… sind Schwerpunkte des neuen Arbeitsberichts der Medienpädagogik der Universität Augsburg. Gabi Reinmann setzt sich mit dem Hype von Bologna und Web 2.0 auseinander. Ihre These ist:
dass das Assessment von Kompetenzen ein Schlüssel dafür ist, Bologna – nicht nur, aber auch – mit Blick auf die Web 2.0- Philosophie aktiv zu gestalten.
Dabei beleuchtet sie die Rolle der Studierenden und der Universität treffend (wie es schon leicht in der Zusammenfassung der GMW anklang):
[…] Weder unsere Gesellschaft noch studierwillige junge Menschen sind in den letzten 100 Jahren gleich geblieben – auch die Universität kann dabei nicht regungslos bleiben. Oder anders formuliert: „Die Universität, wie wir sie kennen, hat sich überlebt – nicht weil neoliberale Ideologen dies so wollen, sondern weil sich die Welt ändert“ (Fuchs, 2005, S.149). Dass Veränderungen Streit, im besten Fall einen Diskurs auslösen, ist eher ein Zeichen intakter Universitätskultur als ein Untergang. Allerdings: Es bringt wenig, wenn wir entweder in die Kiste der Bologna-Rhetorik greifen oder mit dem gleichen missionarischen Eifer gegen Bologna wettern. Es bringt ebenfalls nichts, wenn wir entweder jede kosmetische Veränderung im Lehrbetrieb mit einem „2.0“ versehen oder den technologischen Wandel zur neuen Dotcom-Blase klein reden und danach trachten, diesen aus den heiligen Hallen zu verdammen. Wir müssen die gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen und deren Konsequenzen für die Universität zur Kenntnis und zum Anlass nehmen, diese Entwicklung gestaltend zu beeinflussen; griffige Schlagwörter genügen dazu nicht. Ein fruchtbarer Anker für Gestaltungsbemühungen ist das Kompetenzkonstrukt, das sich nicht nur in die Bologna- und Web 2.0-Diskussion einbetten lässt, sondern sogar anschlussfähig an die Idee der Bildung erweisen könnte, wie sie im Universitätskontext (noch) hoch gehalten wird. (Reinmann, 2007, S. 12)
Besonders gut gefällt mir der Ausdruck «universitärer Dreikampf» bestehend aus Klausuren, Referaten und Hausarbeiten. Neuere Prüfungsformen werden kaum in der Hochschule eingesetzt. Selbst wenn man es möchte, sind einem im Rahmen der Prüfungsordnung die Hände gebunden, wie ich im letzen Semester schmerzlich festestellen musste. Doch selbst wenn dies gegeben ist, stellt sich für mich die Frage, wie man Lehrenden und Lernenden die Angst vor neuen Assessmentformen nehmen kann. Auch ich habe die Erfahrung gemacht, dass neue Formen meist aufgrund von Angst vor möglichen Rekursen nicht in die Lehre integriert werden, da beruft man sich doch lieber zurück auf die gute alte MC-Klausur, sei es nun mit oder ohne Computer. Vielleicht muss eher der eigentliche Sinn von Assessment (assessment for learning) viel stärker fokussiert werden, anstatt einfach nur Leistungen zu zertifizieren oder zu honorieren. Dies bedingt zum einen kreative Hochschullehrende, und zum anderen einen Lernkulturwandel, der auch einfach Zeit braucht.
Mein Fazit: absolut lesenswert.
Quelle: Reinmann, G. (September 2007). Bologna in Zeiten des Web 2.0. Assessment als Gestaltungsfaktor (Arbeitsbericht Nr. 16). Augsburg: Medienpädagogik
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