Computer machen klug

Abseits von den gängigen Thesen zur Computernutzung, die Kinder dick dumm und gewalttätig machen, geht David Pfeiffer in seinem Buch «Klick. Wie moderne Medien uns klüger machen» einen anderen Weg und zeigt auf, wie Computer und Computerspiele den Menschen klüger machen. Das Buch schafft den Spagat zwischen Fachliteratur und Unterhaltung. Einige interessante Auszüge seien hier als Schmankerl genannt:

Dabei ist es lägnt kein Privileg mehr, sich mit all dem auszukennen. Schliesslich sind die Computerkids der ersten Generation nun auch schon vierzig Jahre alt. Auf diese Weise sickert das Spezialwissen von gestern in den allgemeinen Bildungskanon ein.

Diese These ist wohl etwas zu hoch gegriffen, denn bis ein solches Wissen in einen Bildungskanon übernommen wird, dauert es wohl ein wenig. Aber dieses Zitat relativiert auch sehr gut den ganzen Hype um die Net Generation 😉
Doch wieso sollen Medien nun schlau machen?

Die positive Wirkung von Medien auf unseren Geist lässt sich auch an verschiedenen Stellen belegen. Der klarste Beleg ist sicherlich der sogenannte Flynn-Effekt. Der neuseeländische Politikwissenschaftler James Flynn hat entdeckt, dass der IQ bei den in der westlichen Welt üblichen Intelligenz-Tests in den vergangenen Jahren gestiegen ist, ohne dass es lange Zeit bemerkt wurde.
James Flynn stellte fest, dass die IQ-Tests über die Jahre seit den Fünfzigern immer wieder verschärft wurden. Damit die breite Masse der Bevölkerung immer noch bei einem IQ von 100 landete, wurden die Tests nachjustiert – nach oben. Sie wurden schwerer und schwerer.
Wenn man nun zurück rechnet stellt man fest, dass die Werte bei jedem Generationswechsel eigentlich um 10 Punkte angestiegen sind. Wer also heute bei einem IQ-Test 110 Punkte erreicht, hätte bei einem Test von vor 30 Jahren noch einen Wert von 120 erzielt. Auffällig ist dabei, dass sich die sprachlichen und arithmetischen Fähigkeiten der Menschen eher langsam entwickeln, während die abstrakten, visuell-räumlichen Fähigkeiten viel stärker zunehmen. James Flynn führt das auf die gestiegene Nutzung von Fernsehen und Computern zurück, die in immer jüngeren Jahren Einfluss auf die Entwicklung der Menschen nehmen und die sowohl die räumliche Vorstellung wie auch das Abstraktionsvermögen schulen.
Menschen wachsen mit ihren Herausforderungen. Vor hundert Jahren wären die meisten schon überfordert gewesen zu telefonieren, während der Fernseher läuft. Aber im gleichen Maß, in dem sich unsere Umwelt entwickelt, schult sich unser Geist, um den Anforderungen Stand zu halten. Wir lernen heute viel früher und intensiver, zu abstrahieren und Probleme zu erfassen und zu lösen. Wir müssen es lernen, weil die Welt uns sonst verschlossen bleibt. Selbst wenn wir selber kein Bewusstsein dafür haben, was wir alles können, ist es deutlich mehr, als die Menschen vor 40 Jahren konnten. Die Fähigkeit, Muster zu erkennen und Analogien zu ziehen, wie sie in Intelligentests oft verlangt wird, ist gestiegen, ohne das wir es gemerkt hätten, weil die Bewertungen der Tests einfach immer härter gemacht wurde. Was James Flynn also entdeckt hat, ist, dass der Teil der Welt, der sich intensiv mit modernen Medien auseinandersetzen muss, im Zeitraum der vergangenen 60 Jahre klüger geworden ist. Nicht im Vergleich zum Rest der Welt – sondern im Vergleich zu sich selbst.

Auch haben Untersuchungen ergeben, dass Ärzte, die früher Computer gespielt haben, bessere labraskopische Eingriffe machten als Ärzte, die nicht Computer gespielt haben.
Doch dies soll als Anreiz reichen 😉
Für alle, denen das ganze Buch zu lang ist, gibt es eine Zusammenfassung des Buches zum Hören oder Lesen bei der SWR 2 Aula im Podcast «Fernsehen macht klug – Plädoyer für einen ungezwungenen Medienkonsum»