Letzte Woche fand in Berlin der 1. Programmkongress der Qualitätsoffensive Lehrerbildung statt. Alle vom BMBF geförderten Projekte stellten sich in Berlin gegenseitig und der Öffentlichkeit vor. In den Keynotes präsentierten sowohl Ewald Terhart als auch Mareike Runter Perspektiven und Forschungsergebnisse zur Lehrerbildung. Während Ewald Terhart vor allem darauf hinwies, dass Lehrerbildung schon per se immer in der Kritik steht - Dauerkritik und Dauerreform waren seine Themen (Folien), präsentierte Mareike Kunter Ergebnisse, die auch mit Mythen der Lehrerbildung aufräumten, z.B. zum berühmt-berüchtigten Praxisschock nach der Universität in der Lehrerbildung (Folien hier). Ihr Fazit: Wir brauchen nicht mehr, sondern bessere Studien zur Erforschung der Lehrerbildung. Dem kann man sich eigentlich nur anschliessen, auch wenn die Definition dessen, was „bessere“ Studien sind, aus meiner Perspektive eher einseitig im Sinne des aktuellen Paradigmas (eher quantitativer) empirischer Bildungsforschung interpretiert wurde.
Besonders gefreut habe ich mich, dass auch das Thema der digitalen Medien adressiert wurde, und das nicht nur in der Eröffnung durch Frau Wanka. Am zweiten Tag gab es unter Moderation von Sven Kommer in einem sog. Schaufenster Digitale Bildung und Medienpädagogik Einblicke in Projekte, die digitale Medien adressierten. Ich habe hier (m)ein Teilprojekt aus der TU Kaiserslauterer Initiative „U.EDU – Medienbildung entlang der Lehrerbildungskette“ vorgestellt: Im Projekt „Connect2Reflect“ zielen wir darauf, MedienÂbildung als QuerÂschnitts- und LängsÂschnittÂthema in der LehrerÂbildung zu verÂankern. Hierzu wird die VerÂknüpfung von profesÂsionelÂlem LehrerÂhandeln und digiÂtalen Medien unterÂsucht und hochÂschulÂdidaktische KonÂzepte entÂwickelt und erÂprobt. LehramtsÂstudierende sollen hierÂbei die EntÂwicklung und den EinÂsatz von digitalen LehrÂmaterialien erkunden, aber auch ihr MedienÂhandeln reflektieren. In der BegleitÂunterÂsuchung wird vor alÂlem der BeiÂtrag der MaßÂnahmen für die ProfesÂsionalÂisierung von LehramtsÂstudierenden erÂuiert. Besonderes Augenmerk liegt in der Verbindung der Phasen: So lernen Lehramts- und Fernstudierende in einem Online-Kurs zusammen und tauschen sich über digitale Medien in Schule und Hochschule aus. Interessant war, dass die anschliessende Diskussion mit Nachfragen vor allem zum geplanten E-Portfolio vor allem die digitalen Medien adressierte, der Kern des Projekts aus unserer Perspektive, Reflexion und Medienhandeln von Lehrenden und Studierenden, war eher Randthema.
Holger Horz und Stefan Aufenanger präsentierten im Anschluss daran die Frankfurter und Mainzer Perspektive, während der Blick sich dann eher in Richtung Schule drehte. Alles in allem ist aus meiner Perspektive im Bereich digitaler Medien noch Entwicklungsbedarf insofern, als dass es stärker zum Thema gemacht werden kann. Denn für mich wurde sehr deutlich, dass vor allem durch Projekte mit Videographie digitale Medien genutzt werden (z.B. durch das Bereitstellen der Videos inkl. Reflexionsaufgaben in Learning Management Systemen), aber die Fragen, wie diese auch zum Unterrichten oder in der Schule gebraucht werden, nicht thematisiert werden. Somit erleben Lehramtsstudierende wie alle anderen auch den Einsatz digitaler Medien, haben aber die Besonderheit, dass es bei ihnen nicht nur hochschuldidaktische Fragestellungen sind, sondern auch Auswirkungen auf ihr Handeln haben. In der Verbindung von E-Learning und Medienpädagogik, so mein Fazit des Kongresses, liegen Potenziale, die es zu betrachten lohnt.