Das EduCamp 2010 in Hamburg rückt immer näher. Und wir sind auch dabei – nicht nur passiv, nein auch aktiv. Mit Silvia, Tamara, Tobias und Alex werde ich eine Session anbieten zum Thema Bildungsforschung 2.0 – Anspruch und Wirklichkeit (Tamara hat hier schon davon berichtet). Um was geht es uns eigentlich mit dem Thema, das nur bedingt sexy ist? Wir haben folgende Ausschreibung formuliert:
In diesem Workshop wollen wir Zukunftsszenarien einer innovativen, forschungsorientierten Bildungswissenschaft entwickeln. Dabei fragen wir kritisch: Wodurch zeichnet sich eine Bildungswissenschaft 2.0 aus? Wie können wir praxisrelevante und gleichzeitig wissenschaftlich hochwertige Forschung betreiben? Und: Welche Kompetenzen müssen junge Nachwuchsforscher mitbringen bzw. entwickeln, um eine solche Forschung zu betreiben?
Dabei geht es aber nicht nur um Zukunftsszenarien, sondern auch darum, die jetzige Bildungsforschung zu reflektieren, verschiedene Methoden zu betrachten, zu systematisieren und zu sammeln. Ausgangspunkt für unsere Überlegungen ist dabei folgende Betrachtung:
Unserer Meinung nach lässt sich die Bildungsforschung derzeit grob in zwei „Lager“ unterteilen: Auf der einen Seite die empirische Bildungsforschung, die häufig in quasiexperimentellen Designs umgesetzt wird und eher auf Grundlagenforschung ausgerichtet ist. Auf der anderen Seite eine eher praxologische Bildungsforschung. Hier lassen sich Arbeiten ausmachen, die an der konkreten Gestaltung von Bildungskontexten ansetzen (aktuell häufig zum Einsatz von Web 2.0 in der Bildung). Forschung in diesem Bereich basiert oftmals auf nicht-repräsentativen Umfragen oder Einzelfallberichten und hat meist eher deskriptiven Charakter (z.B. Berichte über Implementationen von Technologien).
Der „Bildungswissenschaftler 2.0“, wie wir ihn derzeit sehen, ist tendenziell bestrebt, innovative Trends aufzunehmen und möglichst schnell in der Bildungspraxis zu erproben. Dies kann dazu führen, dass (technologische) Entwicklungen nur oberflächlich reflektiert und auf wissenschaftliche Erkenntnisse der Bildungsforschung bezogen werden.
Somit möchten wir am Entwurf einer , innovativen (Bildungs-)Forschung arbeiten, die beiden Ansprüchen − dem einer methodisch etablierten Forschung und dem der Integration innovativer Medien und Methoden in die Bildungspraxis − gerecht werden kann.
Mehr Informationen mit einem ersten Vorschlag für Arbeitsgruppen findet sich hier. Ich bin gespannt, wer sich in Hamburg zu uns gesellt, um weiter an diesem Thema zu denken.
Hallo,
die Session klingt wirklich spannend. Ich denke, dass es dringend notwendig ist eine Brücke zwischen beiden Lagern zu schlagen und bin wirklich gespannt, was hierzu diskutiert wird. Leider werde ich vermutlich nicht in HH dabei sein können. Hoffe aber, dass die Diskussionen, Ideen und Gedanken zu dem Thema in irgendeiner Form dokumentiert werden und zu mir gelangen 🙂
Viel Erfolg und Grüße
Schade, dass du nicht da sein kannst. Auf jeden Fall bemühen wir uns um eine gute Dokumentation der Ergebnisse, und die werden wie immer in guter Web 2.0 Manier an vielen Orten geteilt werden 😉
Hallo zusammen,
ich bin natürlich begeistert, dass das Interesse an grundlegenden Fragen der empirischen Bildungsforschung beim wissenschaftlichen Nachwuchs entfacht ist! 🙂 Abgelehnte Anträge nicht nur bei mir, verworfene Manuskripte und fehlende Rezeption von Inhalten, die im Kontext der Bildungsforschung NICHT dem aktuellen Mainstream entsprechen, sind (und waren übrigens schon immer) ein gravierendes Problem für die (Weiter-)Entwicklung von Wissenschaften. Man macht allerdings aus meiner Sicht einen Fehler, wenn man da zu schnell in Details methodischer Fragen einsteigt (für deren Erlernen in der Tat mehr Zeit sein muss als ein paar Stunden oder Tage). Die Herausforderung ist viel grundsätzlicherer Natur: Was ist (Bildungs-)Wissenschaft? Welche Methoden sind überhaupt unter welchen Bedingungen legitim? Aber auch: Wer legt fest, was legitim ist? An welcher Art von Erkenntnis sind wir interessiert? Welche davon kann man mit Wissenschaft erlangen und welche vielleicht auch nicht? Was erwarten wir von der Bildungswissenschaft? Etc. Dabei spielt immer auch das Verhältnis zwischen Erkenntnis und gesellschaftlicher Praxis eine große Rolle, ebenso die Position des Wissenschaftlers und (wenn man das Thema Öffentlichkeit mit hineinnimmt) die Rolle des wissenschaftlichen Laien.
Ja, also ich bin gespannt auf eure persönlichen Erkenntnisse. 🙂 Viel Erfolg!
Gabi