Im Folgenden möchte ich auf das Entwicklungsvorhaben einer „Nationalen Bildungsplattform“ eingehen. Im ersten Teil werden ich den Sachstand erläutern und das Vorhaben einordnen, im zweiten Teil eine Bewertung unter besonderer Berücksichtigung der Perspektive der Weiterbildung vornehmen und im dritten Teil ein vorläufiges Fazit ziehen.
Sachstand
Ende April gab Bundesbildungsministerin Anja Karliczek den Startschuss für den Aufbau einer „Nationalen Bildungsplattform“, verbunden mit einer Ausschreibung im Umfang von 150 Millionen Euro für die Entwicklung von Prototypen, Curricula und didaktischen Konzepten [1]. Das Vorhaben ist Teil eines umfassenden Maßnahmenbündels der Initiative „Digitale Bildung“, in der neben der nationalen Bildungsplattform als Kristallisationspunk des „digitalen Bildungsraums“ vier weitere Handlungsfelder definiert wurden:
- die Ausstattung von Lernorten,
- die Kompetenzen von Lehrenden,
- zeitgemäße Inhalte, Methoden und Werkzeuge sowie
- ein Forschungsschwerpunkt im „Rahmenprogramm empirische Bildungsforschung“ mit dem u.a. „die Wirkung von Digitalisierungsprozessen sowie die Entwicklung und Erprobung von Konzepten zur Gestaltung der Veränderungsprozesse im Bildungssystem untersucht werden [soll]“.[2]
Die Entwicklung einer „Nationalen Bildungsplattform“ erinnert an den Vorschlag des „Arbeitskreis Zukunft der Arbeit“ in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion aus dem Jahr 2019, welches unter dem Akronym „MILLA“ (Modulares Interaktives Lebensbegleitendes Lernen für Alle) ein „Netflix für die Weiterbildung“[3] etablieren wollte – was von Seiten der Gewerkschaft als auch aus von Verbänden der Weiterbildung auch wegen des wenig partizipativen Vorgehens kritisch begleitet wurde[4]. Auch die Wissenschaft nahm dazu eher kritisch Stellung.[5]
Während sich „MILLA“ als Plattform für die (berufliche) Weiterbildung verstand, ist die „Nationale Weiterbildungsplattform“ breiter konzipiert. Ziel ist es, den Zugang zu Bildungsangeboten für Menschen jeden Alters zu digital gestützten Bildungsangeboten zu verbessern und dabei u.a.[6]:
- eine größtmöglicher Breite digital gestützte Bildungsinhalte auf einfache Weise zugänglich machen,
- individuelle Lernpfade über Bildungseinrichtungen hinweg bereitzustellen,
- den breiten Zugang zu digitalen Werkzeugen zu ermöglichen,
- die Möglichkeit zu bieten, Bildungszertifikate verschlüsselt abzulegen,
- ein einheitliches Identitätsmanagement für Lehrende und Lernende anzubieten sowie
- Digitalkompetenzen zu fördern.
Die so zu entwickelnde „Meta-Plattform“ soll dabei bestehende Bildungsplattformen zu einem bundesweiten und europäisch anschlussfähigen Plattform-System verbinden und stellt damit keine Lernplattform im engeren Sinne dar, sondern ein Ökosystem mit gemeinsamen Standards und offenen Schnittstellen. Diese Zielsetzung ist in engem Zusammenhang mit dem „Digital Education Action Plan“ (2021-2027) der europäischen Kommission zu sehen, welche neben der Förderung digitaler Bildung auch die Förderung der Entwicklung eines hochleistungsfähigen „digital educational ecosystem“ vorsieht.[7]
Durch die „Nationale Bildungsplattform“ soll ein möglichst breites Bildungsangebot über einen einheitlichen und niedrigschwelligen Zugang erreichbar und bildungsbereichsübergreifende individualisierte Lernpfade angeboten werden. Dabei wird in dem Vorhaben auch ein besonderes Potenzial für Inklusion und Teilhabe gesehen. Zugleich wird betont, dass ein spezielles Augenmerk auf Datensouveränität und Datenschutz gelegt werden soll.
