Medieninitiative für die bayerischen Schulen 2008

Da war ich wieder mal zu schnell. Eigentlich hatte ich mir nur die Stichpunkte notiert und wollte den Artikel noch schreiben, habe aber aus Versehen den „Veröffentlichen“ Knopf gedrückt. So, nun aber der eigentliche Artikel.

Gestern bin ich auf eine Pressemitteilung aufmerksam geworden:

„Medien nützen – Medienkompetenzen schützen“ kritischen Umgangs mit den neuen Medien in unserer Gesellschaft in den Blick gerückt

„Die Medieninitiative für die bayerischen Schulen 2008 hat deutlich gemacht, dass unsere Kinder und Jugendlichen zu kritischen und aktiven Mediennutzern erzogen werden müssen. Den Herausforderungen eines umfassenden Jugendmedienschutzeskönnen wir gar nicht genug Aufmerksamkeit schenken“, so Kultusstaatssekretär Bernd Sibler bei der Abschlussveranstaltung der „Medieninitiative für bayerische Schulen 2008“ heute an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen. Sibler betonte, dass nur eine gut ausgebildete Medienkompetenz Schülerinnen und Schüler zu einem konstruktiven Umgang mit den neuen Medien befähigt.Quelle

Klar, dass ich hier ein wenig weiterlesen musste. In Bayern, so habe ich gelesen, hat eine Weiterbildungsveranstaltung für Lehrende im Bereich Medien stattgefunden. In insgesamt vier Fortbildungsveranstaltungen wurden aktuelle Informationen zu Mediendidaktik und Medienpädagogik sowie die regionalen Unterstützungsstrukturen für den Einsatz digitaler Medien in der Schule vorgestellt. Die einzelnen Tagungsprogramme klangen zumindest sehr interessant, von der Produktion von Hörmedien über den Einsatz von moodle und Webquests bis hin zur Frage nach der Werteerziehung mit Medien wurde ein breites Programm geboten.

Aber ich wurde recht schnell „enttäuscht“, als mir klar wurde, was für ein Konzept von Medienkompetenz hinter dieser Initiative steckt.Dies wurde schon in der Rede von Bernd Sibler zum Abschluss der Initiative deutlich:

Das Problem, mit dem unsere jungen Menschenkonfrontiert sind, ist ein anderes. Die Kinder und Jugendlichen sind in vielen Fällen überfordert bei der Einschätzung der Medienwirkung auf ihre eigene Person. Nicht selten fehlt ihnen die persönliche Reife für ein gesundes Mediennutzungsverhalten. Manche Autoren sprechen in diesem Zusammenhang gar vom „Verlust der Kindheit“ (Neil Postman).
(…)
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang eines ganz klar feststellen: Ich bekenne mich zu einemkonsequenten Jugendmedienschutz an unseren Schulen!
Wenn es Verbote gibt, dann deshalb, weil wir die Kinder und Jugendlichen schützen wollen.
Deshalb haben wir zum Beispiel das Nutzungsverbot für Handys und digitale
Speichermedien eingeführt.

Hier merkt man, dass die Erziehung zu „kritischen Nutzern“ vor allem unter dem Aspekt der Bewahrpädagogik steht. Es geht nicht unbedingt darum, den konstruktiven Umfang mit Medien aufzuzeigen, sondern Kinder und Jugendliche ein Stück weit vor dem schädlichen Einfluss der Medien zu bewahren, indem man sich zuerst einmal selbst über die Medien schlau macht. Und als Hauptredner wurde Prof. Christan Pfeiffer eingeladen und sprach zum Thema «Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums? – Was ist zu tun?»  Das passte ja zum zugrundeliegenden Konzept.


Comments

Die pisa-verlierer sind ja primär Opfer der alten Medien. Insbesondere des Fernsehers.
Die Kritik an den neuen Medien ist um so stärker je weniger Erfahrung der Kritiker mit diesen Medien hat.
Die finnen nutzen die neuen Medien reichlich. Fernunterricht onlline für die Kinder, Handys etc.. und schneiden bei Pisa wunderbar ab.

Der getrübte Blick zur sog. Medienkompetenz

Was hast du erwartet? Wir sind an den Schulen 10 Jahre hinter dem, was technologisch, medien- und bildungspolitisch auf der Agenda stehen müßte.Politiker benutzen gern den Begriff der „Medienkompetenz“ als wohlklingende Voodooformel (ähnlich wie beim Begriff Bildungsstandards); sie sind mehrheitlich – und das hören sie nicht gern – Bildungslaien. „Schule neu denken“ verkommt zur Sonntagsrede, bevor damit richtig begonnen wurde. Sicherlich gibt es auch in Bayern engagierte Geister („Dillinger Hochburg“ Medienkompetenz), die konstruktiv Schule verändern wollen. Nur sind die Bretter und Blockaden dicker, als die meisten glauben. In Hessen schafft das Kultusministerium es nicht einmal, alle verbrauchten Prüfungsaufgaben mit Lösungen der Landesabiture kostenfrei für die Schüler, Eltern und Lehrer ins Internet zu stellen.Stattdessen wird das Landesabitur an privat verkauft und die Schüler können sich die „Vorbereitungshefte“ teuer kaufen.Ist das nicht moderne Medienerziehung? (mehr zu diesem Skandal des Verkaufs des Landesabiturs auf meinem Blog). Der Habitus einer modernen und intelligenten Mediennutzung ist völlig unterentwickelt.Viele glauben immer noch, dass es sich um ein „Informationsproblem“ handle.

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