Herbsttagung Medienpädaogik (DGFE): Mein Beitrag

Wie ich schon im letzten Beitrag angekündigt habe, folgt hier eine kurze Reflexion meines Beitrags „Verankerung kritischer Medienkompetenz in der Lehrerbildung“ im Rahmen der Herbsttagung Medienpädagogik. Für mich war diese Tagung insofern etwas besonderes, da ich mich hier zum ersten Mal mit meinem Dissertationsprojekt zur Diskussion gestellt habe. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt, wenn auch eher auf einem zweiten Blick.

Vorgestellt habe ich die Ergebnisse meiner explorativen Studie zur Verankerung kritischer Medienkompetenz im Lehramtsstudium (Abstract). Diese Studie, bestehend aus einer Befragung von Referendarinnen und Referendare und einer Analyse von Dokumenten der Lehrerbildung,  ist für mich ein erster Einstieg in das Themengebiet; die Ergebnisse helfen mir, das Feld nun zu vertiefen.

Obwohl ich behaupten kann, ein „alter Hase“ mit Vorträgen zu sein, war die Anspannung vor dieser Tagung extrem. Lag es an den Personen, die anwesend waren oder daran, dass das Thema mir so wichtig ist? Es war sicherlich ein Konglomerat aus vielem. Aber nun ist es vorbei und es ist Bilanz zu ziehen.

Kritischen Medienkompetenz und Reflexion in und über Medien ist immer noch ein wichtiges Thema, das wurde auch wieder an der Konferenz klar. Zum Teil implizit, aber auch die Gespräche mit anderen zeigten mir, dass das Thema virulent ist, aber oft „umschifft“ wird. Dabei ist eine genaue Fassung des Begriffs immer noch sehr schwierig, wie ich es auch in meiner Arbeit darstelle.

Die Ergebnisse aus der Befragung und die Dokumentenanalyse wurden im Anschluss an meinen Vortrag dabei nicht so sehr inhaltlich, sondern methodisch diskutiert. Rückmeldungen waren, dass es nicht möglich sei, kritische Medienkompetenz in Studienplänen zu finden, die Ergebnisse nicht generalisierbar sind und ein Vergleich bzw. eine Einordnung der Daten noch schwierig sei. Dem stimme ich zu, wobei ich sagen muss, dass z.B. eine „Repräsentativität“ von mir im Rahmen dieser ersten explorativen Erhebung gar nicht intendiert war: Ziel war es, ein erstes „Gefühl“ für das Konzept zu erhalten (auch wenn das im ersten Moment nicht unbedingt nach harter Wissenschaft klingt). Ein Vergleich der Daten ist schwierig, vor allem zwischen den Dokumenten der einzelnen Hochschulen, da die Datenlage nicht in allen Hochschulen identisch ist: zu sehr war ich auf die Zusammenarbeit mit den einzelnen Hochschulen angewiesen, die in einigen Fällen sehr gut, in anderen eher weniger optimal war.

Die  Ergebnisse dienen jetzt als Grundlage, um detaillierter in das Feld der Verankerung kritischer Medienkompetenz einzusteigen. Und dies geht nicht, ohne das Individuum auch in den Blick zu nehmen, weswegen nun Experteninterviews geplant sind, um der Verankerung näher auf die Spur zu kommen. Denn die Frage ist für mich nicht, wie kritische Medienkompetenz konkret gefördert ist (dies kan auf so unterschiedliche Arten implizit und explizit geschehen, dass dies eine eigene Arbeit wäre), sondern an welchen Stellen diese Art von Kompetenz zumindest einmal verankert ist. Wo sind Reflexionsphasen mit Medien direkt implementiert, um dann in einem zweiten Schritt vielleicht handlungsleitend zu werden? Dabei ist zeitgleich nun die Frage zu klären, ob Reflexionsfähigkeit eigentlich verankert werden kann und wie stark die Rolle der Lehrperson ist. Ich beziehe mich also vor allem auf eine strukturelle Ebene, nicht so sehr auf die individuelle Ebene der Vermittlung. Gezeigt hat sich nämlich bisher, dass kritische Medienkompetenz vor allem in übergeordneten Dokumenten mit Zielcharakter vorkommt, in den einzelnen Vorlesungsverzeichnissen aber kaum handlungsleitend umgesetzt werden.

Rückblickend kann ich sagen, dass es sich durchaus lohnt, eine Dissertation auch dann in der Community zur Diskussion zu stellen, die noch nicht zuende ist. Die abgeschlossene explorative Studie erschien mir sehr passend, eine Zäsur zu machen und Rückmeldungen einzuholen. Man macht sich zu einem gewissen Grad aufgrund der „noch nicht fertigen“ Arbeit zwar angreifbar(er), aber Wissenschaft besteht für mich gerade in dem Diskurs – und die Vorstellung letzten Freitag hat für mich nochmals einige Denk- und Reflexionsfenster geöffnet, so dass es nun weiter gehen kann. Nach der Konferenz ist vor der Konferenz 😉

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