Plädoyer für eine lebensumfassende Strategie „Digitalen Lernens“

Die Bundesregierung hat in ihrer Digitalen Agenda angekündigt,

„gemeinsam mit den Ländern und weiteren Akteuren aus allen Bildungsbereichen eine Strategie „Digitales Lernen“ [zu] entwickeln, die die Chancen der digitalen Medien für gute Bildung entschlossen nutzt, weiterentwickelt und umsetzt.“ (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Bundesministerium des Innern & Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur 2014, S. 27)

Die Betonung auf den „gesamten Lebenslauf“ (ebd. über dem Zitat) weckt die Hoffnung, dass der Bereich der Erwachsenenbildung stärker als bisher Berücksichtigung findet. Es wäre fatal anzunehmen, dass es allein darauf ankommt, in der Schule und Ausbildung digitale Medien einzusetzen und hier die Medienkompetenz zu stärken. Gerade angesichts der dynamischen Entwicklung ist es zwar grundlegend, in den frühen Lebensjahren diese Kompetenz aufzubauen, genauso wichtig ist es aber diese Kompetenzen fortwährend zu fördern und weiterzuentwickeln. Die bisherige Fokussierung der Diskussion auf Schule, Hochschule und berufliche Ausbildung erweckt den Eindruck, als ob Erwachsene keinen Weiterbildungsbedarf in diesem Bereich hätten, sich grundlegende  Medienkompetenz entweder selbstverantwortlich beibringen müssen oder sich das Problem mit den „Digital Immigrants“  über die Zeit von allein löst.

Die aktuelle Anfrage von Bündnis90/die Grünen mit Bezug zur ICILS-Studie (via Bildungsklick) weckt bei mir wieder die Befürchtung, dass die Digitale Strategie vor allem die Schule fokussieren wird. Dabei zeigt die PIAAC-Studie, dass auch bei der Erwachsenenbevölkerung durchaus noch Luft nach oben ist:

„Einheitlich über alle Länder weist der größte Anteil an Personen eine niedrige Kompetenz (Stufe I oder darunter) in technologiebasiertem Problemlösen auf, von 27 % in Japan bis zu 49 % in England/Nordirland (GB) sowie den Vereinigten Staaten. In Deutschland entspricht dieser Anteil 45 %, im OECD-Durchschnitt liegt er bei 42 %. Personen auf diesen Stufen können mit Hilfe einer vertrauten technologischen Anwendung und ohne Kenntnis spezieller Werkzeuge nur einfache und klar definierte Probleme bearbeiten, die lediglich wenige Lösungsschritte erfordern.“ (Rammstedt 2013, S. 71)

Angesichts dieser Zahlen liegt es auf der Hand, dass die Entwicklung von Kompetenzen im Umgang mit digtalen Medien in allen Alterstufen gefördert werden muss. Dafür braucht es letztendlich eine umfassende, leben- und bildungsphasenübergreifende Strategie, die gemeinsam gedacht werden muss.

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