Forschungsorientierung in der Lehrer*innenbildung erforschen und gestalten

Manche Projekte dauern länger als geplant, umso schöner ist es dann, das Ergebnis in den Händen zu halten.

Ausgehend von unserem Forschungsprojekt FideS stand schon länger die Idee im Raum, dem Thema Forschungsorientierung in der Lehrer*innenbildung nochmals Raum zu geben. Entstanden ist nun eine Herausgeberschaft, die sich dem Thema sowohl aus Forschungsperspektive wie auch aus Gestaltungsperspektive widmet:

Das Thema des forschungsnahen Lehrens und Lernens ist vor allem durch bildungspolitische Notwendigkeiten der letzten Jahre stärker in den Blick der Hochschulpraxis geraten. Die Lehrer*innenbildung kann diesbezüglich jedoch auf eine lange Tradition zurückschauen. Dieser Herausgeberband möchte die Themenbereiche schulpädagogische Forschungsperspektive und hochschuldidaktische Umsetzungsformen verbinden und richtet sich an Lehrende und Forschende in der Lehrer*innenbildung. Die Publikation unternimmt den Versuch, ebenso Forschungszugänge wie auch hochschuldidaktische Konstruktionen des forschenden Lernens vorzustellen und problemorientiert einzuordnen. Außerdem werden konzeptionelle Entwicklungslinien und fachdidaktische Zugänge abgesteckt. Dabei kommen nationale wie auch internationale Stimmen zu Wort.

Das Buch ist dabei in zwei Abschnitte geteilt: Mit dem Teil Forschungsperspektiven auf forschungsnahes Lehren und Lernen wird der Versuch unternommen, verschiedene forschungsmethodische und -praktische Zugänge zum forschungsnahen Lernen in der Hochschule am Beispiel der Lehrer*innenbildung aufzuzeigen. Dabei bilden theoretische Reflexionen über Professionalisierungsansätze im Verhältnis zu forschungsnahem Lernen, empirische Untersuchungen über verschiedene Umsetzungsformen sowie evaluationsorientierte Zugänge zu forschungsnahen Lernen eine leitende Perspektive. Der zweite Teil des Buches richtet den Fokus von der Forschungs- auf die Gestaltungsperspektive und richtet sich damit eher an Hochschullehrende, die in der Lehrer*innenbildung, in den Fachwissenschaften und der Fachdidaktik aktiv sind. Die Modelle werden somit nicht nur aus Sicht der Bildungswissenschaften, sondern auch aus Sicht der Fachdidaktiken und Fachwissenschaften zusammengetragen.

Wir haben auch versucht, die Beiträge zu kartographieren, damit sich die Lesenden schnell einen Überblick verschaffen können. Möchte man die Beiträge zueinander ins Verhältnis setzen, bietet es sich an, ein Modell zu nehmen, um die Beiträge auf ein gemeinsames Drittes – hier verstanden als Wissenschaft, Praxis und Person – hin zu befragen. In der Verortung der Beiträge könnte dies das Dreiecksgefüge von Ulrike Weyland (2010) sein, welches forschungsnahes Lehren und Lernen zwischen den Polen Wissenschaft, Praxis und Person aufspannt. Forschungsnahes Lernen, so die Argumentation, stellt den Bezug zwischen diesen drei Größen sicher, gleichwohl gibt es spezifische Schwerpunktsetzungen. Entstanden ist dabei folgende Karte (vgl. Schiefner-Rohs, Favella & Hermann, 2019, S. 19):

Durch die so entstandene Kartografierung der Beiträge wird zum einen die Diskussion angeregt (befinden sich die Beiträge wirklich dort oder könnte man es nicht auch ganz anders sehen?), zum anderen werden aber auch Knotenpunkte sowie blinde Flecken in den Diskursen um forschungsnahes Lernen sichtbar, aus denen sich zukünftig weitere Entwicklungslinien erschließen lassen könn(t) en. Denn obwohl forschungsnahes Lernen aktuell breit diskutiert wird, scheinen verschiedene mit forschungsnahem Lernen verbundenen Diskussionsfelder noch minder zusammengedacht worden zu sein. In den Sinn kommen uns etwa: Forschungsnahes Lernen und Evaluation, forschungsnahes Lernen und Wissenssoziologie, Lernen und Professionalisierung, die Kritik an forschungs- nahem Lernen und Scheitern im und durch das forschungsnahe Lernen (vgl. dazu auch Schiefner-Rohs, 2019). Somit ist die entstandene Karte insbesondere ein Gesprächsangebot, um weiter die Frage nach der Erforschung forschenden Lernens in der Lehrer*innenbildung voranzutreiben (vgl. auch den Beitrag von Wolfgang Fichten und Ulrike Weyland in diesem Band). Wir freuen uns auf die Diskussion …

… und danken zeitgleich allen Autor*innen für Ihre Beteiligung.