Wir sind gekommen um zu stören: Digital Natives und ihr Blick auf die Unternehmenswelt

Es wurde ja schon viel über die Net Generation geschrieben. Zuletzt hat Rolf Schulmeister die Diskussion mit seinem kritischen Beitrag „Gibt es eine ‚Net Generation‘?“ angeheizt. Nun melden sich die Digital Natives selbst zu Wort. Mit dem Buch „Wenn Anzugträger auf Kapuzenpullis treffen: Die Kunst, aufeinander zuzugehen“ setzen Sie sich mit Unternehmen und UnternehmerInnen auseinander und diskutieren Vorstellungen über eine (ihre?) zukünftige Arbeitswelt.

Nicht zufällig sind die Assoziationen zum Buch von Buhse&Stamer „Enterprise 2.0: Die Kunst loszulassen“ (hier), ist doch auch bei diesem Buch Willms Buhse der Initiator. Entstanden ist die Publikation aus den DNAdigital-Netzwerk, das wiederum aus dem dritten Nationalen IT Gipfel (D) hervorgegangen ist. Das Netzwerk bietet Top-Entscheidern und Digital Natives die Möglichkeit, über die Arbeitswelt der Zukunft/Enterprise 2.0 zu diskutieren. Und das durchaus auch kritisch.

„Wir stören, indem wir – um mit den Worten von Peter Kruse zu sprechen – Raum schaffen für nichthierarchische Kommunikationsformen: Blogs, Twitter, Wikis und all das was man unter Social Media versteht. Top-down tritt in den Hintergrund, die Linienstruktur scheint zu verschwinden. Die Macht über die Information, die bislang auf den unterschiedlichsten Unternehmensebenen „gehalten“ wurde, fließt, geht verloren.“ (S. 10)

Dieses fast gewerkschaftlich anmutende Ansinnen trifft bei den Unternehmen dabei keineswegs auf Ablehnung. Vielmehr wird der Dialog gewünscht, denn schliesslich handelt es sich bei den DNAs um ein hoch geschäzte und das „Morgen“ repräsentierende Generation – um nicht zu sagen „(Informations)Elite“ – die auch aus ökonomischen Ãœberlegungen nicht abgewiesen werden sollte. Man ist also an einem Dialog interessiert und das ist auch die Chance, neue Arbeitsformen und Strukturen zu diskutieren -  und das weckt nicht zufällig Assoziationen zum Bestseller „Wir nennen es Arbeit“ von Friebe&Lobo (Website). Es geht um Freiheiten in oder ausserhalb von Unternehmen und die Möglichkeit der persönlichen Entwicklung. Während Friebe&Lobo sich von der Festanstellung befreit haben, befreien die DNA die Arbeit aus ihren starren Strukturen (Manifesto der DNA, S. 15). Dabei sind die Forderungen schon in vielen kleinen Unternehmen und StartUps Realität. Es geht den DNAs aber um das Grosse und Ganze, um die „Majors“ und Top-Entscheider.

Während, wie hier gezeigt, Unternehmen auf der einen Seite dazu neigen die Social Networks (Facebook&Co) wieder aus dem Unternehmen zu verbannen, weist August-Wilhelm Scheer darauf hin

„das Internet und die neuen Web 2.0-Anwendungen bieten die perfekte Plattform für die Vernetzung von Menschen. Die kollektive Intelligenz in einem webbasierten Netzwerk hat insbesondere Einfluss darauf, wie künftig in Unternehmen Ideen für neue Produkte und Dienste entstehen. Zudem kann die so genannte Enterprise 2.0 schneller und flexibler auf Marktveränderungen reagieren, denn in einem funktionierenden Netzwerk sollten Anzeichen für Änderungen des Umfeldes schneller erkannt werden. Dem Management kommt die Aufgabe zu, diese Prozesse zu steuern und dafür die richtigen Tools zur Verfügung zu stellen.“ (S. 24)

So wie die Digital Natives als Konstrukt selbst kontrovers diskutiert werden, so ist auch die Frage zum Heil und Weh der Social Networks und der kulturellen Veränderungschancen in Unternehmen noch weitgehend ungeklärt. Das Buch ist so nicht nur ein Anstoss zur Diskussion über diese Punkte, sondern bietet auch Aufklärung, weil die DNA sich hier selbst zu Wort melden – und statt im Weblog auch mal in Buchform ihren Tagesablauf beschreiben (Jana Hochberg).

Das Buch steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung, wird zur Cebit auch als Buch erhältlich sein und hoffentlich zu vielen Diskussionen anregen. Ich werde es erstmal in Ruhe lesen …

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