Für die Finanzierung des Bereiches „Digitaler Bildungsraum – Nationalen Bildungsplattform“ sind 630 Millionen Euro aus dem Deutschen Aufbau- und Resilienzplan (DARP)[8] vorgesehen. Zu dem Vorhaben gab es 26.04.2021 nun die eingangs erwähnte Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur „Förderung von Prototypen für eine Bildungssektorübergreifende [sic!], transdisziplinäre Meta-Plattform für kollaborativen, kompetenten und digital gestützten Zugang zu innovativen Lehr-/Lernformaten und unterstützenden Lerntechnologien“ [9] Als Einzelziele zur Entwicklung eines „lernpfadzentrierten Ökosystems“ werden dabei genannt:
- (Weiter-)Entwicklung und Etablierung moderner lernpfadorientierter Lehr-/Lernangebote im Rahmen institutionen-, methoden- und technologieübergreifend verschränkter Curricula,
- Aufbau von Methodenwissen und digitalen Kompetenzen auf Seiten Lehrender durch die Entwicklung digitaler Lehr-/Lernszenarien,
- Zugang zu und Integration der unabhängig in Ziel 1 und 2 definierten modularen und innovativen Lehr-/Lernangebote über initiale, wettbewerblich erstellte Prototypen für eine föderierte Serviceinfrastruktur.
Zusätzlich sollen die im Rahmen des BMBF-Innovationswettbewerb INVITE [10] für die berufliche Weiterbildung laufenden Forschungs- und Entwicklungsvorhaben als Impulsgeber für die pädagogischen und technischen Entwicklungen dienen, welche mit weiteren 35 Millionen Euro gefördert werden.
Bewertung
Aufgrund dieser umfangreichen Zielsetzung wird das Vorhaben – auch von den Initiatoren selbst – als sehr anspruchsvoll betrachtet, zumal eine erste Beta-Version schon in der zweiten Jahreshälfte 2023 freigeschalten werden soll. Diese Zielsetzung erfordert, dass innerhalb kürzester Zeit bildungsbereichsübergreifende Standards definiert werden, welche die Beschreibung von Lerninhalten und deren Verbindung zu Lernpfaden ermöglicht. Zugleich soll technisch eine Plattform entstehen, welche den gewohnheitsmäßigen Anforderungen an Usability und Performance entspricht – und das nicht nur für eine eingegrenzte Zielgruppe, sondern für alle Bildungsbereiche und damit nicht nur alle Altersgruppen, sondern auch für Personen mit unterschiedlichstem Kompetenzen und Anforderungen an die Gestaltung digitaler Lernumgebungen. Es stellt sich also die Frage, warum hier ein so immenser Betrag für ein so ambitioniertes, aber auch risikoreiches Vorhaben ausgegeben wird.
Einige einfache Antworten auf diese Frage wären u.a., dass …
- … zunächst einmal jede Investition in Bildung und insbesondere solche, welche die Herausforderungen des Lehrens und Lernens unter den Bedingungen der Digitalität adressiert, zu begrüßen ist,
- … eine nationale Bildungsplattform, welche den Anforderungen von Datenschutz und Datensouveränität entspricht, auch einen präventiven Schutz des Bildungsbereichs vor der Einflussnahme privatwirtschaftlicher Akteure bis hin zur Etablierung von proprietären Plattformen darstellen könnte,
- … über technologische Lösungen die Verschränkung und Durchlässigkeit des Bildungsbereichs auf nationaler und internationaler Ebene erhöht wird und damit auch die Transparenz der Angebote im Bildungsbereich verbessert werden kann,
- … durch niedrigschwellige Zugänge die Teilhabe an Bildungsangeboten erhöht wird,
- … durch adaptive Systeme und Lernpfade individuelle Angebote für heterogene Bedarfe bereitstehen,
- … mit einer nationalen Bildungsplattform auch die Anschlussfähigkeit an die Idee einer europäischen Bildungsplattform gegeben wäre.
Es spricht also einiges für dieses Vorhaben – und die zur Verfügung stehende Summe ist dafür sicherlich nicht zu hoch angesetzt. Dennoch stellen sich einige auch ganz grundlegende Fragen:
DIE IDEE
Zwar können eine Reihe von Vorteile benannt werden, welche mit Hilfe einer Plattform angegangen werden, dennoch stellt sich die Frage, ob mit der „Nationale Bildungsplattform“ die Vielzahl an Herausforderungen, die in den einzelnen Bildungsbereichen existieren gelöst werden können, oder ob mit dieser Megalösung nicht die Vielzahl an unterschiedlichen Herausforderungen der Digitalisierung überdeckt und ignoriert werden. Konkret wäre zu fragen, welche Lösungen für die spezifischen Probleme einzelner Bildungsbereich über die Plattform abgebildet werden sollen und können. Eine schlüssige Ableitung von bestehenden Herausforderungen ist in den Darstellungen nicht erkennbar, vielmehr sieht es danach aus, dass von einer Lösungsidee ausgehend mögliche Beiträge für bestehende Herausforderungen argumentiert werden.
