Qualifikationsanforderungen für Enterprise 2.0

Für die einen Unternehmen ist Enterprise 2.0 ein alter Hut, für die anderen noch eine Herausforderung. Aber wohl kaum eine Branche kann es sich leisten, diesen Trend zu ignorieren. Eine klare Positionierung auf der Grundlage der Chancen und Risiken ist notwendig, wobei die Grundlagen für diese Bewertung weitgehend fehlen. Auch die Entwicklung von KPIs erweist sich als schwierig, da eine klare Ableitung von Ursache und Wirkung in diesem komplexen Umfeld schwierig ist.  So gibt es abseits der Evangelisten auch eine lebhafte Diskussion darüber, was Enterprise 2.0 überhaupt bringt bzw. an welchen Stellen und mit welchen Zielsetzungen Web 2.0 im Unternehmenskontext genutzt werden soll.  Basiert die Entscheidung für eine strategische Einführung von Web 2.0 in einem Unternehmen daher nicht auf die Ãœberzeugung des Nutzens („See the light“) ist es entweder das ungute Gefühl, dass die Wettbewerber hier etwas machen, was ihnen einen Vorteil verschaffen würde oder der Druck aus dem Unternehmen, in dem die Web 2.0-Bewegung zahlreiche kaum noch zu kontrollierende Web 2.0-Buschbrände entfacht hat („Feel the heat“).

Das Ergebnis ist zum einen, dass die oft hohen Erwartungen nicht erfüllt werden oder ein Konflikt zwischen engagierten Web 2.0ern im Unternehmen und grundlegenden Fragen der Datensicherheit und Nutzens für das gesamten Unternehmen. Sicherlich gibt es auch zahlreiche positive Beispiele für den Einsatz von Web 2.0 in Unternehmen, grundlegende Fragen scheinen aber nach wie vor nicht beantwortet.

Einige dieser Fragen werden im Buch „Web 2.0 – Neue Qualifikationsanforderungen in Unternehmen“ untersucht. Dazu gehört beispielsweise die Frage, für welche Unternehmen Web 2.0 geeignet ist. Dabei zeigte sich, dass Web 2.0 eine besondere Relevanz  für die Wirtschaftszweige besitzt, die

(1) eine besondere Nähe zu IT haben,

(2) in hohem Maße mit Forschung und Entwicklung befasst sind,

(3) eine hohe Komplexität in der Produktions- und Dienstleistungsprozessen haben und

(4) wo sich ein hoher Nutzen der Anwendungen zeigt.

Aber nicht nur die Branchen haben Einfluss auf die Bedeutung der Web 2.0-Kompetenzen, sondern auch das Unternehmensprofil. Identifiziert wurden hier Merkmale wie

(1) Internationalität,

(2) Altersstruktur,

(3) Wettbewerbsintensität,

(4) Unternehmenskultur und mit geringem Einfluss die

(5) die Unternehmensgröße.

Im Zentrum der Forschung standen aber die Qualifikationsanforderungen, die im Zusammenhang mit Web 2.0 in Unternehmen stehen. Dabei wird sich nicht auf die Nutzungsebene beschränkt, sondern eine systematische Analyse vorgenommen, die folgende Aspekte umfasst:

(1) Kommunikation im virtuellen Raum

(2) Kooperationsfähigkeit in virtuellen Arbeitswelten

(3) Umgang mit Informationen und Wissen

(4) Datenschutz, rechtliche Aspekte und Vertraulichkeitsanforderungen

(5) Eigenverantwortliches Lernen und parallele Aufgabenbearbeitung sowie

(6) IT-Kompetenzen

Die Ergebnisse stellen dabei nicht nur eine Momentaufnahme dar, sondern prognostizieren auch die Entwicklung der Relevanz dieser Kompetenzfacetten für 2015 und stellen damit eine wichtige Grundlage für die Planung und Umsetzung der Personalentwicklung in diesem Bereich dar.

Quelle:

Berhard Schmidt-Hertha, Helmut Kuwan, Gerd Gidion, Yves Waschbüchen,  Claudia Strobel (Hrsg.): Web 2.0 – Neue Qualifikationsanforderungen in Unternehmen. Bielefeld: W. Bertelsmann

Rezension auch unter http://www.socialnet.de/rezensionen/12664.php