Wie wird Workplace Learning bei Ihnen umgesetzt?

Beitrag zum Wissenswert Blog-Carnival „Wir wird Workplace Learning bei Ihnen umgesetzt?

Eigentlich müsste ich nur schauen, was der Gastgeber dieser Ausgabe – Daniel Stoller-Schai – dieses Jahr auf der Learntec gesagt hat, denn da hat er genau zu diesem Thema gesprochen 🙂 Nun tauschen wir also mal die Rollen und ich schreibe was zu diesem Thema. Dabei will ich gerne seine Fragen aufnehmen:

Was verstehen Sie unter Workplace Learning?

Man könnte es einfach übersetzen, als Lernen am Arbeitsplatz – doch was ist der Arbeitsplatz? Die Frage des Lernortes bedarf gerade angesichts der digitalen Lermedien einer Neudefinition (Rohs 2010). Darüber hinaus würde ich auch eher von Lernen im Arbeitsprozess sprechen. Wesentlich ist die Verbindung von Lernen und Arbeiten und nicht der Ort, an dem das Lernen stattfindet.

Was sind erfolgreiche Beispiele?

Geht man diese Frage allgemein an, impliziert sie auch die Frage nach den Erfolgskriterien. Und an dieser Stelle wird es sehr komplex. Neben der Arbeit und den Rahmenbedingungen zum Lernen ist der Lernende in den Blick zu nehmen. Gibt es eine formale Rahmung des informellen Lernens ist das Zusammenspiel der Akteure, sprich pädagogische und betriebliche Seite von entscheidender Bedeutung. Hier sehe ich auch einen Bereich, der sehr gut angegangen werden kann, wobei die Lösungen deshalb nicht unbedingt einfach sind. Hier öffnet sich das weite und schon viel beackerte Feld der ökonomischer und pädagogischer Interessen. Mit der Vermittlung pädagogischer Interessen in den betrieblichen Bereich, d.h. der Einsicht der Notwendigkeit der Lernunterstützung im Betrieb, entscheidet sich ganz massbeglich der Erfolg von Lernen im Arbeitsprozess. Erst dann greifen die in der Theorie gut ausgearbeiteten Massnahmen zur Unterstützung.

Wie verändert sich das Lernen und wie der Arbeitsplatz in den Unternehmen (der Zukunft)?

Ganz allgemein muss das Lernen stärker an den Arbeitsprozess gerückt werden, wobei die Kunst darin bestehen wird, nicht rein funktional aus- bzw. weiterzubilden. Der Arbeitsplatz wird sich entsprechend den Lernanforderungen verändern, die von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz auch verschieden sind. Generell würde ich aber von keinen grossen sichtbaren Veränderungen ausgehen. Verändern bzw. unterscheiden wird sich die virtuelle Lernumgebung, wie z.B.  Angebote/Zugänge zu Lernressourcen. Stärkere Veränderungen sehe ich in der zeitlichen bzw. organisatorischen Gestaltung, wie z.B. Lernzeiten/Lernprojekte (siehe Google), Jobrotation u.a.

Welche Bedingungen braucht Workplace Learning?

Darauf bin ich oben schon kurz eingegangen. Ansonsten kann man an dieser Stelle natürlich immer auf Lernförderlichkeitskriterien verweisen, die vor allem in der Arbeits- und Organisationspsychologie schon seit vielen Jahren erforscht werden.

Was sind gute Tips und Tricks (ev. Tools, Prozesse, Guidelines), damit Workplace Learning erfolgreich umgesetzt werden kann?

Hier fragt der Praktiker 🙂 Leider habe ich kein Rezept, aber allgemein sind es meiner Meinung nach die Motivation der Menschen und die Freiheit den Lerninteressen nachzugehen.

Haben Mitarbeitende genügend Selbstlernkompetenzen für Workplace Learning? Wollen sie das überhaupt?

Diese Frage ist natürlich nicht so platt gemeint, wie sie hier steht. Ich würde sie daher etwas provokant beantworten: Nein. Sie bringen die Voraussetzungen nicht mit und sie werden auch nicht darin unterstützt/geschult. Wenn in workplace learning ein Alternativkonzept zu bisherigen Formen des kursorientierten Lernens gesehen wird, müssen die Mitarbeitenden sehr viel besser auf dieses Lernen vorbereitet werden. Dies ist meines Erachtens vor allem Aufgabe der Berufsausbildung, auch wenn in der Schule wichtige allgemeine Grundlagen vermittelt werden können. Workplace learning fängt in der Ausbildung an und so lange es dort nicht angekommen ist und im Betrieb nicht als zwingende Notwendigkeit gesehen wird, sind wesentliche Voraussetzungen nicht gegeben.