Gibt es eine »Net Generation«?

So lautet der Titel eines umfangreichen Werkes, in dem sich Rolf Schulmeister mit der Net Generation auseinandersetzt. Dankenswerterweise erhielt ich schon einen kleinen Voreinblick in das Dokument und freue mich, es nun hier vorstellen zu dürfen. Wer Rolf Schulmeister kennt, der weiss, dass er sich schon immer sehr kritisch zum Thema Net Generation zu Wort gemeldet hat (unter anderem hier). Nun hat er seine Kritik auf empirische Füsse gestellt.

Der Anlass, mich dieses Themas anzunehmen, entstand, als die Generationen-Metapher häufiger als Begründung für die Forderung nach den faszinierenden interaktiven Web 2.0-Anwendungen in der Lehre eingebracht wurde. Da ich mir nicht vorstellen konnte, dass es eine Art einheitlicher Generation gäbe, nachdem ich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder über die Diversität der Studierenden geforscht hatte, nahm ich mir vor, diese Netzgeneration gründlicher zu untersuchen, die als Argument für die Einführung einer neuen Lehrmethode herhalten sollte. Meine Motivation für diese Aufgabe wuchs, je mehr ich den Eindruck erhielt, dass sich eine methodisch-kritische Analyse dieses Themas gut als Beispiel für die Auseinandersetzung mit Vorurteilen und problematischen »Theorien« in der wissenschaftlichen Ausbildung eignen könnte. (Schulmeister, 2008, S. 2)

Entstanden ist eine umfangreiche kritische Auseinandersetzung mit der Net Generation. In einem ersten Schritt stellt Schulmeister die Verfechter des Begriffes der Net Generation vor und referiert ihre wichtigsten Aussagen. Von Mark Prensky bis Diana Oblinger sind alle vertreten. Es folgt ein sehr ausführliches Kapitel über den Generationenbegriff, der ja nicht erst seit der Net Generation genutzt wird, um gesellschaftliche Entwicklungen zu beschreiben, bevor er dann zum empirischen Teil seines Beitrages kommt. Hier stellt er 45 internationale empirische Studien zur Mediennutzung und Nutzermotiven von Kindern und Jugendlichen vor und zeigt Widersprüche und Diskrepanzen zwischen den Proklamationen der Vertreter der Net Generation und dem empirischen Datenmaterial auf.

Für alle, die sich zum einen mit Web 2.0 und Hochschulbildung interessieren, sei dieser Beitrag sehr empfohlen, setzt er sich doch kritisch mit vielen angeblichen Veränderungen der Studierenden von morgen auseinander.

Herr Schulmeister hat dieses Werk auf seiner Homepage veröffentlicht. Hier ist es für alle frei zugänglich.

Update 13.03.2008:
erste Bemerkungen zum Thema gibt es von
Michael Kerres (hier),
Gabi Reinmann (hier), Andreas Auwärter (hier)
Joachim Wedekind (hier)
Beat Döbeli Honegger (hier)
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Johannes Moskaliuk (hier)

Comments

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[…] Rolf Schulmeister macht klar: “Es ist wichtig, die Debatte über die Net Generation nicht länger auf dem Niveau von Einzelfall-Berichten, eigenem Erleben und ungeprüften Meinungen zu führen, sondern einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung in Konfrontation mit empirischen Daten zur Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen zuzuführen.” […]

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