Für die Weiterbildung stellt die Digitalisierung ohne Frage eine große Herausforderung dar. Dabei sind die Probleme so unterschiedlich, dass übergreifende, einheitliche Strukturen für die Verknüpfung und Bereitstellung digitaler Inhalte kaum zielführend sein werden. Vielmehr liegt es an der strukturellen Unterfinanzierung öffentlich geförderten Weiterbildung, dass das Potenzial für innovative Bildungsangebote nicht ausgeschöpft wird. Digitale Angebote können in diesem Rahmen zwar unterstützen, um z.B. neue Zielgruppen zu erreichen, schließen gleichzeitig aber auch andere Zielgruppen aus. Heterogene Zielgruppen und Anforderungen bedürfen heterogener Lösungen in der Verbindung von Präsenzlernen und Online-Angeboten. Es stellt sich daher die Frage, ob die immensen Summen, welche in die „Nationale Bildungsplattform“ investiert werden, nicht durch ungebundene, offenere Förderung individueller Lösungsansätze (und auch für den Schutz von Präsenzangeboten für „Offliner“) sinnvoller auszugeben wären. Ein zweites Mal stehen die Mittel sicherlich nicht zur Verfügung.
DER ANSATZ
Das jetzige Vorhaben ist von einer unüberschaubaren Komplexität geprägt – nicht nur technisch, sondern vor allem auch pädagogisch. Schon für einzelne Teilbereiche des Bildungssystems wäre es sehr ambitioniert, die vorhandenen Systeme technisch, als auch die unterschiedlichsten Inhalte (sofern rechtlich nutzbar) und Angebote didaktisch sinnvoll zu verbinden. Ein Top-down-Ansatz müsste viele Bedarfe ignorieren und würde die Akzeptanz eines Angebots gefährden – es sei denn, es gibt andere Anreize, welche eine Anpassung der individuellen Lösungen ausreichend attraktiv macht (z.B. über eine staatliche Anerkennung oder Förderung). Ein partizipativer Prozess birgt hingegen die Herausforderung, dass er sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und in Hinblick auf die Breite des gesamten Bildungsbereichs aufgrund der Komplexität wohl auch nur begrenzt umsetzbar ist.
Für die Weiterbildung gibt es neben der VHS-Cloud kaum Lösungen, welche in breiteren Umfang bereits etabliert sind. Darüber hinaus sind die verbandlichen Strukturen nur schwach ausgeprägt, was zur Folge hätte, dass eine große Heterogenität von technischen Lösungen integriert werden müsste. Darüber hinaus stellt sich die Frage, welchen „Mehrwert“ eine Meta-Plattform für private Anbieter, insbesondere aus dem großen Bereich beruflich-betrieblichen Weiterbildung bieten soll, da hier vor allem die Kompatibilität der Inhalte mit den Plattformen der Unternehmen sowie spezifische, „customized“ Angebote von Bedeutung sein dürften.
Eine Meta-Plattform hätte wahrscheinlich zur Folge, dass vor allem größere Anbieter mit Spezialisierung im E-Learning dem Markt dominieren könnten, während kleinere Anbieter sich nur in Nischen etablieren können. Wird der Markt durch einen zentralen Zugang geprägt, könnten damit auch (neue) Machtstrukturen und Ungleichheiten produziert werden. Dabei wäre insgesamt zu erwarten, dass zwar die Transparenz der Angebote zunehmen, ihre Heterogenität aber abnehmen könnte.
DAS VORGEHEN
Dass ein so großes Vorhaben mit auf der einen Seite so umfangreichen und vielschichtigen Zielen und auf der anderen Seite einer so wenig konkreten Planung angegangen wird, lässt sich aus zwei Perspektiven bewerten: So kann es als zielführend angesehen werden, ein solches Projekt nur „agil“ zu realisieren ist, d.h. das Ergebnis sich dynamisch im Austausch mit den Akteuren (Lernende, Arbeitgeber:innen, Arbeitnehmer:innen, Wissenschaftler:innen etc.) entwickelt. Andererseits ist eine Investition in diesem Rahmen ohne klare Leitplanken und konkreten Zielvorgaben für die technische als auch konzeptionelle Entwicklung äußerst risikoreich. Hier stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoll gewesen wäre, zum einen die Zielvorstellungen in Absprache mit den Akteuren aus den einzelnen Bildungsbereichen zu konkretisieren und eine Abschätzung von Machbarkeit und Kosten vorzunehmen sowie Priorisierungen bzw. Schwerpunktsetzungen für einzelne Bildungsbereich vorzunehmen. Zudem stellt sich die Frage, welche dauerhaften Lösungen es für die Finanzierung einer solchen Plattform gibt.
