Studierende als Autoren?

Oft sind Studierende hinsichtlich neuer Tools eher auf dem Laufenden als Dozierende. Übrigens sind aus diesem Grund auch Hiwis bzw. Semesterassistenten so hilfreich in Projekten. Der studentische Blick auf die E-Learning-Entwicklung liefert wertvolle Hinweise, um am Puls der Zeit zu bleiben. So ist z.B. der Podcast im eCF-Projekt auf eine studentische Initiative zurückzuführen. Warum entwickeln eigentlich nicht mehr Dozierende ihr E-Learning in Zusammenarbeit mit Studierenden?
Studierende müssen endlich mehr in den Vordergrund gerückt werden, damit keine Kluft zwischen den Digital Natives und den Dozierenden entsteht. Oft machen sich Hochschullehrende Gedanken über Dinge, die für die Studierenden schon selbstverständlich sind. Warum kann man eigentlich Lernumgebungen nicht zusammen mit Studierenden entwickeln?
Es reichen 1-2 Studierende, die man nach Ihrer Meinung fragt, die Ideen einbringen können, usw. Dies würde sicherlich spannende Ansatzpunkte ergeben, Studierenden könnten von der (Fach)kompetenz der Dozierenden profitieren, Dozierende von der (Medien)kompetenz der Studierenden. Aber vielleicht kann man noch einen Schritt weitergehen: Kann man Studierende nicht einen Kurs (oder aus Zeitgründen wahrscheinlich einen Teil des Kurses) selbst erstellen lassen. Dabei wird ihnen kein Tool aufgedrängt, sondern nur Vorschläge unterbreitet. Wie Kerres nämlich schon so schön sagt: „Die Aufforderung, mit einem zum Beispiel in der Lernplattform inkludierten Diskussionsforum, Blog-, Chat- oder Konferenztool zu arbeiten, erscheint so als ob wir von den Studierenden fordern würden, sie müssten ihre Mitschriften auf kariertem Papier mit Bleistiften der Stärke HB mitschreiben und anschließend in Ordnern der Marke X archivieren.“ (Kerres, 2006, S. 7, hier).
Medienkompetent genug sind die meisten Studierenden allemal, und wenn nicht, bieten sich so neue Lernmöglichkeiten. Dann könnte man in einem problembasierten Szenario sowohl Lernumgebung (Medienkompetenz) mit Fachinhalt (Fachwissen) aufbauen.

Ein ähnliches Modell wurde an der Universität Bochum umgesetzt:

Mit dem „Projekt eTutoring“ wird in diesem Wintersemester erstmalig eine für Studierende wie Dozierende neuartige Lern- und Lehrform erprobt: Bereits in den Semesterferien wurden vierzehn Studierende der RUB aus verschiedenen Fachrichtungen zu „eTutoren“ ausgebildet, wobei sie theoretische und praktische Kompetenzen zur didaktischen Gestaltung sowie zur technischen und organisatorischen Realisierung von eLearning erwarben.
Diese neuen Kenntnisse setzen die geschulten eTutoren nun im laufenden Wintersemester in die Praxis um und beraten in 2er-und 3er-Teams Lehrende bei der gezielten Einbindung von eLearning-Elementen in ihre Veranstaltungen und unterstützen sie bei der Durchführung – von der Nutzung der Lernplattform Blackboard bis zur Entwicklung von interaktiven Aufgaben, Audioelementen und kleinen multimedialen Lernprogrammen. „Reizvoll an dem Projekt ist gerade die Möglichkeit, an der Gestaltung der Lehre beteiligt zu sein, also direkt Einfluss nehmen zu können“, so eine Studentin. An dem Projekt nehmen Lernende und Lehrende aus ganz unterschiedlichen Fächern teil, von der evangelischen Theologie und Archäologie über Deutsch als Fremdsprache und Jura bis hin zur Mathematik und Physik.

Entwickelt wurde das Modul „Projekt eTutoring“ von Stabsstelle eLearning in Zusammenarbeit mit dem Optionalbereich, dem Zentrum für Lehrerbildung , dem Studienbüro, der Universitätsbibliothek und dem Weiterbildungszentrum. Die Teilnahme stand diesmal Studierenden ab dem 3. Semester offen, die mit der Qualifizierungsphase, dem Praktikum und dem begleitenden Kolloquium 10 Credit Points erwerben; zudem wird das Modul als vermittlungswissenschaftliche Praxisphase anerkannt.
Anne Thillosen, stellvertretende Leiterin der Stabsstelle eLearning, ist überzeugt davon, dass das neuartige Konzept für alle Beteiligten ein Gewinn ist: „Die Studierenden erwerben neue Kompetenzen, von denen auch die Lehrenden profitieren können. Wir sind schon sehr gespannt darauf, welche Ideen entstehen, wenn eLearning nicht nur für Studierende, sondern auch in Zusammenarbeit mit Studierenden entwickelt wird.“ Die Projektergebnisse werden nach Semesterende im Rahmen einer Präsentation vorgestellt. Ein zweiter Durchgang des Moduls ist für das Wintersemester 2007/08 geplant. (Quelle)