Endlich komme ich dazu, hier über meinen Beitrag zur Ringvorlesung «Die digitale Zukunft der Universität» an der Universität Hamburg kurz zu berichten. Ich habe mich dort zum Thema «Auf dem Weg zur digitalen Universität – Community Building 2.0» geäussert und von unterschiedlichen Erfahrungen und Projekten aus meinem Umfeld berichtet. Hier die Ankündigun
Wissenschaft ist im verstärkten Masse vor allem durch die Zusammenarbeit in (scientific) communities und Netzwerken geprägt und wird zukünftig auch kaum ohne auskommen. Die Zeit der Universalgenies ist vorbei; Wissenschaft vollzieht sich vermehrt in (interdisziplinären/internationalen) Teams. In diesem Prozess kommt vor allem der Digitalisierung eine große Bedeutung zu. Vernetzung ist ohne Medien heute kaum noch denkbar.
Web 2.0 erlaubt es, unterschiedliche Akteure sowohl in den Hochschulen als auch zwischen Hochschulen einfach miteinander zu vernetzen und neue Formen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zu finden. Anhand von praktischen Erfahrungen soll so aufgezeigt werden, wie eine scientific community auch im Rahmen von Digitalisierung und Virtualisierung gepflegt werden kann. Diese praktischen Erfahrungen sollen aber auch kritisch reflektiert werden und als Anreiz dienen, Netzwerke aktiv im Wissenschaftsbetrieb zu pflegen.
Hier nun die Folien zum Vortrag (Nach dem Download sollten auch die Links funktionieren).
Was ist mein Eindruck? Ich fand die Diskussion sehr spannend, vor allem den Punkt der Wissenschaftskultur, den wir in einigen Aspekten andiskutiert haben: Gelingt es mit Web 2.0 Technologien, die Wissenschaftskultur zu verändern? Wie wirken sich Blogs auf wissenschaftliche Paper aus? Was veröffentlicht man auf einem Blog, ohne den Gedanken schon zu „vergeben“ und ihn nicht in ein traditionelles Paper einfliessen zu lassen? Ich habe mich zu der These hinreissen lassen, dass eine Kulturänderung in der Wissenschaft nicht mit den grossen E-Learning Projekten der letzten Jahre gelungen ist, sondern erst jetzt mittels Social Software an vielen kleinen Ecken der grossen Universität langsam zum Tragen kommt. (Dabei bin ich mir wirklich über die „Tiefe“ dieses Kulturwandels unsicher, wenn das System Wissenschaft immer noch an bisherigen Zugangs- und Anreizbedingungen festhält). Zum ersten hängt dies sicherlich mit der partizipativen Ausrichtung von Web 2.0 Technologien zusammen. Zum anderen zählt aber zum ersten Mal in der Diskussion um den Einsatz nicht so sehr, wieviel Projektgelder man zur Verfügung hat (die nehmen eh ab), sondern, was man mit der Technologie eigentlich verbessern will. Durch viele kleine Technologien bottom-up kann meiner Meinung nach Kultur besser verändert werden als top-down. Beide Prozesse schliessen sich dabei nicht aus.
Eine spannende Frage, die sich auftat (und an der ich immer noch studiere), war die Auswirkung von Blogs aus den Wissens- und Erkenntnisprozess. Was wird eigentlich in Blogs veröffentlicht; sind dies nur einige Zitate aus einem ganzen Text? Studiert man nur noch an Wissensfragmenten herum? Wie und auf welchem Niveau erfolgt die Kommentierung? Hier ergeben sich meiner Meinung nach weitere spannende Denk- und Untersuchungsräume.
Wem die Folien allein nicht genügen, und wer auch die spannende Diskussion mitverfolgen möchte, dem sei die Aufzeichnung der Vorlesung empfohlen, die hier veröffentlicht wird.
Liebe Mandy
Gerne knüpfe ich an deine auch für mich sehr spannende Frage an, was für Auswirkungen Blogs auf den Wissens- und Erkenntnisprozess haben können: Wahrscheinlich ist es ähnlich, wie wenn ich mir früher (vor meiner Blogzeit, die ja noch sehr jung ist) relevante Stellen aus Papers und/oder Vorträgen, Büchern etc. in ein MindMap eingetragen habe oder ins Notizheft XY integrierte. Dies las jedoch niemand ausser mir selbst und die Einzelteile blieben oft als solche liegen. Mittels Blog greife ich ev. auch ältere Themen wieder auf und vernetze sie nicht nur mit meinen eigenen neueren Beiträgen sondern auch mit solchen von anderen Bloggerinnen und Bloggern. Dies wäre dann aus meiner Sicht ein Erkenntnisprozess, welcher u.U. in die Tiefe gehen kann.
Was meinst du?