Für die Weiterbildung hat schon das „MILLA“-Vorhaben gezeigt, dass die Realisierung umfassender technischer Lösungen ohne breite Einbindung der Beteiligten schon in der Planungsphase zum Scheitern verurteilt ist. Warum sollte das für eine „Nationale Bildungsplattform“ anders sein? Die Heterogenität der Weiterbildung lässt zudem erwarten, dass es schwer sein wird, sich auf einheitliche Ziele zu verständigen. Einen interessanten Ansatz stellen in diesem Zusammenhang Weiterbildungsverbünde dar, wie sie z.B. vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialen gefördert werden [11], in denen für Teilbereiche der Weiterbildung mit ähnlichen Zielgruppen oder Inhalten gemeinsame Lösungen gefunden werden. Vielleicht liegt darin schon ein Schlüssel für die Schaffung von digitalen Infrastrukturen – zumindest für den Bereich der betrieblichen Weiterbildung. Wobei sich die Frage stellt, ob hier die notwendigen Verschränkungen zwischen Aus- und Weiterbildung (im Sinne eines lebenslangen Lernens und dann auch der Lernortkooperation) schon ausreichend mitgedacht sind. Hier deutet sich schon an, wie komplex die Materie ist.
DIE LÖSUNG
Insgesamt wird der Eindruck erweckt, dass mit der „Nationalen Bildungsplattform“ grundlegende Probleme und Herausforderungen des Bildungssystems technisch gelöst werden sollen. Möglicherweise bietet die Digitalisierung das Potenzial, für vielfältige aktuelle Herausforderungen in Bildungseinrichtungen auch eine Verbesserung zu erreichen. Die Frage aber ist, ob die Lösungen nicht ganzheitlicher als nur über eine! technische Plattform angegangen werden müssen. Wieder mal scheint es der Fall zu sein, dass die Herausforderungen des Bildungssystems eher mit technischem denn mit pädagogischem Sachverstand zu lösen versucht werden. An dieser Entwicklung ist die Pädagogik auch nicht unschuldig, haben doch weite Teile über Jahrzehnte die Herausforderungen der Digitalisierung kaum erkannt, sie ignoriert oder sind bei der Diskussion über die Chancen und Risiken stehen geblieben, ohne zu gestalten und Ideen für die Entwicklung des Bildungsbereichs in einer digitalisierten Gesellschaft zu entwickeln – und wenn, dann waren es auch meist technische Lösungen.
Die Hoffnungen und Versprechungen, welche mit der „Nationalen Bildungsplattform“ verbunden werden, zeigen, dass hier keine grundsätzliche Erkenntnis hinzugekommen ist. Weiterhin wird politisch vor allem die Entwicklung von innovativen Plattformen, Anwendungen oder darauf basierenden didaktischen Konzepte gefördert, oder versucht den „Mehrwert“ technologischer Innovationen für den Bildungsbereich zu klären, statt von den pädagogischen Herausforderungen ausgehend Lösungen zu entwickeln. Die Technologien, von welchen sich eine verbesserte Transparenz, Individualisierung, Durchlässigkeit und Teilhabe versprochen wird, werden nicht ohne entsprechende Rahmenbedingungen zum Erfolg führen und gleichzeitig neue Probleme und Risiken erzeugen. Diese Erkenntnis sollte Grundlage für eine Strategie im Umgang mit den Herausforderungen der Bildung in einer digitalen Welt sein.
Für die Weiterbildung ist festzustellen, dass die Entwicklung einer „Nationalen Bildungsplattform“ nicht systematisch aus den Herausforderungen der Digitalisierung abgeleitet ist, sondern einen technikdeterministischen Lösungsansatz darstellt. Zwar ist es sinnvoll, sich auch experimentell den Herausforderungen der Digitalisierung zu nähern und auch gemeinsame Lösungsansätze auf technologischer Basis zu entwickeln, dennoch stellt sich die Frage, ob das der zentrale Ansatz sein kann, um z.B. sich abzeichnenden Problemlagen einer sich spaltenden Gesellschaft sinnvoll zu bearbeitet. Denn es kommt doch auch gerade darauf an, jene abzuholen, welche mit digitalen Lernangeboten weniger zurechtkommen. Insgesamt stellt sich darüber hinaus die Frage, wie die einzelnen Bildungsbereiche ihre Interessen in die Gesamtkonzeption und Priorisierungen einbringen können. Schon jetzt wird deutlich, dass in der Kommunikation einzelne Bereiche stärker adressiert werden als andere, was angesichts der zentralen Zielsetzung einer übergreifenden Lösung für das gesamte! Bildungssystem verwundert.
