Hochschuldidaktik zwischen Foliengestaltung und Forschung

Gestern hielt Prof. Weber (Uni Bern) einen interessanten Vortrag im Rahmen eines Treffens der Arbeitsgruppe Hochschulforschung und -didaktik der Schweizer Gesellschaft für Bildungsforschung zum Thema Hochschuldidaktik und deren prekäre Lage. Zum einen liegt diese prekäre Lage daran, dass Hochschuldidaktik nach Weber eine sog. konkretisierungsbedürftige Worthülse darstelle. Es gibt unterschiedliche Arten von Hochschuldidaktik

  • Hochschuldidaktik als allgemeine Methode des Lehrens (Fach-, Hochschul- und allgemeine Didaktik)
  • Hochschuldidaktik als Thematisierung der Sozialisation an Hochschulen (Einfluss von Lehre auf die Fachbildung, „Wie wird man zum Lehrer“?)
  • Hochschuldidaktik als Thematisierung der Universitätsstruktur (vor allem Fragen hinsichtlich Bologna)

Hochschuldidaktik kann aber auch als „Reformstelle“ gesehen werden (ein Blickwinkel vor allem in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts) oder als wissenschaftlich fundierte Dienstleistung. In diesem Spannungsfeld bewegt man sich, wenn man von Hochschuldidaktik redet.

Dabei ist besonders, dass die Hochschuldidaktik in Hochschulen und somit in Expertenkulturen agiert. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Arbeit in diesen Abteilungen. Die Hochschule als Expertenorganisation zu sehen, bedeutet vor allem folgendes (Tabelle nach Weber, 2007):

Basis der Organisation disziplinäres und interdisziplinäres Wissen und Können
Erzeugung von Wissen gemäss Paradigmen und fachlichen Standards
Verteilung von Wissen dezentral (Organisation) und spezialisiert (Rollen)
Anreize Neugierde & Reputation
Arbeitsstile zwischen „urban“ und „rural“
Arbeitsbedingungen individuelle oder fachspezifische Autonomie
Arbeitsorientierung Fach ist wichtiger als die Organisation

Dadurch, dass die hochschuldidaktische Forschung in einem Bereich agiert, in dem vor allem Experten vorhanden sind, hat sie einige Schwierigkeiten, ihre Forschungsvorhaben umzusetzen und auch als kompetent wahrgenommen zu werden. Zudem haben viele hochschuldidaktische Abteilungen vor allem einen Dienstleistungsauftrag, nicht einen Forschungsauftrag. Ãœberdies liegt vor allem im Bereich ein entscheidender Nachteil auch in der Kleinheit des Landes, denn Daten aus dem hochschuldidaktischen Bereich zu anonymisieren ist sehr schwer.

Doch welche Art von Wissen liegt in der Hochschuldidaktik vor? Hier unterscheidet Weber drei Arten:

  • theoretisches Wissen (Forschung): generalisierend, wird erzeugt nach Forschungslogik, ist in theoretische Konzepte eingebunden -> „Erklärungswissen“
  • technologisches Wissen (Entwicklung): als Handlungswissen
  • Reflexionswissen (Evaluation): „Idenditätswissen“

Beim theoretischen Wissen geht es vor allem um die Kategorien „wahr/falsch“, während es beim technologischen und Reflexionswissen vor allem darum geht, ob das Wissen nützlich oder unnützlich ist. Als Forschungsparadigma kommt im Rahmen der Hochschuldidaktik vor allem anwendungsorientierte Forschung zum Einsatz. Anwendungsorientierung meint nach Weber demnach, dass die Ergebnisse eine Anwendungsmöglichkeit haben, fächerübergreifend sind und vor allem die Handlungsmöglichkeiten als wissenschaftlichen Standard haben.

Spannend fand ich, dass Herr Weber vor allem die Stolpersteine der Hochschuldidaktik benannt hat, die sich vor allem strukturell bedingt sind. Somit fällt eine Einordnung und auch ein Umgang mit ihnen leichter. Was vom Workshop blieb? Es gibt viel zu tun 😉