Kick-Off ‚School-IT‘: IT- und Medienkompetenz für Schulen der Euregio Rhein-Waal

Heute war es endlich soweit: das neue Projekt School-IT am Lehrstuhl für Mediendidaktik und Wissensmanagement ist gestartet. Richard Heinen hatte an dieser Stelle schon einmal über die Hauptelemente des Projekts gesprochen:

1) IT-Assistenten
Immer wieder wird betont, dass Schülerinnen und Schüler ihren Lehrkräften im Umgang mit digitalen Medien um Längen voraus sind. Häufig wird dies aber als Hemmnis für den unterrichtlichen Einsatz gesehen, weil es die Lehrkräfte verunsichert. Wir wollen im Projekt aber das Potential Nutzen, das darin steckt und ausgewählte Jugendlichen bewusst als IT-Assistenten einsetzen, die sowohl ihre Lehrer als auch ihre Mitschüler vor allem bei technischen Fragen zum Einsatz digitaler Medien behilflich sein können. Damit sie diesen Aufgaben gewachsen sind, erhalten die Schüler eine Ausbildung, die auch Aspekte des Jugendmedienschutzes berücksichtigt und die die Schulen in Zusammenarbeit mit regionalen IT-Unternehmen gestalten.

2) Projektseminare
Eine wichtige Motivation der euregio das Projekt zu unterstützen, ist der Bedarf der Unternehmen in der Region an jungen Nachwuchskräften, die das nötige Rüstzeug mitbringen, in einem von IT durchdrungenen Arbeitsalltag zu bestehen. Daher werden im Projekt “Projektseminare” durchgeführt, in denen ganze Klasse Projektaufgaben bewältigen, die die Lehrer zusammen mit Mitarbeitern aus IT-Unternehmen entwickeln. Die Schüler können dann bei der Bearbeitung auch auf die Unterstützung der Mitarbeiter bauen.

3) Niederländisch-deutscher Austausch
In einem ersten Schritt arbeiten im Projekt 2 niederländische und 2 deutsche Schulen mit. Schon in der Phase der Projektentwicklung hat sich gezeigt, wie unterschiedliche die Stand der Medienintegration in beiden Ländern ist und wie hoch das Potential ist, voneinander lernen zu können.

4) Bring deinen eigenen Computer mit (BYOD: Bring your own device)
Der letzte Aspekt ist derjenige, der mir persönlich besonders wichtig ist. Wir verzichten im Projekt bewusst auf eine technische Ausstattung der Schüler mit Endgeräten. Projektmaßnahmen beziehen sich auf die Entwicklung einer technischen Infrastruktur, die es den Schüler erlaubt, ihre eigenen Geräte mitzubringen, d.h. die Geräte, über die schon heute verfügen.

(Quelle: Richards Blog)

Nun waren heute morgen alle Projektbeteiligte anwesend und haben begonnen, den Rahmen für eine gemeinsame, länderübergreifende Zusammenarbeit zu erarbeiten. Vor allem in der Diskussion um digitale Medien im Unterricht gab es aus meiner Sicht spannende Unterschiede zwischen den Ländern: Die Niederländer Schulen berichteten von einer selbstverständlichen Integration digitaler Medien in den Unterricht, sei es ein Desktop-PC in jedem Klassenraum, in vom Lehrer Noten oder Fehlzeiten eingetragen werden, sei des das Vorhandensein von whiteboards in vielen Klassenräumen oder die Nutzung von Facebook, durch die Lehrer. 80% der Lehrer seien in seiner Schule bei Facebook angemeldet, berichtete ein niederländischer Lehrer. Sehr beeindruckend aus meiner bisherigen Erfahrung mit digitalen und social media in der Lehrernutzung. Hier gibt es doch einige Unterschiede, und ich bin gespannt, wie sich die Tandems zwischen einer deutschen und einer niederländischen Schule über die Projektlaufzeit entwickeln.

Gefragt habe ich mich, woran es liegt. Sind wir Deutschen wirklich so medienkritisch und sehen immer erst die Gefahren, anstatt uns einfach mal drauf einzulassen? Oder ist es ein systemischer bias, indem digitale Medien sowohl in der Lehrerausbildung als auch in der frühen Schulbildung zu wenig integriert werden? Spannend ist nämlich, dass beide deutschen Schulen berichteten, dass sie in Klasse 5 ein Fach integriert haben, in dem Schülerinnen und Schülern word, excel, powerpoint, aber auch moodle usw. beigebracht werden, die niederländischen Schulen aber antworteten, das hätte man vor 6 Jahren abgeschafft, da es die Schülerinnen und Schüler zumindest bei Eintritt in die weiterführende Schule beherrschen. Dennoch bleibe das Thema des ethischen Umgangs mit Medien, das die Niederländer so schön mit „media wisdom“ bezeichnet haben, was aber auch in Richtung kritischer Informations- und Medienkompetenz geht. Ich denke, über das Projekt und vor allem diesen Fokus werde ich sicherlich an dieser Stelle noch öfter berichten. Jetzt freue ich mich erst einmal auf die spannende Arbeit innerhalb und zwischen den Schulen, die wir mit dem Lehrstuhl und kennisnet auch wissenschaftlich begleiten werden.

Comments

Ok, Medien gehören in unserem Zeitalter natürlich in die Schule – Sie sind die Schiefertafeln, der lang zurück liegenden Vergangenheit. Natürlich muss es dafür einen Platz geben… Doch ich frage mich immer wieder, ob es einen so genannen „Medienunterricht“ noch geben muss. Meiner Ansicht nach, lernen die Kinder doch alles schon von zu Hause aus, dann müssen wir die kostbare Zeit in der Institution Schule doch nicht noch auch noch dafür verschwenden. Nutzen wir die Zeit lieber anders!!!

Hallo Nils, vielen Dank für deinen Kommentar. Nein, ich finde auch, es braucht keinen „Medienunterricht“, sondern digitale Medien sollten wie selbstverständlich in den normalen Schulalltag integriert werden. Ich möchte damit sagen, dass es durchaus wichtig ist, Medien in den Schulunterricht zu integrieren, denn dass alle Kinder kritische Medienkompetenz zuhause erwerben, halte ich für sehr optimistisch. Keine Frage erwerben Sie Medienkompetenz im Sinne von Anwendung von Medien, aber gerade das kritische Hinterfragen und die Reflexion über digitale Medien kann nicht vorausgesetzt werden – und hier ist durchaus m.E. nach die Schule mit ihrem Bildungsauftrag gefragt – aber nicht zusätzlich als eigenes Fach, sondern integrativ in der gesamten Unterrichtszeit.
Liebe Grüsse
Mandy

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