Lehramtstudierende und Medien | Ergebnisse der HISBUS Studie

Schon lange liegt es auf meinem Schreibtisch, heute wird es endlich mal gebloggt 😉 Die Studie «Studieren im Web 2.0» von Kleimann et al. ist zwar nicht neu, aber ich habe mir mal die Arbeit gemacht, und die Daten für Lehramtstudierende, die im Anhang als Rohmaterial angehängt waren, einmal grafisch aufzubereiten. Im Gegensatz zum HISBUS Bericht habe ich allerdings die absoluten Zahlen gelassen und nicht in Prozent umgerechnet, wer einen Vergleich zur HISBUS Studie haben möchte, sollte dies noch tun. Mir kommt es aber gar nicht so sehr auf einen Vergleich an, sondern ich würde gerne im Folgenden die Lehramtsstudierenden als Gruppe betrachten.

Wie oft nutzen Lehramtsstudierende unterschiedliche Internet-Angebote? Abbildung 1 gibt hierauf Antworten:internetangebote1Man sieht, dass Lehramtstudierende vor allem Social Communities und Wikipedia nutzen. Diese Erkenntnis ist nicht neu und auch in anderen Untersuchungen nachgewiesen (BEISPIEL). Mich erstaunt eher der orangefarbene Balken (=nutze ich überhaupt nicht), der bei Flickr, Weblogs, Podcasts, Social Bookmarking, RSS doch sehr prominent ist. Da die Studierenden auch explizit „kenne ich nicht“ ankreuzen konnten, ist wohl davon auszughen, dass es sich hier wirklich um ein Nichtnutzen handelt. Allein RSS, Social Bookmarking und SL scheint den meisten Studierenden unbekannt zu sein, d.h. zumindest die gängigen Web 2.0 Tools (Blogs, Wikis, Podcasts) scheinen in ihrer Existenz bei Lehramtstudierenden angekommen zu sein, allerdings auch weniger genutzt zu werden.

Eine Ausnahme bildet wieder mal Wikipedia, die eher häufig genutzt wird. In einer zweiten Frage wurde dies spezifiziert:

wikipediaHier gleicht die Verteilung von Aktivität und Passivität auch Studien mit anderen Zielgruppen (vgl. z.B. JIM 2008).

Fragt man danach, ob es in ihrem Studienangebot digitale Medien gibt, kommen folgende Ergebnisse zu Tage:

studienangebot

Am meisten vorhanden sind lehrveranstaltungsbegleitende Materialien. Zu vermuten ist, dass es sich hierbei um die pdfs der Powerpointfolien handelt. Interaktive Lehrangebote und virtuelle Seminare sind eher wenig verankert.

Eine spannende Frage ist die nach der Nützlichkeit verschiedener Dienste im Studium:

nutzlichkeit-studium

Am «nützlichsten» (so es dies denn gibt) werden von den Studierenden elektronische Videoaufzeichnungen mit Foliensätzen erachtet, dicht gefolgt von den Audioaufzeichnungen von Vorlesungen. Online-Tests und Ãœbungen werden weiterhin oft genannt. Zu vermuten ist hier, dass die Nützlichkeit in einem sehr engen Zusammenhang mit der Prüfung steht, ist doch zu vermuten, dass Podcasts und Tests zur Repetition genutzt werden. Was mich erstaunte, sind die doch hohen Zustimmungen für Wikis, E-Portfolios und WBTs. Erstaunlicherweise gibt es aber bei diesen Tools auch eben genau so viele Studierende, die „weiss nicht“ angekreuzt haben. Reine Online-Veranstaltungen sind für die meisten Studierenden überhaupt nicht nützlich. Spannenderweise können viele Lehramtstudierende die Nützlichkeit von Weblogs nicht einschätzen, und wenn, dann sind diese in ihren Augen eher wenig nützlich.

Fragt man allerdings nach, welche der Dienste Lehramtstudierende auch in ihrem Studium nutzen, wird man ziemlich schnell ernüchtert:

anwendungenhochschuleDer braune Balken (=wird nicht angeboten) ist in allen der aufgezählten Medien mit Abstand am meisten vertreten. Dies ist erschreckend: nach vielen Jahren der Förderung von digitalen Medien in Schulen und Hochschulen ist es scheinbar nicht gelungen, diese auch in der Lehrerbildung zu verankern. Ich habe nochmals in der HISBUS Studie nachgeschlagen. Auch dort habe ich (bezogen auf alle Studierenden) folgende Aussage gefunden:

„Bei den Antworten auf diese Frage fällt auf, dass bei fast allen genannten Angebotsformen mehr als die Hälfte der Befragten angegeben haben, dass diese Lern- und Studienmöglichkeiten an ihrer Hochschule nicht angeboten werden. Die zuvor abgefragte Nützlichkeitseinschätzung dürfte sich daher in  vielen  Fällen  auf  Vermutung  und  nicht  auf  eigene  Erfahrung  stützen.“ (S. 11)

Der zweite sehr erschreckende Befund sind die orangenen Balken (=nutze ich gar nicht): selbst wenn die Medien in der Hochschule angeboten werden, werden sie scheinbar von den Studierenden nicht genutzt, obwohl sie die Medien durchaus als nützlich für ihr Studium ansehen. Bezogen auf alle Studierenden ragen die Lehramtstudierenden bei dieser Aussage allerdings negativ aus der Masse.

Comments

Herzlichen Dank für diese tolle Zusammenfassung und die damit in Verbindung stehende Arbeit! Kann ich sehr gut für meine Arbeit an der Schnittstelle von Lehrerbildung & Neue Medien gebrauchen.

Lieber Michele, danke für den tollen Tipp 🙂

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