Rückblick Studientage Bern

Gestern und heute war ich auf den Studientagen Bern, jeweils mit einem Referat vertreten. Gestern habe ich über Weblogs im Unterricht referiert, heute über digitale Medien in der Lehrerweiterbildung.

Und ich muss sagen: spannend war’s. Leider habe ich von den anderen Vorträgen nicht viel mitbekommen, da ich jeweils direkt nach meinem Referat wieder abgereist bin. Dennoch gab es spannende Diskussionen, die ich hier kurz zusammen fassen möchte.

Im Atelier Social Software in der Schule, in dem ich zu Weblogs und Stefanie Panke zu Social Tagging in der Schule sprach konzentrierte sich die Diskussion vor allem auf das Phänomen Social Tagging. Stefanie stellte Social Tagging und damit zusammenhängend die Studie, die sie zusammen mit Birgit Gaiser durchgeführt hat, vor. Dabei fand ich den Vergleich von Social Tagging mit chaotischer Lagerhaltung sehr treffend. Auch merkte sie kritisch an, dass sich im Social Tagging populäre Irrtümer manifestieren können. Aus ihrer Untersuchung schloss sie, dass es sich beim Social Tagging wahrscheinlich um ein „Schein-Wissensmanagement“ handelt, das vor allem kaum langfristig gedacht wird. Lange haben wir um den Einsatz von Social Tagging in der Lehre diskutiert, und ich muss sagen, wir haben kaum geeignete Szenarien gefunden. Nach Stefanie kommt es nicht so sehr auf das Information Retrieval an, sondern vor allem auf das Information Behaviour. Und somit könnte Tagging in der Schule zumindest das Problembewusstsein für Information Behaviour sein.

Im heutigen Atelier E-Practice in der Hochschullehre ging es um den Einsatz von digitalen Medien, vor allem Web 2.0 in den Kernaufgabenbereichen der Hochschulen: grundständigen Studiengängen, der Forschung und der Weiterbildung. Johan Sterken aus den Niederlanden stellte deren Einsatz von E-Portfolios in der Lehrerausbildung dar. Er eröffnete seinen Vortrag mit dem Refrain von 50cent „Ayo I’m tired of using technology, I need you right in front of me“. (50Cent hat es natürlich ein wenig anders gemeint, wie folgendes Video zeigt 😉 )

Innerhalb dieser Portfolio haben sie sieben Kompetenzbereiche definiert, in denen die Studierenden Artefakte sammeln müssen (Achtung: niederländische Übersetzung): interpersönliche Kompetenzen (Kommunikation, Kontakt mit Schülern, usw.), pädagogische, didaktische und organisatorische Kompetenzen, Kompetenzen in der Zusammenarbeit mit Kollegen und mit der Umgebung und reflexive Kompetenzen. Spannend fand ich aber die Idee der Fachateliers: Jede/r Dozierende/r bietet zu seinem Fachgebiet auf Blackboard ein Fachatelier an. Dort findet man dann eine Kenntnisstelle, eine Didaktik- und Technikstelle, eine Diskussionsstelle sowie eine Quellenstelle, wo man Quellen findet, die Studierende direkt im Unterricht einsetzen können.

Marco Bettonie von der Fernfachhochschule Schweiz berichtete von Web 2.0 in der Forschung. Sie haben CoReSquare, eine Community of Research eingesetzt, um gemeinschaftlich an Paper zu schreiben und Kompetenzkarten des Teams zusammen zu stellen. Die grösste Herausforderung stellt für ihn die Spannungen zwischen Hierarchie und Partizipation und die damit verbundenen „negotiations of knowledge“.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es sehr spannend war, sich mit so vielen unterschiedlichen Personen auszutauschen. Und wie immer an Tagungen: Schön, wieder alte (und neue) Bekannte zu treffen 🙂

Comments

Hallo Mandy,

Es ist interessant was du schreibst. Eine Frage: Welche Web 2.0 Technologien, hat, so wie du es siehst, ein grosses Potential in Aus-/Weiterbildung? Könntest du einige Beispiele nennen? Vielen Dank im Voraus.

Gruss, Frank

Hallo Frank

Ich habe vor allem für die Lehrerweiterbildung gesprochen, und dort denke ich, haben alle Technologien grosses Potenzial, die es schaffen, informelles Lernen zu unterstützen und so die tägliche Arbeit mit der „Weiterbildung“ zu verknüpfen, denn ich habe neben den klassischen Kursformaten der Weiterbildung auch stark das informelle Lernen thematisiert.
Z.B. Weblogs als Reflexionsinstrument für die alltägliche Praxis oder Communities zum Austausch von Lehrenden. Ich denke, gerade für die Lehrerweiterbildung gibt es hier noch spannende Ansätze. Ich werde auf jeden Fall dran bleiben.

Liebe Grüsse
Mandy

Hallo Mandy

Noch einmal ein herzliches Dankeschön für deinen Auftritt in meinem Atelier, insbesondere für deine spontane inhaltliche Anpassung und deine Flexibilität beim Vortragen, dank der wir wenigstens kurz die Frage nach Schlussfolgerungen für die gemeinsame, kohärente ICT-Kultur der verschiedenen Aufgabenbereiche einer Hochschule andiskutieren konnten. Mir ist da etwas deutlilch geworden (nein, keine Antwort, eine Frage): die Notwendigkeit einer Balance zwischen Anreizen (einfacheste Tools, die Mehrwert versprechen) und Verbindlichkeiten (die irgendwann im notwendigen Changeprozess einer Institution auftauchen müssen), die vermutlich immer neu gefunden werden muss.

GrussThomas

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