Die Aufforderung der Organisatoren, seine „Stimmen zur historischen Erwachsenenbildungsforschung“ zur Sektionstagung der Erwachsenenbildung in Halle/Saale abzugeben, hat mich nun doch bewogen meinem ersten Impuls auf eine Rückmeldung zur Sektionstagung – die ich dann aus Zeitgründen schon wieder ad acta gelegt hatte – zu folgen.
Zunächst einen herzlichen Dank an die Organisatoren, die eine wunderbare und reibungslose Veranstaltung organisiert haben und auf Nachfragen immer schnell und freundlich reagierten. Der Veranstaltungsort im Areal der Franckeschen Stiftungen, war ein wunderbarer und sehr interessanter Ort, so wie ich insgesamt sehr begeistert war, wie sich Halle/Saale in den letzten Jahren entwickelt hat. Auch das Thema, sich mit der Geschichte der Erwachsenenbildung zu beschäftigen, war gerade angesichts des „Zukunftsdogmas“ ein wohltuendes, reflektierendes Innehalten. Daher wäre mein erstes Anliegen der Wunsch, die Bedeutung der historischen Erwachsenenbildungsforschung weiter zu stärken und dieses Thema z.B. in den Curricula der Studiengänge der Erwachsenenbildung (stärker) zu verankern. Ich habe das jedenfalls für mich noch mal mitgenommen.
Damit zusammen hängt auch die Frage, welche „Geschichte der Erwachsenbildung“ wir thematisieren. Eine Deutsche, eine Europäische, oder sogar eine Internationale (z.B. mit Blick auf die Nordamerika), die auch immer wieder Impulse für die eigene Geschichte gegeben hat. Aber was ist eigentlich die „eigene“ Geschichte. Gerade in Deutschland stellt sich diese Frage. Welche Präsenz hat eigentlich die Geschichte der Erwachsenenbildung in der DDR? Ohne einen genauen Überblick über die Literaturlage zu haben, fallen mir doch nur wenige Auseinandersetzungen dazu ein (vgl. Siebert 1970; 2010, Dietrich 1991). Gibt es eigentlich Unterschiede dahingehend, wer (mit welcher Biographie) wo (alte/neue Bundesländer) für wen (in Ost-/Westdeutschland sozialisiert) Geschichte der Erwachsenenbildung thematisiert? Auf der einen Seite erleichtert und auf der anderen Seite sehr besorgt habe ich zur Kenntnis genommen, dass die Geschichte der Erwachsenenbildung in der DDR auch Thema auf der Sektionstagung war, jedoch dann immer mit dem Hinweis auf entsprechende Forschungsdefizite und fehlende Quellen. Gerade Letzteres beunruhigt mich schon, kann es doch allzu leicht dazu führen, dass Geschichte vergessen und nicht erforschbar ist. Mein zweites Anliegen wäre daher besonderes Augenmerk auf die Geschichte der Erwachsenenbildung in der DDR zu legen und vor allem Anstrengungen zur Erhebung von Daten zu unternehmen (z.B. von Zeitzeugen), dass hier nicht noch weiteres „Material“ verloren geht. Ich bin froh auf Hinweise zu aktuellen Forschungsprojekten und -publikationen zu diesem Thema und wäre auch selbst – trotz aller räumlicher Distanz – interessiert an Forschungsarbeiten mitzuwirken.
Der angesprochene Bedarf an Forschungsdaten zeigt sich auch in Bezug auf die Programmdaten, und damit wäre ich bei meinem zweiten Thema. Als ich zum ersten Mal auf das digitale VHS-Progammarchiv gestoßen bin, war ich sofort begeistert und habe gleich mit studentischen Mitarbeitenden ein kleines Forschungsprojekt aufgesetzt. Dabei haben wir natürlich auch die kleineren und größeren Mängel gesehen, die das Archiv noch hat. Dennoch stellt es eine wunderbare Möglichkeit dar, schnell und unkompliziert Zugang zu Programmdaten zu erhalten und (Programm)Forschung auch Studierenden leicht zugänglich zu machen. Ich wäre sehr froh, wenn dieses Projekt weiter fortgesetzt werden würde.
Damit wäre das Limit von einer Seite auch voll! Vielen Dank für die Aufforderung und die Möglichkeit, auf diese Weise das Thema noch mal aufzugreifen.
Literatur
Dietrich, R. (1991). Das System beruflicher Erwachsenenbildung in der ehemaligen DDR mit Ausblick auf künftige Strukturprobleme in den neuen Bundesländern. Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 24(2), 432-439.
Siebert, H. (1970). Erwachsenenbildung in der Erziehungsgesellschaft der DDR. Düsseldorf: Bertelsmann Universitätsverlag.
Siebert, H. (2010). Wissnschaftliche Weiterbildung in der DDR. Von der Gründung bis zur Wiedervereinigung. Hochschule und Weiterbildung(2), 26-29.