Sloan-C International Conference on Online-Learning

So, nun ist sie auch schon wieder vorbei, die 17th Annual Sloan Consortium International Conference on Online Learning, wie sie offiziell heisst. Dieses Jahr stand die Tagung unter dem Motto “Online Learning, Teaching, and Research in the New Media Ecology” und zog 1,488 reale und 600 viruelle Teilnehmende an, aus 25 Ländern, von Australien über Deutschland 😉 bis hin zu den United Kingdom. Ich war besonders gespannt auf diese Konferenz, vor allem auf die amerikanische Diskussion über online lernen, die ich ja bisher eher aus der Ferne und vor allem nur über Literatur verfolge. Das Programm war übervoll, so dass es mir an einigen Stellen wirklich schwer fiel, mich zwischen all den Tracks und Vorträgen zu entscheiden. Gott sei Dank wurde ein Teil der Sessions aufgezeichnet, so dass ich später den ein oder anderen Vortrag hier nochmals nachschauen kann.

Doch was ist nun mein Eindruck von der Konferenz? Ähnlich wie die GMW oder die Online-Educa versucht sie, sowohl Forschung als auch Praxis des Online-Lernens miteinander zu verbinden, was zum Teil zu sehr unterschiedlichen Vortragsarten führte.  Im Gegenteil zur deutschen Diskussion um Online Lernen gibt es in den USA aus meiner Perspektive eine andere Tradition: Fast 1/3 aller Studierenden haben beispielsweise mindestens einen kompletten Online-Kurs besucht (vgl. http://4rd.ca/aaat8e) und die Zahl der Studierenden, die in einem reinen Online-Kurs eingeschrieben sind, ist auf 31% gestiegen. Gerade diese reinen Online-Kurse sind doch in Deutschland, so mein Eindruck, noch eher die Seltenheit. So erstaunt es auch nicht, dass sich hier und vor allem auf dieser Konferenz sich die Diskussion vor allem darum dreht, wie man dieses reine Online Lernen unterstützen und verbessern kann.

Diskutiert wurde vor allem das Community of Inquiry Modell (Garrison, Anderson & Archer, 2000) und daran anknüpfend den verschiedenen Formen von presence, denen ich in mehreren Tracks begegnet bin (u.a. in der von Peter Shea oder von Karen Swan). Unterschieden wird dabei in diese 3 Arten, die Auswirkungen auf das Online-Studieren haben (nachfolgend in der Version von Kupczynski, Green & Gibson):
– cognitive preses: the extent to which learners are able to construct and confirm meaning through reflection and discourse.
– teaching presence: the design, facilitation and direction of cognitive and social processes in order for students to have meaningful land worhtwhile learning outcomes
– social presence: The ablity of learners to project themselves socially and emotionally.

Peter Shea sprach daneben noch von learning presence als neuem Konstrukt, um die Selbstregulation der Lernenden zu erklären und stellte seine Untersuchung dazu vor (vgl. shea & bidjerano, 2010). Karen Swan hingegen stellte einen Design-Experiment Ansatz vor, indem sie ausgehend von den Rubrics in einem Akkreditierungsprogramm (Quality Matters, http://www.qmprogram.org/rubric) den eigenen Kurs verbesserte und dies mit Daten zum CoI Ansatz verglich.

Abgesehen davon war die Diskussion gar nicht so anders wie die europäische Diskussion im Bereich des E-Learning: Das Thema von Open Educational Resources (Slides http://www.slideshare.net/cgreen/sloan-the-obviousness-of-open-policy) wurde hier ebenso adressiert wie Fragen nach Lernen mit Facebook und Twitter bis hin zu mobile learning (zu dem es ähnliche Einsatzbereiche gibt wie in Deutschland). Kupczynski, Green & Gibson stellten beispielsweise eine Untersuchung vor, die nach den Technologien fragte, die Lehrende in Online-Settings einsetzen. In ihrer Stichprobe waren die Top 10 Tools E-Mail, Syllabus, Announcements, MyGrades, Assignments, Roster, Assessment, Discussion, learning modules und Kalender. Das bedeutet, Tools, die kollaboratives Lernen unter Lernenden ermöglichen werden von den meisten Online-Lehrenden sehr selden eingesetzt. Hier wurde dann nochmals die Rolle des faculty development erörtert, die ich auch aus meiner Zeit am E-Learning Center und an der Hochschuldidaktik kenne. Dozierende sind Experten ihres Faches, aber nicht immer Experten in Lehr-Lernmethoden, vor allem dann nicht, wenn es für sie neue Lehr-Lernmethoden sind wie beispielsweise das Online-Lernen. Hier wird dann Unterstützung benötigt – eine Diskussion, die wir auch in Europa sehr gut kennen.

Doch auch das Thema der Digital literacy kam nicht zu kurz. Neben von meinem Vortrag mit dem Titel „Critical digital liteacy in teacher education – Findings from a German Research Project“ (abstract/slides) tauchte das Thema immer mal wieder auf. So habe ich beispielsweise anknüpfend an meinen Vortrag noch mit Tom Mackey über verschiedene Arten von Literacies diskutiert. Er hat mit Trudi Jacobson den Metaliteracy-Ansatz entwickelt, den ich bisher nicht kannte und hat mir dankenswerter Weise mehr Literatur dazu geschickt, die ich sehr gerne gelesen habe. Auch Howard Rheingold brachte das Thema zur Sprache:

Er sprach dann vor allem über social und peer-learning mit Web 2.0 Medien und stellte seine verschiedenen Angebote vor, angefangen vom Social Media classroom (http://socialmediaclassroom.com/) bishin zu seiner “University” (http://www.rheingold.com/university/). Und gegen Ende seines Vortrages kam auch er wieder auf die, wie ich es nennen würde, kritische Medienkompetenz zurück, die er an drei Beispielen illustrierte:
– einer Websearch for martin luther king
– der Seite http://www.thepregnancytester.com/ und natürlich dem altbekannten
-Tree Octopus Save The Pacific Northwest  😉

Seines Erachtens geht es in Zukunft vor allem um networked awareness, ich bin gespannt, wie die Diskussion weitergeht.

Das erst einmal ein kleiner Zwischenbericht. Am Montag geht es dann weiter zum College of Education der University of Florida, an dem ich zu einem Vortrag über Teacher education and digital literacy. Current issues and concepts in Germany eingeladen bin. Ich bin gespannt und werde sicherlich auch von dort berichten.