Weblog Umfrage an der Universität Zürich

Anfang des Jahres habe ich an einer Online-Umfrage zu Weblogs des Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich teilgenommen.

Ziel der Untersuchung war herauszufinden, aus welchen Gründen ein Weblog betrieben wird und wie die konkreten Nutzungsweisen aussehen. Zudem interessierte die Selbstdarstellung, die Authentizität sowie die Community-Wahrnehmung von Weblog-AutorInnen.

Heute wurden mir die Ergebnisse geschickt: An der Studie haben insgesamt 327 TeilnehmerInnen im Durchschnittsalter von 32.5 Jahren teilgenommen, 79% männlich, und 73% mit Hochschulabschluss bzw. Matur.
Dabei gaben zwei Drittel der Befragten an, ein themenspezifisches Weblog zu führen. Die meistgenannten Themen waren Politik / Zeitgeschehen, Technik, Forschung / Bildung / Wissen und Medien/Journalismus.
Spannend für mich waren allerdings die Nutzungsmotive:

Es lassen sich vier zentrale Motivgruppen erkennen, die beim Bloggen eine Rolle
spielen:
• Austauschmotive: Der Austausch von Informationen steht im Zentrum. Man möchte mit Personen, die ähnliche Interessen haben, diskutieren und Ideen austauschen. Durch das Berichten über eigene Erfahrungen soll Wissen auch anderen zugänglich gemacht werden. Zudem wird das Knüpfen von neuen Kontakten beim Bloggen angestrebt.
• Identitätsmotive: Die eigene Person steht im Zentrum. Man will seine Kompetenz zeigen und die eigene Meinung oder auch Gefühle publik machen. Ausserdem will man von anderen Personen wahrgenommen werden und wissen, wie man auf sie wirkt.
• Eskapistische Motive: Das „Entfliehen“ aus dem Alltag steht im Mittelpunkt. Das Bloggen dient als Zeitvertreib und Ablenkung vom Alltag. Man kann so für kurze Zeit abschalten und die Sorgen des Alltags vergessen.
• Sozial-integrative Motive: Der Kontakt zu anderen Menschen ist zentral. Durch das Weblog sollen andere Menschen am eigenen Leben teilhaben können. Zudem wird via Weblog der Kontakt zu geographisch entfernten Verwandten und Freunden aufrechterhalten.
• Unterhaltungsmotive: Die Tätigkeit des Bloggens selbst wird als wichtig empfunden. Man schreibt gerne und bloggt in erster Linie, um einfach Spass zu haben.

Die am stärksten ausgeprägte Motivgruppe der Befragten ist die Unterhaltung. Auch der Austausch ist ein zentrales Motiv zur Führung eines Weblogs. Identitätsbezogenen Motive spielen dagegen eine weniger wichtige Rolle. Aus eskapistisozial-integrativen Gründen wird ein Weblog höchst selten geführt.

Die Ergebnisse hätte ich so nicht erwartet, schreiben doch die meisten ein thematisches Weblog, in dem ich weniger eskapistische oder Unterhaltungsmotive vermutet hätte. Es ist die Frage, inwieweit sich die Gruppe der Knowledge Blogger (die z.B. hier untersucht wird) zu anderen Ergebnissen kommt. Weniger überraschend ist für mich die Ergebnisse hinsichtlich Selbstdarstellung, Authentizität und der Community Aspekt beim Bloggen.

Comments

Naja,die Niederungen und Fallstricke empirischer Befragungen lass ich mal beiseite.
Hoch differenzierte Gesellschaften sind per se zur Kommunikation verdammt (Austauschmotive, na logo). Identitätsmotive nur im Sinne von „Ich bin viele“, mehrere Seelen in meiner Identitäts-Wohngemeinschaft“.Eskapistische Motive? Soll es geben. Flüchten oder Standhalten – immer wieder eine wichtige Frage, die durch die Hintertür aufscheint.
Sozial-integrative Motive? Siehe Austauschmotive. An Teilintegrationen (beruflich und privat) kommt keiner vorbei.
Unterhaltungsmotive? Ein wesentliches Element des Menschen. Zurzeit blogge ich zur Fußball-EM aus Spaß und lockerer Bierlaune. Solltet ihr auch machen oder mal dazu auf meinen Blog schauen. Heute wollte ich vor 24 Uhr unbedingt noch meinen Senf zu „Fußball als Feuerwerk der Metapher“ und zu unseren Jungs (Deutschland – Kroatien)abgeben. Es ist mir kurz vor 24 Uhr doch noch gelungen.
Freundliche Grüße vom
Bildungswirt

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