Lernen Älterer mit Web 2.0 in der öffentlichen Verwaltung

Seit fast zwei Jahren (link) habe ich das Projekt „Erfahren ins Netz 2.0“ begleitet. Das Projekt widmete sich einer nicht ganz einfachen Aufgabe: Älteren Arbeitnehmern in der öffentlichen Verwaltung das Web 2.0 näher zu bringen.

Heute fand nun die Abschlussveranstaltung statt. Die Keynote dazu hielt Karin Engelhardt, Online-Managerin der Stadt Coburg. Sie berichtete über ihre Erfahrungen im Projekt „Digitale Stadtgeschichte„, in der jüngere und ältere Coburger die eigene Stadtgeschichte digital aufbereiten. Eine sehr schöne Idee und auch ein erfolgreiches Projekt – und damit auch ein gutes Beispiel zum Einsatz von Web 2.0 in der öffentlichen Verwaltung. Beispiele wie diese gibt es mittlerweile zahlreich – auch durch die eGovernment-Entwicklung vorangetrieben.

Roland Schewe, Projektleiter vom KRZN stellte in einem einführenden Vortrag den Rahmen des Projekts dar. Zentrales Ziel war es, durch eine Kombination von Kurs- und Community-Elementen älteren Mitarbeitern der kommunalen Verwaltung Kompetenz im Umgang mit Social Software näher zu bringen. Dazu haben die Teilnehmer auch individuelle Mikroprojekte mit Social Software an ihrem Arbeitsplatz umgesetzt. Eines davon wurde von Claus Arndt, Fachdienstleiter der Stadt Moers vorgestellt: ein Vertretungswiki, in dem Arbeitsanleitungen für die Vertreter/innen dokumentiert wurden. Ein anderes realisiertes Projekt ist die Facebook-Seite des Freibades in Willich.

Die Beispiele sind ein wichtiger Anfang zur Nutzung von Web 2.0 in einem nicht leichten Umfeld. So ist die Nutzung von Web 2.0 in der kommunalen Verwaltung noch immer nicht selbstverständlich. Die Gründe dafür sind vielfältig und konnten teilweise durch das Projekt identifiziert werden. So hat auch in der Verwaltung beispielsweise die Arbeitsbelastung stark zugenommen. Der Altersdurchschnitt ist hoch und wird in den nächsten Jahren auch weiter steigen. Deshalb sind gerde ältere Arbeitnehmer eine wichtige Zielgruppe für die Beschäftigung mit dem Thema Web 2.0 und Social Software. In den Evaluationsergebnissen, die Jochen Kehr von Synexa-Consult vorgestellt hat, hat sich gezeigt, dass das Alter keinen besonderen Einfluss auf die Beschäftigung mit dem Thema Web 2.0 hatte. Die Voraussetzungen waren auch bei der Zielgruppe 45+ so heterogen wie bei anderen Altersgruppen. Die Rahmenbedingungen der Verwaltung haben aber eine wichtigen Einfluss darauf, wie das Thema Web 2.0 angegangen werden kann und was Medienkompetenz in der Verwaltung bedeutet.

Was mir an diesem BMBF-Projekt besonders gut gefällt ist die Tatsache, dass durch das KRZN das Thema weiter bearbeitet wird und auch über die Projektziel hinaus entsprechende Angebote für die Kommunalverwaltungen zur Unterstützung der Kompetenzentwicklung ihrer Mitarbeiter gemacht werden. Leider gab es keine weiteren Projekte im Bereich Verwaltung im Förderprogramm „Einsatz von Web 2.0 Technologien in der beruflichen Qualifizierung“. Dabei könnten gerade von mehr Informations- und Kommunikationsangebote (über Web 2.0) in der öffentlichen Verwaltung viele Personen profitieren.

Alle einzelnen Ergebnisse des Projekts hier vorzustellen würde zu weit gehen und die Publikation vorwegnehmen, die dieses Jahr noch beim Waxmann-Verlag veröffentlich werden soll. Darauf werde ich dann sicherlich an dieser Stelle noch mal hinweisen.