Seit einigen Jahren lasse ich im Rahmen meines Seminars „Medienpädagogik“ (Studiengang Integrative Sozialwissenschaften) abschließend ein Essay über die Frage schreiben, wie sich die Studierenden das Lernen an einer Universität im „digitalen Zeitalter“ vorstellen. Dabei zeigen sich zwei Erkenntnisse: Zum einen können die Studierenden sich nicht von den Gegebenheiten lösen. d.h. die aktuellen Entwicklungen werden fortgeschrieben, obwohl die Frage nicht darauf zielt, wie die Zukunft sein wird (wäre auch nicht zu beantworten), sondern wie sie aus Sicht der Studierenden sein soll. Die zweite Feststellung ist, dass die Studierenden zwar durchaus Vor- und Nachteile der Digitalisierung kennen (behandeln wir auch im Seminar), sich aber vielleicht zur Hälfte für eine radikale Digitalisierung aussprechen, welche vor allem darauf zielt, flexibel über Online-Formate zu lernen. Die andere Hälfte spricht sich fast vollständig für eine Mischung zwischen Online- und Präsenzlehre aus, wobei die Präsenzlehre eher als Ergänzung gesehen wird. Nur 5 Prozent der Studierenden sprechen sich für eine weitgehende Präsenz-Lehre aus – teilweise weil sie gegenüber der Digitalisierung kritisch sind, teilweise, weil sie großen Wert auf die direkte Begegnung legen. Ich denke, dass diese Verteilung auch mit der spezifischen Situation an unserer Uni zu tun hat, da die Studierenden viel pendeln. Ggf. spielt auch die Vereinbarkeit von Studium und Arbeit eine Rolle (auch im grundständigen Studium!). Ich bin sehr gespannt, ob und wie sich diese Einschätzung in diesem Semester ändert, da wir komplett auf Online-Lehre umgestellt haben.
Passend dazu möchte ich auf die Blogparade zum Thema „digitalisierte Hochschule 2030“ von meiner Kollegin Dorit Günther aufmerksam machen: http://www.ulrikearabella.de/2020/03/01/blogparade-lernwelten-2030/
Impulsgeber ist die SciFi-Kurzgeschichte „Lernwelten 2030“: http://www.ulrikearabella.de/kurzgeschichte-lernwelten/ Man muss die Story aber nicht unbedingt gelesen haben, um bei der Blogparade einen Kommentar zu diesem Thema zu schreiben. Bisher gibt es viele Beiträge von Studierenden, was erfreulich ist und authentische Sichtweisen zeigt.