Nun ist sie schon wieder vorbei, die GMW Tagung 2007 in Hamburg. Doch was war nun mein privates Fazit der Tagung?
Generell fiel auf, dass die Bologna Reform sehr kritisch gesehen wird, was schon im Eröffnungsvortrag von Prof. Schulmeister anklang. Er stellte mehrere Betrachtungen auf, von denen ich hier gerne zwei zur Reflexion stellen möchte:
- Unzeitgemäße Betrachtung zum Thema Gestufte Studienstruktur: «Ist es nicht inkonsequent, die Berufsfähigkeit vor der wissenschaftlichen Bildung erreichen zu wollen statt durch die wissenschaftliche Bildung?»
- Unzeitgemäße Betrachtung zum Thema General Studies: «Ist es nicht inkonsequent, die berufliche Orientierung neben dem Fachstudium ausbilden zu wollen, statt die beruflichen Konsequenzen durch die wissenschaftliche Ausbildung zu erzeugen?»
Die Managementlastigkeit des Studiums durch Bologna führt nach Rolf Schulmeister zu einer mangelnden Reflexion während des Studiums. Im Laufe der Tagung klang es mehrmals an: Kreativität und Bildung braucht auch Zeit, Universitäten sollten sich nicht zu sehr dem Unternehmergeist beugen und sich bewusst auch von Ökonomie und Wirtschaft abgrenzen.
Im grossen und ganzen kann man diese Argumentationsstränge nachvollziehen, doch bringt es im grossen und ganzen wenig, über die Bologna-Struktur nur zu schimpfen, denn sie ist nun mal eingeführt.
Doch mir gefiel dazu eine Bemerkung von Gabi Reinmann, die sich im Anschluss an den Vortrag ergab. Sie versucht in Augsburg im Bologna Studium zeitgleich in einem sehr interessanten Konzept überfachliche Kompetenzen zu integrieren bzw. informelle Lernprozesse und Projektarbeiten zu ermöglichen und auch zu zertifizieren. Darauf hagelte es Kritik, denn mit dieser Vorgehensweise würde man das System eines schlechten Bachelors unterstützen und somit das System unterstützen. Ich möchte mich da Gabi Reinmann anschließen: Man muss einfach mit dem System leben, denn der Bachelor und Master ist eingeführt. Es bringt nichts, ewig zu lamentieren, sondern man sollte das beste draus machen.
Zitat von Gabi Reinmann: «Immer nur schimpfen bringt uns und den Studierenden nichts» … die Bologna Reform ist einfach ein Faktum, nun muss man schauen, wie man damit im Moment gut damit klar kommt, es heißt ja nicht, dass die Studienreformen nun in Stein gemeißelt sind. Kritik ja, aber auch das beste aus der jetzigen Situation machen.
Thematisch fand ich auf der GMW zum ersten Mal wirklich Sessions, die mich gar nicht interessiert haben, ein ganz neues Gefühl, wusste man doch auf den letzten GMWs gar nicht vor lauter spannender Vorträge, wo man als erstes hingehen sollte. Dennoch gab es für mich einige Höhepunkte: Da sind zum einen die Keynotes, sowohl die von Prof. Bolz (die ich leider aufgrund meines eigenen Vortrages vorzeitig verlassen musste) und die Keynote von Dianne Laurillard. Aber auch einige Tracks waren ganz spannend: hervorzuheben sind der Vortrag aus Augsburg, der ein interessantes Konzept der Integration von Projektarbeit in das Bachelorstudium vorgestellt hat und der Vortrag der Universität Wien, die vor allem das Thema Qualitätssicherung in den Vordergrund stellten. Mir fiel auf, dass an vielen Stellen das Thema überfachliche Kompetenzen durchfärbte, aber nur zum Teil explizit genannt wurde. Es scheint aber irgendwo doch ein Thema zu sein.
Die Paneldiskussion wurde zum ersten Mal mit der Möglichkeit angeboten, Kommentare im Netz zu hinterlassen. Diese Möglichkeit lief schleppend an, wurde dann aber zumindest ein wenig genutzt. Schade ist für mich dennoch die mangelnde Interaktion des Panels mit dem Publikum, wie ich schon im letzen Jahr hier angemerkt habe. Auch dieses Jahr war das Publikum nur zu einer Zuschauerrolle verdammt. Eine aktive Partizipation war nicht möglich. Überdies war mir das Panel zu „lieb“, kaum kamen kritisches Stimmen und Dispute (abgesehen von Sebastian Fiedler, der sich das ein oder andere Mal «in Rage» redete).
Nachtrag: Das Video-Archiv der GMW Tagung ist hier verfügbar, ein Blick lohnt sich.
Ansonsten war es wieder mal sehr spannend, viele neue Leute zu treffen oder neu kennen zu lernen 🙂
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