Anfang der Woche hat in Kassel der DGfE Kongress 2016 stattgefunden, dieses Jahr zum Thema Räume für Bildung. Räume der Bildung. Zeit, einen kurzen Blick zurück zu werfen. Für Medienpädagogen und Medienpädagoginnen begann der Kongress mit dem Radiobeitrag von Hitradio FFH scheinbar eher ernüchternd: „Pädagogen warnen vor zu viel Technik“ lautete ein Beitrag zur Eröffnung. Und in der Tat, die Nutzung z.B. Twitterer, war, gemessen an der Anzahl der Teilnehmenden, eher wenig. Allerdings haben sich einige Beiträge dezidiert auch mit medialen Lern- und Bildungsräumen auseinandergesetzt, so dass die oben genannte Ãœberschrift zumindest nicht für alle Pädagogen galt.
Zusammen mit Jasmin Bastian habe ich eine Arbeitsgruppe eingereicht, die sich mit der handlungsleitende Rolle von Medienbildern und -metaphern für Lehrpersonen beschäftigte:
Aktuelle Studien weisen auf große Vorbehalte deutscher LehrerInnen gegenüber digitalen Medien hin. Ausschlaggebend hierfür könnten Habitus oder Einstellungen von Lehrpersonen sein. Es stellt sich jedoch die Frage, woher die Skepsis rührt. Eine Möglichkeit, dies näher zu beleuchten, stellt die Beschäftigung mit (Welt-)Bildern, Deutungen und Überzeugungen von LehrerInnen dar, die etwa in Form von metaphorischen Konzepten sichtbar werden und ggf. pädagogisches Handeln beeinflussen. Zu fragen ist daher: Welche Medienbilder liegen der (kritischen) Haltung von LehrerInnen zugrunde? Wie werden Lehrpersonen in der Ausgestaltung medienbezogener Haltungen geprägt? Welchen Ein uss haben visuelle Bilder und metaphorische Konzepte? Die Arbeitsgruppe möchte diese Fragestellungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Dazu präsentieren die Beteiligten Überblicksbeiträge und eigene Forschungsprojekte, die zusammenfassend diskutiert werden.
Wir freuten uns sehr, dass sich so viele an der Gruppe sowohl vortragend als auch diskutierend beteiligt haben. So machte Rudolf Schmitt nochmals das methodische Vorgehen der systematischen Metaphernanalyse deutlich, während Elisabeth Wegner über Metaphern des Lernens in verschiedenen Kontexten berichtete – mit spannenden Ergebnissen. Dezidiert auf die Rolle von Medien gingen dann Jasmin Bastian und Stefan Aufenanger mit medialen Weltbildern sowie Marion Brüggemann mit (medien-)pädagogischen Orientierungsmuster berufserfahrener Lehrkräfte ein.
Ich adressierte in meinem Beitrag Medienbild und Medienbildung — Ikonografie von Medien in der Schule den visuellen Bereich von Medienbildern. Wie wird der Themenbereich Schule und Medien eigentlich visuell in der Öffentlichkeit dargestellt? Welche Fotographien werden verwendet, und wie werden diese durch Lehramtsstudierende rezipiert? Dabei ging es mir um die Analyse und Reflexion von „Medien-Bildern“ in schulischen Zusammenhängen als Teil von visueller Kommunikation  und eine Voraussetzung für den Aufbau von Einstellungen und Haltungen von Lehrpersonen.
Ausgehend von einer seriell-ikonografische Fotoanalyse konnte ich als ein erstes Zwischenfazit festhalten, dass es eine gemeinsame Bildsprache zu geben scheint: Es überwiegt die Darstellung von Unterrichtssituationen in (Klassen-)Räumen, Schülerinnen und Schüler sitzen an Tischen und beschäftigen sich mit den Geräten vor ihnen. Zwar wird Lernen Z.T. als eingebunden in einer Gruppe dargestellt, aber in Gruppensituationen gibt es keine offensichtliche Interaktion untereinander. Digitale Medien sind somit eher als ‚Lernmedien‘ der Schüler_innen charakterisiert und die Lehrpersonen „werschwinden“ zunehmend aus den Bildern: Wenn Sie sichtbar werden, dann in typischen Zeige- oder Beugefiguren. Lehramtsstudierende nehmen auch diese Bildsprache wahr, ergänzen diese jedoch um spannende Aspekte wie beispielsweise die Thematisierung von überlagernden Räumen bzw. Interaktionsmöglichkeiten. Allerdings kommen Studierende auch zu nüchternen Erkenntnissen im Vergleich mit historischen Aufnahmen:
„Also so viel hat sich scheinbar doch nicht geändert. Es sitzen drei Schüler um einen Computer drum rum und versuchen das irgendwie (lachend) rauszukriegen, wie es funktioniert. (…) Genau, ansonsten (..) hat sich scheinbar doch nicht so viel geändert, außer halt die Technik an sich. So der Umgang damit sieht / sieht doch ziemlich gleich aus.“
Es zeigte sich, dass die Auseinandersetzung mit sprachlichen und visuellen Bildern spannende Diskussionen zu Tage brachte, für die die Zeit gar nicht reichte. Wichtig erscheint es mir, zum einen die visuelle Perspektive in der Forschung zu stärken, diese aber auch in Verbindung mit der sprachlichen Auseinandersetzung zu adressieren. Sowohl Sprache als auch Bilder generieren „innere Bilder“ – diesen mehr Aufmerksamkeit zu widmen könnte spannend sein. Stefan Aufenanger fasste die Ergebnisse der Gruppe unter folgenden Perspektiven zusammen:
Zusammenfassend zeigte sich damit, dass es einen großen Bedarf an weiterführenden Diskussionen gibt, sowohl über die zugrundeliegenden Begrifflichkeiten, wie auch über konkrete forschungsmethodische Vorgehensweisen bei der Analyse sprachlicher und visueller Bilder. Damit haben wir am Ende  des Workshops beschlossen, einen Folgeworkshop durchzuführen. Zeit und Informationen hierzu werden in den nächsten Wochen folgen.
Alles in allem war der DGfE Kongreß unter dem Motto „Räume für Bildung. Räume der Bildung“ genau unter dieser Perspektive spannend. Dabei wurde das Tagungsthema nicht nur inhaltlich in den Sessions aufgenommen, sondern auch außerhalb in Form von Fotographien und szenischen Darstellungen:
Das #dgfe16-Kongress-Thema ist in der Uni #Kassel toll mit Bildern umgesetzt. „Räume fürBildung. Räume der Bildung.“ pic.twitter.com/UdM8VdyL47
— Joachim Höper (@Joachim_Hoeper) 15. März 2016
Lediglich die Diskussions-Räume fehlten aufgrund des gedrängten Programms ein wenig. Hierfür können wir aber dann ja den virtuellen Raum nutzen.