Fazit
Während auf der einen Seite der Mut zum „großen Wurf“ Respekt abverlangt, zeigt sich doch bei genauere Betrachtung, dass sich mit der Idee einer „Nationalen Bildungsplattform“ viele Fragen ergeben und auch berechtigt Skepsis verbunden ist: Diese bezieht sich nicht nur auf die Ziele, sondern auch auf die Herangehensweise und die einseitige (technisch orientierte) Perspektive bei der Lösungsfindung. Es steht die Befürchtung im Raum (und mich erinnert das an die E-Learning Förderprogramme für Hochschulen Anfang der 2000er Jahre), dass enorme Summen für die Technikentwicklung ausgegeben werden, welche sich letztendlich als wenig effizientes Investment zeig(t)en – trotz des Aufbaus wichtiger Strukturen für die Digitalisierung. Auch wenn die Zeit drängt, wäre es wichtig, nicht in einen technologischen Aktivismus zu verfallen, sondern zunächst gemeinsam mit den Bildungsakteuren zukunftsgerichtete Ideen für den Bildungsbereich zu entwickeln. Gleichzeitig braucht es Leitplanken für diese Entwicklung. So muss sich z.B. die Frage gestellt werden, in welchen Bereichen und mit welchen Restriktionen privatwirtschaftliche Akteure eine Rolle spielen können, deren Produkte heute (noch/schon) alternativlos sind. Diese Herausforderungen der Digitalität sind dabei nicht allgemein, sondern für jeden Bildungsbereich individuell zu beantworten. Die Schnittstellen zwischen den Bildungsbereichen sollte dabei von vornherein mitgedacht werden, jedoch nicht an erster Stelle der Zielpriorisierung stehen. Die Antworten auf die Gestaltung lebensbegleitenden Lernen im Zeitalter der Digitalität erfordert so eine ganzheitliche Betrachtung sowohl der Herausforderungen als auch der Lösungsansätze, welche u.a. pädagogische, rechtliche, ökonomische, technologische und zunehmend auch ethische Fragestellungen berücksichtigen sollten. Dafür sollte in der Planung auch eine entsprechend breite Expertise vertreten sein. Wenn die „Nationalen Bildungsplattform“ ein Erfolg werden sollte und sich die Hoffnungen erfüllen, werden damit neue, (inter-)nationale Maßstäbe gesetzt. Wenn nicht, und die Wahrscheinlichkeit muss aktuell als eher hoch eingeschätzt werden, werden wichtige Investitionen und Ressourcen fehlen, die passende Antworten des Bildungssystems auf die Digitalisierung zu finden. (Weiter-)Bildung ist für eine solche Art risikoreicher Spekulation ungeeignet.
Fußnoten
[1] https://www.bmbf.de/de/karliczek-startschuss-fuer-aufbau-einer-nationalen-bildungsplattform-14324.html
[2] https://www.bmbf.de/de/bildung-digital-3406.html
[4] https://wb-web.de/milla-modulares-interaktives-lebensbegleitendes-lernen-fur-alle.html
[5] https://www.jmwiarda.de/2018/12/07/was-will-milla/
https://wb-web.de/aktuelles/milla-will-vor-allem-eines-schnell-da-sein.html
[6] Weitere Zielsetzungen der nationalen Bildungsplattform finden sich hier https://www.heise.de/hintergrund/Schule-digital-Die-grossen-Plaene-des-Bundes-Fiasko-oder-Revolution-6009631.html
[7] https://ec.europa.eu/education/education-in-the-eu/digital-education-action-plan_en
[8] https://bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Europa/DARP/deutscher-aufbau-und-resilienzplan.html
[9] https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-3567.html
[10] https://www.bmbf.de/de/innovationswettbewerb-invite-11103.html
[11] https://www.bmas.de/DE/Service/Presse/Pressemitteilungen/2020/bmas-startet-bundesweit-weiterbildungsverbuende.html
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