs“. Nie erscheint der Erzähler allwissend (obwohl er es ist), sondern die Entdeckungen entfalten sich als Versuche mit „Trial and Error“. Der Film ist oft die Geschichte der Recherche. Und die Identifikation mit den Protagonisten ist außerordentlich hoch. Sei es, weil Christoph, der Mann mit dem grünen Pullover, sich oft genauso naiv wie ein Kind verhält, sei es, weil Armin, der Mann mit der prägnanten Stimme, den Weg von A bis Z geht, den jeder auch gern mal gehen würde. Insofern sind die Sachgeschichten-Macher Armin und Christoph ein bisschen wie Maus und Elefant.
3. Das Detail ist das Ganze: Es geht nicht darum, dass die Gegenstände „vollständig“ erfasst werden. Die Filme sollen am Punkt (möglichst dem wichtigsten) das System veranschaulichen. Weniger ist oft mehr.
4. Sehen statt glauben: Immer erzählt die Maus in realen Bildern. Wenn es irgendwie geht, werden keine Grafiken und keine elektronischen Tricks verwendet. Statt dessen setzt die Maus auf pure Dokumentation. So kann es sein, dass an einem 5-Minuten-Film ein Jahr gedreht wird, bis er „im Kasten“ ist.
5. Konkret statt abstrakt: Immer wieder ist es das Ziel, so genau wie möglich am Vorgang selbst zu bleiben. Jeder Sprung zu einem Vergleich ist eine Abstraktion und schwerer zu verstehen, als dem roten Faden zu folgen. Deshalb erzählt die Maus viele Abläufe, deren Grundlage die Mechanik ist. Denn hier sind Ursache und Wirkung zu sehen. Bei der Elektronik passiert etwas, das nicht zu sehen ist. Dann müssen Vergleiche gefunden werden, die viel schwieriger zu verstehen sind (siehe oben).
6. Kommentar statt Ablesen: Die Art der Kommentierung, die das gesprochene Deutsch in den Kommentar des deutschen Fernsehens eingeführt hat, schafft Distanz zu den Bildern, gibt Freiheiten für trockenen Humor, Spielraum und Spontaneität. Sie gibt auch ein bestimmtes Gefühl, dass in diesem Augenblick etwas wie live geschieht. So hat der Zuschauer den Eindruck, dabei zu sein.
7. Induktiv statt deduktiv: Immer steht das kleine Ereignis, der kleine Gegenstand im Mittelpunkt. Es ist nicht die große Theorie. Die wird en passant mitgeliefert.
8. Ich frage, also bin ich: Es gibt keine, wirklich überhaupt keine dummen Fragen! Alle sollen ermutigt werden zu fragen. Denn es gibt Antworten. Und die machen klüger. Kinder und Erwachsene!
9. Die Antworten müssen stimmen: Die Geschichten sind so gut recherchiert, dass sie korrekt sind. Selbst in den seltenen Augenblicken, in denen das nicht der Fall war, wird der Fehler in einer der nächsten Folgen korrigiert. Das zeigt auch die menschliche Dimension, nämlich nicht alles zu wissen. Zusätzlich entsteht daraus eine neue Frage mit Fortsetzungscharakter.
10. Ein bisschen viel Spaß muss sein: Ohne komische Elemente wäre die ganze Informationsvermittlung lange nicht so eindrucksvoll und einprägsam. An einen Gag erinnern sich alle viel länger als an vieles andere.
11. Regeln sind dazu da, sie zu übertreten: Formate wie Die Sendung mit der Maus oder Wissen macht Ah! leben davon, dass die Regeln auch mal durchbrochen werden, dass Überraschungen stattfinden. Bevor das erste monothematische Special auf Sendung ging, hieß es: Die Maus ist ein Magazin, in dem sich Bilder- und Sachgeschichten abwechseln müssen. Mit der Atom-Maus wurde diese Regel erstmals über Bord geworfen und seitdem gibt es eben die (vielfach preisgekrönten) Maus-Specials.