«Geschichte live»

Via Martin Hofmann erfahre ich gerade, dass der Brockhaus nicht mehr gedruckt wird.

Die Mannheimer Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG (Bifab) ändert ihr Geschäft mit Enzyklopädien radikal. „Die im Jahr 2005 erschienene 21. Auflage der Brockhaus-Lexikonreihe dürfte die letzte gewesen sein“, sagte Klaus Holoch, Sprecher des Traditionsverlags, gestern. Stattdessen startet am 15. April das Lexikonportal „Brockhaus online“ im Internet. Erstmals sollen hier die erweiterten Brockhaus-Inhalte kostenlos angeboten werden. Finanziert werden soll das Portal allein über Werbeeinnahmen. (Quelle)

Hier wird soeben Geschichte geschrieben: die renommierte Enzyklopädie wagt den Gang weg vom gedruckten Buch hin zum tagesaktuellen Online-Angebot.
Zum einen ist dies sicherlich eine Reaktion auf Wikipedia und kann als «Sieg» auch der Open Access bzw. Open Content Bewegung gesehen werden. Wer investiert schon 4000 CHF in eine Enzyklopädie, wenn man die Information auch anders bekommen kann?
Was mich ein wenig nachdenklich stimmt: hier stirbt gerade ein «Archiv» auch der menschlichen Geschichte. Oft habe ich in alten DDR-Lexika geblättert und mich gewundert, a) welche Dinge in ein Lexikon aufgenommen wurden und b) wie sie im „Jargon“ definiert worden. Auch beim Brockhaus ist es immer wieder interessant zu sehen, welche Veränderungen es über die Zeit gab. Dies ist in einer tagesaktuellen Online-Version sicherlich nicht mehr möglich (es sei denn, man nutzt ein Wiki mit History-Funktion). Ich bin gespannt, was dies auch für den Umgang mit Information bedeutet (gerade auch, weil das gesamte Brockhaus-Portal-Projekt über Werbemittel finanziert werden soll).