DGfE Kongress Dresden

Unter dem Motto «Kulturen der Bildung» ist der diesjährige DGfE-Kongress heute zu Ende gegangen. Es waren drei anstrengende Tage, vor allem ob des komplexen Tagungsprogrammes. Meist konnte ich mich gar nicht so richtig entscheiden, in welche Veranstaltung ich gehen sollte. Schade, dass hier keine Aufzeichnungen gemacht wurden, sie wären wirklich noch hilfreich gewesen, zumal doch gleiche Themen leider auch zur gleichen Zeit angeboten wurden.

Mein Eindruck von diesem Kongress ist allerdings ein gespaltener. Es gab Vorträge, die eher eine Ansammlung von Banalitäten waren, was mich aufgrund der wissenschaftlichen Ausrichtung der DGfE sehr überrascht hat. Sehr viel neues habe ich leider nicht erfahren.

Doch zu den Vorträgen. Ich kann nicht alle, die ich besucht habe, hier zusammenfassen, das würde den Rahmen sprengen. Von daher beschränke ich mich auf ein paar wenige.

Neil Selwyn hielt einen Vortrag zum Thema «A new education for a new digital age? A critical analysis of education, technology and the contemporary digital landscape» und beleuchtete das Thema Net Generation sehr kritisch. Seiner Meinung nach sind Jugendliche zu unterschiedlich, um unter einer Metapher zusammen gefasst zu werden. Nicht alle der neuen Generation sind Digital Natives, vielmehr zeigt sich in der Schule auch ein Digital Divide. Er geht davon aus, dass ca. 1% content kreiert, und max. 10% kommentiert. Die Anderen Beteiligen sich nicht. Seiner Meinung nach ist Web 2.0 noch nicht in der Schule angekommen: was man meist im Schulalltag nutzt, ist word, Powerpoint und google. Zitat: „Technology has not transformed eduation: teachers are too old, they don’t know how to integrate computers, they are female, they haven’t a good attitude to computers, bad timetable usw. Die äusseren Faktoren stimmen nicht: Die Architektur und Raumkonzepte sind nicht geeignet, das Curriculum ist nur schwer mit neuen Technologien vereinbar, das Assessment ist meist traditionell. Lehrende und Lernende sind sehr pragmatisch: es findet kein Einsatz von Medien statt, wenn es nicht mit dem Ziel zusammenhängt. Seine «Priorities for education science» lauten:

  • need to find bottom-up solutions
  • need to fall out of love with technology,
  • need to think about terms of reference,
  • need to rememer the past – don’t be a-historical (es gibt genug Untersuchungen über verschiedene Medientypen),
  • need to use the right theoretical approaches, n
  • eed to use the right methods (beyond case studies, Triangulation der Methoden),
  • need to ask the right questions (who is NOT using, … → more holistic studies, what is actually new here?)

Norbert Pachler (UK) hielt einen Vortrag zum Thema «Mobile learning: towards a cultural ecology». Seiner Meinung nach ist mobile learning nicht neu, neu ist die Bündelung und Entgrenzung von Lernen. Mobile learning ist mehr als die Verteilung von Informationen. Dabei kann man mobile learning untergliedern in die Aspekte Anywhere – anytime – Just in case – just enough – just for me. All diese Szenarien sind im Bereich mobile learning denkbar. Lernprozesse beim Mobile learning sind Knowledge Building, distributed construction , communication und engagement (Fisher, Higgins & Loveless, 2006). Spannend war für mich in dieser Session vor allem der Input von Gunther Kress: er bezog sich nochmals auf das Konzept der Langsamkeit, das mit dem Einsatz von Mobile Learning verloren geht. Plötzlich wird überall gelernt, das kann auch zu einem Verlust der Rahmung bzw. Sicherheiten führen, man hat nicht mehr „the world in the box“ sondern „ the box in the world“.

Ein anderer Themenbereich, der mich im Moment auch beruflich beschäftigt, war die Weiterbildung von Weiterbildnern. Dazu haben Von Hippel, Kollmannsberger Fuchs einen Vortrag unter dem Titel «Ermittlung des Fortbildungsbedarfs von Weiterbildnerinnen aus der Mikro- Meso- und Makroperspektive» und gehalten und folgende Themen identifizieren können:

  • Makrobene: Methodik, Didaktik; fachliche, inhaltliche Themen, BWL, Projektmanagement, Zielgruppenorientierung, Marketing in eigener Sache
  • Mesoebene: Zielgruppen: Lernbiographien, Akquise, Marketing, Qualitätsmanagement
  • Mikrobene: Methoden, Handlungsanleitungen, Fachliche Fortbildung, soziale & personale Kompetenzen

Interessanterweise haben Weiterbildner auf Mesoebene kein Interesse an EDV, Finanzierung, Preisgestaltung und Dozierende kein Interesse an E-Learning, Wissen über Erwachsenenbildungslandschaft. Gerade dieses mangelnde Interesse an E-Learning hat mich überrascht, da ich immer noch überzeugt bin, dass sich gerade die Weiterbildung sehr gut für den Einsatz von E-Learning eignet.

Heinz Moser stellte in seinem Vortrag «Medienkritik in den Zeiten von Web 2.0 und digital divide» leider nicht das Thema Medienkritik in den Vordergrund (weswegen ich eigentlich in dieser Session war), sondern referierte über Digital divide in social networking sites. Dabei bezog er sich auf eine amerikanische Studie von Danah Boyd, dass in myspace eher die Latino-Unterschicht und in Facebook eher die weisse Bildungsklasse repräsentiert ist. Er fasst zusammen, dass es einen technischen digital devide und einen Zugangs-divide seiner Meinung nach in Zukunft immer weniger geben wird. Es kann auch nicht von „der“ Wissenskluft ausgegangen werden, es gibt z.B. einen Alters-, Gender-, und Nutzungsgraben. Einen second digital divide wird es eher im sozialen Habitus geben, es gibt eher eine soziale Distinktion.

Wirklich spannend fand ich das Forschungsforum zum Forschenden Lernen von Johannes Wildt. Hier hat man wirklich an Forschungsfragen diskutiert, was nach all den doch eher Frontalvorträgen mit wenig Raum für Diskussionen sehr erfrischend war (trotz fortgeschrittener Zeit).

Projektinhalte und -ziele: Seit einigen Jahren wird in diversen Dokumenten zur Lehrerbildungsreform »Forschendes Lernen« als Ausbildungskonzept thematisiert, das sich für eine professionsorientierte Lehrerausbildung eignet. An einer Vielzahl von Ausbildungsstandorten werden in der Lehrerausbildung innovative Ansätze berufspraktischer Studien in unterschiedlichen Varianten unter dieser Perspektive erprobt. In diesem überregionalen Projekt werden Ansätze an zehn Standorten, einschließlich Österreich, miteinander verglichen. Die unterschiedlichen Ansätze werden auf zentrale Konzeptmerkmale hin untersucht und mit »learning outcomes« in Form von forschungsbezogenen und refl exiven Kompetenzen in Verbindung gesetzt. Für die Erhebungen wird ein Kompetenzstufenmodell als Kompetenzraster zu forschendem und refl exivem Lernen zugrunde gelegt.

Dies erst einmal ein kurzer Einblick in unterschiedliche Settings. Ich werde sicherlich noch einige Zeit brauchen, um den Input zu verdauen. Da passt es gut, dass ich erst mal ein wenig Ferien habe 🙂 .

Comments

Mandy, danke für die Zusammenfassung … klingt teilweise spannend und interessant …

UND was wichtiger ist: genieß die ferien 🙂

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