Studie ICILS 2013: Nicht auf die Häufigkeit kommt es an

Nun sind sie also da, die (lange erwarteten) Ergebnisse der ICILS Studie 2013,  die für viele (Medienpädagogen) vermutlich wie erwartet ausfallen: Deutschland erreicht durchschnittliche Werte. Nun kann man viel über internationale empirische Studien à la PISA & Co sagen, und Medienpädagogen wissen auch, dass in ICILS nicht Medienkompetenz erhoben wurde, sondern nur ein Teilbereich, nämlich Computer- und informationsbezogene Kompetenzen. Dennoch sind die Ergebnisse insofern hilfreich, als dass sie zumindest den Blick der Öffentlichkeit auf einen Bereich lenken, der immer wieder heiß diskutiert wird: digitale Medien in der Schule. Diese ambivalenten Bewertungen zeigen sich u.a. auch in den Einschätzungen der befragten Lehrpersonen, wenn es in der Pressemitteilung erster Ergebnisse heißt:

Die Anteile der Lehrpersonen mit positiven Sichtweisen zum Einsatz digitaler Medien sind in Deutschland allerdings geringer als in den anderen ICILS-2013- Teilnehmerländern. (S. 31)

und auch sonst scheinen Lehrpersonen verschiedene Bedenken zu haben (S. 31):

Lehrpersonen in Deutschland äußern vor allem die Bedenken, dass der Computer- einsatz zum Kopieren von Quellen animiert (75.8%). In keinem anderen ICILS- 2013-Teilnehmerland wird dies häufiger berichtet.

34.4 Prozent der Lehrpersonen in Deutschland geben an, dass der Computereinsatz im Unterricht zu organisatorischen Problemen führt.

Über ein Viertel (29.5%) der Lehrpersonen in Deutschland ist der Meinung, dass Schülerinnen und Schüler durch den Einsatz digitaler Medien vom Lernen abge- lenkt werden.

International fallen die Einschätzungen z.T. ähnlich, zum Teil aber auch divergent aus:

bedenken

Darüber hinaus bestätigen die ersten veröffentlichten Ergebnisse der Studie bisherige Erfahrungen mit digitalen Medien in der Schule: Digitale Medien werden selten genutzt (in keinem Land der teilnehmenden Länder werden Computer weniger genutzt, S. 34), das Verhältnis von Geräten und Schülern sowie technische Ausstattungen sind ebenso ein Mangel wie Weiterbildungen von Lehrpersonen.

Allerdings scheint die mangelnde Nutzung digitaler Medien im Unterricht nicht alleinige Ursache für das mittelmäßige Abschneiden der Schüler_innen zu sein:

Die Analysen zeigen nur für Deutschland, für die Niederlande und für die Schweiz, dass eine häufige (mindestens wöchentliche) schulische Computernutzung einen negativen Effekt auf die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler aufweist. (S. 36)

Es kommt damit nicht auf die reine Häufigkeit an, sondern zentral ist, was mit digitalen Medien gemacht wird bzw. wie sie eingesetzt werden. Vermutlich dürfte dieser Aspekt in weiteren Projekten und Untersuchungen mehr im Fokus stehen und sich Diskussionen sich von Nutzungszeiten (endlich) darauf richten, was man eigentlich mit digitalen Medien in der Schule macht.

Einen ersten Überblick über weitere Ergebnisse gibt es in der Presseinformation, weiterführende Informationen und Ergebnisse in der dazugehörigen Publikation.

PS: Ob wir nun alle statt nach Finnland in die Tschechische Republik reisen? 😉